Dritte Liga - die Heimat abgewrackter Traditionsvereine


Vega

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@Vega

Wird es dieses Jahr auch wieder eine Drittliga-Vorschau geben? :wavey:

Auf die Frage habe ich natürlich gewartet :D

Bin tatsächlich derzeit zeitlich sehr eingespannt, würde schon gerne was machen. Kann nix garantieren, vielleicht klappt es auch nicht direkt mit der getippten Abschlusstabelle, sondern eher so in Tendenzen wie derzeit bei dir in der 2. Liga. Muss ich mal gucken, ob es machbar ist.
 

Vega

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SpVgg Bayreuth

Rückblick: 4. September 2018. Die SpVgg Bayreuth legt in der Regionalliga Bayern einen katastrophalen Saisonstart hin, nach neun Spieltagen stehen die Oberfranken mit vier Zählern abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Wenige Monate zuvor gelang nur mit Ach und Krach der Klassenerhalt in der Relegation gegen den TSV Aubstadt - dank der Auswärtstorregel nach zwei Unentschieden. Diesmal scheint es noch deutlich enger zu werden. Als Reaktion auf den verkorksten Start entlässt der Verein Trainer Josef Albersinger - Nachfolger wird der ehemalige Bundesliga-Profi Timo Rost (Energie Cottbus). Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen sollte.

Unter Rost gelingt Bayreuth die Wende - und wird im Laufe der Zeit eine Spitzenmannschaft. Das Team legt eine Serie hin und beendet die Spielzeit auf dem neunten Tabellenplatz, der Klassenerhalt ist frühzeitig eingetütet. In der Doppelsaison 2019/2021 spielt Bayreuth bereits oben mit und wird schließlich Tabellenvierter. Die Krönung folgte in der vergangenen Saison. Bayreuth legte eine furiose Saison hin, wurde am Ende hochverdient Meister und kehrte zurück in den Profifußball, wo man zuletzt 1990 in der 2. Bundesliga gespielt hatte. Kurz ein paar Daten zur bemerkenswerten Saison: In 38 Spielen holte die Mannschaft 93 Punkte, der Tabellendritte Wacker Burghausen hatte am Ende 29 (!) Zähler Rückstand. Zwischen Oktober und April blieb das Team sechs Monate ungeschlagen. Die erste Auswärtsniederlage gab es am wertlosen letzten Spieltag (2:5 in Buchbach), zuvor gewann man 16 Spiele und holte zwei Unentschieden auf fremdem Terrain. Dennoch war der Meisterschaftskampf lange offen, denn auch die zweite Mannschaft von Bayern München spielte eine starke Saison. Ein klarer 4:0-Erfolg vor über 10.000 Zuschauern im Spitzenspiel am Ostermontag sorgte aber für deutliche Verhältnisse. Eine beeindruckende Kulisse - zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich ansonsten oft nicht einmal 1000 Zuschauer im Hans-Walter-Wild-Stadion einfanden. Am Abend des Kantersieges kam es noch zur schlimmsten Geschichte der Saison, als drei Bayreuther Spieler in der Innenstadt brutal ins Krankenhaus geprügelt wurden. Auch dadurch war wohl die anschließende 0:4-Niederlage gegen Schlusslicht Rosenheim zu erklären - am Ende ließ sich Bayreuth aber auch von diesem schockierenden Zwischenfall nicht mehr ausbremsen.

Wie so oft kam nach der Party allerdings auch der große Kater. In den letzten Wochen der Saison mehrten sich bereits die Gerüchte, dass Timo Rost den Verein am Saisonende verlassen würde, und das wurde schließlich nach dem Aufstieg auch bestätigt. Rost ist zwar nun ebenfalls in der 3. Liga unterwegs, steht aber bei Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue an der Seitenlinie. Und zur Krönung nahm der Nun-Ex-Trainer auch noch zwei Leistungsträger der abgelaufenen Spielzeit mit nach Sachsen: Tim Danhof und Ivan Knezevic taten es Rost gleich. Danhof, der auf der rechten Seite unterwegs ist, steuerte in der letzten Saison 20 Scorerpunkte (fünf Tore, 15 Vorlagen) bei, Knezevic, der in der Offensive nahezu alle Positionen spielt, war sogar an 22 Treffern unmittelbar beteiligt (neun Tore, 13 Vorlagen). Die Vorgehensweise von Rost sorgte in Bayreuth für wenig Verständnis, der Geschäftsführer kritisierte den Ex-Trainer sogar deutlich. Dem Vernehmen nach wollte Rost auch Mittelfeldspieler Benedikt Kirsch und Topscorer Alexander Nollenberger (13 Tore, 14 Vorlagen) mit ins Erzgebirge nehmen, beide konnten jedoch gehalten werden. Weniger ins Gewicht gefallen sind dagegen die Abgänge von Routinier Anton Makarenko (in die Landesliga), David Pfeil (vereinslos) und Chris Wolf (Karriereende), so dass der Kern des Aufstiegs-Kaders doch zusammengeblieben ist.

Aufmerksamen Lesern dieses Textes dürfte aufgefallen sein, dass Bayreuth im Sommer einen neuen Trainer benötigte. Diesen fand der Verein schließlich etwas überraschend in Thomas Kleine. Der ehemalige Innenverteidiger, der vor allem viele Jahre für Greuther Fürth spielte, aber auch bei Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Hannover 96 unter Vertrag stand, war zuletzt fünf Jahre Co-Trainer bei Fortuna Düsseldorf. Erfahrung als Cheftrainer einer Herrenmannschaft sammelte Kleine zwischen 2015 und 2017 bei der zweiten Mannschaft von Fürth, die dritte Liga ist für ihn aber wie für den Großteil der Mannschaft ebenfalls Neuland.

Den Abgängen stehen Bayreuth bis dato sieben Neuzugänge gegenüber. Während Stürmer Felix Landgraf aus der eigenen Jugend aufrückte, suchte der Verein offensichtlich nach Akteuren, die zumindest etwas Drittliga-Erfahrung mitbringen. Für die rechte Seite - als Danhof-Ersatz - kamen Moritz Heinrich (Würzburger Kickers) und Luke Hemmerich (Preußen Münster). Heinrich ist dabei eher der offensivere Part, während Hemmerich in der Regel als Rechtsverteidiger spielt. Mit 129 Einsätzen (13 Tore) ist Heinrich in jedem Fall mit deutlichem Abstand der Spieler im Bayreuther Kader mit der meisten Drittliga-Erfahrung, Hemmerich lief hier 49 Mal auf. Ebenfalls neu im Team sind Martin Thomann (1. FC Schweinfurt), der mit muskulären Problemen allerdings fast die ganze letzte Saison verpasste, Youngster Patrick Scheder (Carl Zeiss Jena) und Eroll Zejnullahu. Der offensive Mittelfeldspieler galt einst bei Union Berlin als großes Talent, stand immerhin auch schon 79 Mal in der 2. Bundesliga auf dem Rasen. In den letzten Jahren konnte er seine Vorschusslorbeeren aber nicht mehr bestätigen, nach einer Station beim Berliner AK in der Regionalliga Nordost könnte das nun seine letzte Chance im Profifußball sein. Außerdem wechselte Tim Latteier vom 1. FC Nürnberg nach Oberfranken, der Mittelfeldmann gehörte zwar offiziell zum Profikader des Clubs, spielte im Vorjahr aber nur in der Regionalliga-Reserve.

Was hat der Kader sonst zu bieten? Innenverteidiger Felix Weber war einst Kapitän bei 1860 München und stieg mit den Löwen in die 3. Liga auf. Nicolas Andermatt, im zentralen/defensiven Mittelfeld zu Hause spielte zwei Jahre für den SV Meppen, kam aufgrund seiner eklatanten Geschwindigkeitsdefizite in der 3. Liga trotz aller fußballerischer Qualität regelmäßig an seine Grenzen. Qualität bringt Offensivmann Daniel Steininger mit, der in Fürth, Magdeburg und Regensburg rund 50 Mal jeweils in der 2. und 3. Liga auflief. Bekanntester Spieler aus dem bisherigen Kader dürfte aber Markus Ziereis sein. Der 29-jährige Angreifer ist in der Regionalliga Bayern schon fast eine Art Legende, knipst er dort doch Jahr für Jahr herausragend. Er stieg mit Regensburg, 1860 und nun Bayreuth auf, in 126 RL-Bayern-Spielen schoss er 78 Tore, auch im Vorjahr war er mit 21 Treffern der beste Knipser Bayreuths. Es gibt nur ein Problem: In der 3. Liga konnte Ziereis seine Torjäger-Qualitäten noch nie unter Beweis stellen. In immerhin 58 Einsätzen steht ein jämmerliches Tor zu Buche, natürlich viel zu wenig für einen typischen Angreifer wie er es ist. Doch wer weiß: Vielleicht platzt ja der Knoten, wenn er weiterhin das unumstrittene Vertrauen genießt.

Kleiner Randaspekt: Die Kapazität des Hans-Walter-Wild-Stadion wird derzeit noch mit 21.000 Zuschauern angegeben - ist aber deutlich veraltet. Das Stadion war bis dato nicht komplett drittligatauglich, der Verein muss(te) einige Bedingungen erfüllen. Der Klub zeigte sich zuletzt zwar optimistisch, dass die nötigen Voraussetzungen rechtzeitig geschaffen sein werden. Sollte der DFB allerdings nicht sofort grünes Licht geben, müsste Bayreuth zunächst ausweichen - und zwar in das fast 200 Kilometer entfernte Steigerwaldstadion von Rot-Weiß Erfurt.

Ich freue mich auf die Spielvereinigung Bayreuth, weil der Verein einen neuen Farbtupfer in die Liga bringt und die wenigsten Teams in den letzten 30 Jahren auch nur ansatzweise Berührungspunkte mit den Oberfranken hatten. Bleibt zu hoffen, dass auch wirklich dauerhaft in Bayreuth gespielt werden kann. Der Klub spielte eine beeindruckende Aufstiegs-Saison, musste aber in Danhof, Knezevic und natürlich allen voran Rost drei wesentliche Eckpfeiler des Erfolges ziehen lassen. Kleine als neuer Coach ist für mich schwer einzuschätzen, immerhin bringt er reichlich Erfahrung als Spieler mit. Dennoch bin ich vom Team auf Drittliga-Niveau nicht wirklich überzeugt, die RL Bayern gehört ja auch tendenziell zu den schwächeren Ligen in der Breite - auch wenn die Aufsteiger aus Bayern eigentlich zumeist gute Ergebnisse erzielt hatten. Wenn Ziereis nicht plötzlich zum guten Drittliga-Stürmer wird, dann könnte es in der Offensive eng werden, auch Nollenberger muss sich an das Niveau erst einmal gewöhnen. Weber und Andermatt kennen zwar die Liga, haben aber Tempodefizite. Bayreuth ist für mich ein klarer Abstiegskandidat, nach einem Jahr ist wieder Schluss. Platz 20.
 

Hans A. Jan

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https://www.kicker.de/908476/artike...-dynamo-muss-300-000-euro-geldstrafe-bezahlen
Für einen Drittligisten verdammt viel Geld, aber irgendwie hat sich der Verein das verdient. Gehören ja nicht nur die paar Fans dazu die es ins Stadion bringen, sondern auch die Ordner die das zulassen und die Augen zu machen.

Ich will jetzt gar nicht groß auf Dynamo eingehen, ob man die mag oder nicht... aber diese Strafe ist einfach nur noch absurd. Ähnlich hoch hat es ja Köln und den HSV getroffen, bei uns fehlt meine ich auch noch eine große Rechung für den letzten Spieltag. Das immer noch kein namhafter Großclub versucht hat, auf zivilem Wege dagegen vorzugehen. 300 k für Pyro, das steht doch in keinem vernünftigen Verhältnis mehr.
 

Murphy

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Ich will jetzt gar nicht groß auf Dynamo eingehen, ob man die mag oder nicht... aber diese Strafe ist einfach nur noch absurd. Ähnlich hoch hat es ja Köln und den HSV getroffen, bei uns fehlt meine ich auch noch eine große Rechung für den letzten Spieltag. Das immer noch kein namhafter Großclub versucht hat, auf zivilem Wege dagegen vorzugehen. 300 k für Pyro, das steht doch in keinem vernünftigen Verhältnis mehr.

Das Argument der Wiederholungstat würde natürlich auf Dynamo zutreffen, aber 300k sieht schon aus wie ein sehr großes Exempel, getreu dem Motto, wir wollen euch im elitären Club des Profifußballs nicht haben, unabhängig von den Idioten.
 

Hans A. Jan

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Das sind ja in der 3. Liga 2 oder 3 gute Kaderstellen. Und geht Richtung existenzieller Bedrohung. Letztlich steht auch die Frage, ob diese dämlichen Relegationsspiele nicht auch dieses Feuer und die Reaktionen anfachen.
 

Steigerwald

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SpVgg Bayreuth

Rückblick: 4. September 2018. Die SpVgg Bayreuth legt in der Regionalliga Bayern einen katastrophalen Saisonstart hin, nach neun Spieltagen stehen die Oberfranken mit vier Zählern abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Wenige Monate zuvor gelang nur mit Ach und Krach der Klassenerhalt in der Relegation gegen den TSV Aubstadt - dank der Auswärtstorregel nach zwei Unentschieden. Diesmal scheint es noch deutlich enger zu werden. Als Reaktion auf den verkorksten Start entlässt der Verein Trainer Josef Albersinger - Nachfolger wird der ehemalige Bundesliga-Profi Timo Rost (Energie Cottbus). Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen sollte.

Unter Rost gelingt Bayreuth die Wende - und wird im Laufe der Zeit eine Spitzenmannschaft. Das Team legt eine Serie hin und beendet die Spielzeit auf dem neunten Tabellenplatz, der Klassenerhalt ist frühzeitig eingetütet. In der Doppelsaison 2019/2021 spielt Bayreuth bereits oben mit und wird schließlich Tabellenvierter. Die Krönung folgte in der vergangenen Saison. Bayreuth legte eine furiose Saison hin, wurde am Ende hochverdient Meister und kehrte zurück in den Profifußball, wo man zuletzt 1990 in der 2. Bundesliga gespielt hatte. Kurz ein paar Daten zur bemerkenswerten Saison: In 38 Spielen holte die Mannschaft 93 Punkte, der Tabellendritte Wacker Burghausen hatte am Ende 29 (!) Zähler Rückstand. Zwischen Oktober und April blieb das Team sechs Monate ungeschlagen. Die erste Auswärtsniederlage gab es am wertlosen letzten Spieltag (2:5 in Buchbach), zuvor gewann man 16 Spiele und holte zwei Unentschieden auf fremdem Terrain. Dennoch war der Meisterschaftskampf lange offen, denn auch die zweite Mannschaft von Bayern München spielte eine starke Saison. Ein klarer 4:0-Erfolg vor über 10.000 Zuschauern im Spitzenspiel am Ostermontag sorgte aber für deutliche Verhältnisse. Eine beeindruckende Kulisse - zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich ansonsten oft nicht einmal 1000 Zuschauer im Hans-Walter-Wild-Stadion einfanden. Am Abend des Kantersieges kam es noch zur schlimmsten Geschichte der Saison, als drei Bayreuther Spieler in der Innenstadt brutal ins Krankenhaus geprügelt wurden. Auch dadurch war wohl die anschließende 0:4-Niederlage gegen Schlusslicht Rosenheim zu erklären - am Ende ließ sich Bayreuth aber auch von diesem schockierenden Zwischenfall nicht mehr ausbremsen.

Wie so oft kam nach der Party allerdings auch der große Kater. In den letzten Wochen der Saison mehrten sich bereits die Gerüchte, dass Timo Rost den Verein am Saisonende verlassen würde, und das wurde schließlich nach dem Aufstieg auch bestätigt. Rost ist zwar nun ebenfalls in der 3. Liga unterwegs, steht aber bei Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue an der Seitenlinie. Und zur Krönung nahm der Nun-Ex-Trainer auch noch zwei Leistungsträger der abgelaufenen Spielzeit mit nach Sachsen: Tim Danhof und Ivan Knezevic taten es Rost gleich. Danhof, der auf der rechten Seite unterwegs ist, steuerte in der letzten Saison 20 Scorerpunkte (fünf Tore, 15 Vorlagen) bei, Knezevic, der in der Offensive nahezu alle Positionen spielt, war sogar an 22 Treffern unmittelbar beteiligt (neun Tore, 13 Vorlagen). Die Vorgehensweise von Rost sorgte in Bayreuth für wenig Verständnis, der Geschäftsführer kritisierte den Ex-Trainer sogar deutlich. Dem Vernehmen nach wollte Rost auch Mittelfeldspieler Benedikt Kirsch und Topscorer Alexander Nollenberger (13 Tore, 14 Vorlagen) mit ins Erzgebirge nehmen, beide konnten jedoch gehalten werden. Weniger ins Gewicht gefallen sind dagegen die Abgänge von Routinier Anton Makarenko (in die Landesliga), David Pfeil (vereinslos) und Chris Wolf (Karriereende), so dass der Kern des Aufstiegs-Kaders doch zusammengeblieben ist.

Aufmerksamen Lesern dieses Textes dürfte aufgefallen sein, dass Bayreuth im Sommer einen neuen Trainer benötigte. Diesen fand der Verein schließlich etwas überraschend in Thomas Kleine. Der ehemalige Innenverteidiger, der vor allem viele Jahre für Greuther Fürth spielte, aber auch bei Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Hannover 96 unter Vertrag stand, war zuletzt fünf Jahre Co-Trainer bei Fortuna Düsseldorf. Erfahrung als Cheftrainer einer Herrenmannschaft sammelte Kleine zwischen 2015 und 2017 bei der zweiten Mannschaft von Fürth, die dritte Liga ist für ihn aber wie für den Großteil der Mannschaft ebenfalls Neuland.

Den Abgängen stehen Bayreuth bis dato sieben Neuzugänge gegenüber. Während Stürmer Felix Landgraf aus der eigenen Jugend aufrückte, suchte der Verein offensichtlich nach Akteuren, die zumindest etwas Drittliga-Erfahrung mitbringen. Für die rechte Seite - als Danhof-Ersatz - kamen Moritz Heinrich (Würzburger Kickers) und Luke Hemmerich (Preußen Münster). Heinrich ist dabei eher der offensivere Part, während Hemmerich in der Regel als Rechtsverteidiger spielt. Mit 129 Einsätzen (13 Tore) ist Heinrich in jedem Fall mit deutlichem Abstand der Spieler im Bayreuther Kader mit der meisten Drittliga-Erfahrung, Hemmerich lief hier 49 Mal auf. Ebenfalls neu im Team sind Martin Thomann (1. FC Schweinfurt), der mit muskulären Problemen allerdings fast die ganze letzte Saison verpasste, Youngster Patrick Scheder (Carl Zeiss Jena) und Eroll Zejnullahu. Der offensive Mittelfeldspieler galt einst bei Union Berlin als großes Talent, stand immerhin auch schon 79 Mal in der 2. Bundesliga auf dem Rasen. In den letzten Jahren konnte er seine Vorschusslorbeeren aber nicht mehr bestätigen, nach einer Station beim Berliner AK in der Regionalliga Nordost könnte das nun seine letzte Chance im Profifußball sein. Außerdem wechselte Tim Latteier vom 1. FC Nürnberg nach Oberfranken, der Mittelfeldmann gehörte zwar offiziell zum Profikader des Clubs, spielte im Vorjahr aber nur in der Regionalliga-Reserve.

Was hat der Kader sonst zu bieten? Innenverteidiger Felix Weber war einst Kapitän bei 1860 München und stieg mit den Löwen in die 3. Liga auf. Nicolas Andermatt, im zentralen/defensiven Mittelfeld zu Hause spielte zwei Jahre für den SV Meppen, kam aufgrund seiner eklatanten Geschwindigkeitsdefizite in der 3. Liga trotz aller fußballerischer Qualität regelmäßig an seine Grenzen. Qualität bringt Offensivmann Daniel Steininger mit, der in Fürth, Magdeburg und Regensburg rund 50 Mal jeweils in der 2. und 3. Liga auflief. Bekanntester Spieler aus dem bisherigen Kader dürfte aber Markus Ziereis sein. Der 29-jährige Angreifer ist in der Regionalliga Bayern schon fast eine Art Legende, knipst er dort doch Jahr für Jahr herausragend. Er stieg mit Regensburg, 1860 und nun Bayreuth auf, in 126 RL-Bayern-Spielen schoss er 78 Tore, auch im Vorjahr war er mit 21 Treffern der beste Knipser Bayreuths. Es gibt nur ein Problem: In der 3. Liga konnte Ziereis seine Torjäger-Qualitäten noch nie unter Beweis stellen. In immerhin 58 Einsätzen steht ein jämmerliches Tor zu Buche, natürlich viel zu wenig für einen typischen Angreifer wie er es ist. Doch wer weiß: Vielleicht platzt ja der Knoten, wenn er weiterhin das unumstrittene Vertrauen genießt.

Kleiner Randaspekt: Die Kapazität des Hans-Walter-Wild-Stadion wird derzeit noch mit 21.000 Zuschauern angegeben - ist aber deutlich veraltet. Das Stadion war bis dato nicht komplett drittligatauglich, der Verein muss(te) einige Bedingungen erfüllen. Der Klub zeigte sich zuletzt zwar optimistisch, dass die nötigen Voraussetzungen rechtzeitig geschaffen sein werden. Sollte der DFB allerdings nicht sofort grünes Licht geben, müsste Bayreuth zunächst ausweichen - und zwar in das fast 200 Kilometer entfernte Steigerwaldstadion von Rot-Weiß Erfurt.

Ich freue mich auf die Spielvereinigung Bayreuth, weil der Verein einen neuen Farbtupfer in die Liga bringt und die wenigsten Teams in den letzten 30 Jahren auch nur ansatzweise Berührungspunkte mit den Oberfranken hatten. Bleibt zu hoffen, dass auch wirklich dauerhaft in Bayreuth gespielt werden kann. Der Klub spielte eine beeindruckende Aufstiegs-Saison, musste aber in Danhof, Knezevic und natürlich allen voran Rost drei wesentliche Eckpfeiler des Erfolges ziehen lassen. Kleine als neuer Coach ist für mich schwer einzuschätzen, immerhin bringt er reichlich Erfahrung als Spieler mit. Dennoch bin ich vom Team auf Drittliga-Niveau nicht wirklich überzeugt, die RL Bayern gehört ja auch tendenziell zu den schwächeren Ligen in der Breite - auch wenn die Aufsteiger aus Bayern eigentlich zumeist gute Ergebnisse erzielt hatten. Wenn Ziereis nicht plötzlich zum guten Drittliga-Stürmer wird, dann könnte es in der Offensive eng werden, auch Nollenberger muss sich an das Niveau erst einmal gewöhnen. Weber und Andermatt kennen zwar die Liga, haben aber Tempodefizite. Bayreuth ist für mich ein klarer Abstiegskandidat, nach einem Jahr ist wieder Schluss. Platz 20.

Hm, sehe ich anders. Ich denke und hoffe dass Bayreuth drin bleibt. Wenn dem nicht so wäre, würde die Welt nicht untergehen, denn das Ziel sollte sein, sich langfristig im Profifussball zu etablieren. Aber Oldenburg, Verl und Konsorten sind keineswegs deutlich besert besetzt. Mot dem nötigen Zusammenhalt, sehe ich den Klaseenerhalt in Reichweite.
 

Vega

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Das sind ja in der 3. Liga 2 oder 3 gute Kaderstellen. Und geht Richtung existenzieller Bedrohung. Letztlich steht auch die Frage, ob diese dämlichen Relegationsspiele nicht auch dieses Feuer und die Reaktionen anfachen.

Dafür hat Dresden ja auch zwei Millionen für Königsdörffer und Daferner gekriegt :D

Zweiter Satz: Volle Zustimmung.
 

Vega

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Hm, sehe ich anders. Ich denke und hoffe dass Bayreuth drin bleibt. Wenn dem nicht so wäre, würde die Welt nicht untergehen, denn das Ziel sollte sein, sich langfristig im Profifussball zu etablieren. Aber Oldenburg, Verl und Konsorten sind keineswegs deutlich besert besetzt. Mot dem nötigen Zusammenhalt, sehe ich den Klaseenerhalt in Reichweite.

Ich habe tatsächlich auf deine Antwort gewartet :D Irgendjemand muss halt ganz unten hin. Ich halte Bayreuth bspw. definitiv für stärker als Havelse im Vorjahr, ergo ich sehe den 20. Platz längst nicht so klar wie letzte Saison. Da gibt es definitiv einige Kandidaten für die unteren Plätze, das kann da auch schön durchgewürfelt werden.
 

Vega

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FSV Zwickau

Und jährlich grüßt das Murmeltier, könnten sich einige Fans des FSV Zwickau in den letzten Wochen gedacht haben. Wie schon häufiger in den vergangenen Jahren stand die Drittliga-Lizenz am Saisonende auf der Kippe. Ende Mai hieß es, dass die Sachsen binnen weniger Tage 400.000 Euro zusammenkriegen müssen, ansonsten wäre es das gewesen. Da ich diese Zeilen hier gerade tippe, dürfte der kundige Beobachter schon erahnen, dass es letztlich doch mit der Lizenz klappte. Dennoch: Der finanzielle Spielraum in Zwickau ist wieder einmal eng, vielleicht so eng wie nie zuvor - im immerhin bereits siebten Jahr in Folge, das Zwickau nun in der 3. Liga bestreitet, obwohl man Jahr für Jahr zu den Abstiegskandidaten gehört.

Aber mit dem Abstiegskampf hatte Zwickau in der letzten Saison eigentlich nicht viel zu tun. Die komplette Spielzeit hielt man sich konstant zwischen dem 10. und 16. Platz auf - unter dem Strich landete die Mannschaft von Joe Enochs nie. Immer dann, wenn es eng zu werden drohte, konnte Zwickau wichtige Siege landen - auch das ist ein Muster, das sich durch Enochs' immerhin bereits vierjährige Amtszeit (damit ist er der dienstälteste Trainer der Liga) zieht. Und wie immer bestach das Zwickauer Spiel vor allem durch Körperlichkeit, Robustheit und generell eine unbequeme Spielweise - was wirklich nicht negativ gemeint ist. Aber der FSV verkörpert wohl seit Jahren die typisch kämpferischen Tugenden, die es im Abstiegskampf braucht, wohl wie keine andere Mannschaft. Am Ende stand zum zweiten Mal in Folge der vollkommen zufriedenstellende zehnte Platz, gekrönt durch einen 7:0-Sieg im letzten Spiel gegen Würzburg.

Dennoch: Die finanziell angespannte Situation, der niedrigere Etat spiegeln sich bis dato auch auf dem Transfermarkt wider. Große Sprünge kann Zwickau nicht machen. Immerhin ein Erfolg war die Vertragsverlängerung von Torhüter und Publikumsliebling Johannes Brinkies, bei dem es zwischenzeitlich so aussah, als würde er den Verein nach sechs Jahren verlassen. Verlassen haben den Klub dagegen Innenverteidiger Steffen Nkansah und Linksverteidiger Marco Schikora, der aber auch im defensiven Mittelfeld spielen kann. Beide zog es zu Erzgebirge Aue, beide waren Leistungsträger. Vor allem Schikora legte mit fünf Toren und drei Vorlagen eine herausragende Saison für einen Defensivspieler hin. Nkansahs Innenverteidiger-Kollege Max Reinthaler ging zum SV Wehen Wiesbaden, in Marius Hauptmann (VfB Lübeck, zwei Tore), Lars Lokotsch (Fortuna Köln, drei Tore) und Manfred Starke (VfB Oldenburg, drei Tore) gingen weitere Spieler, die zumindest ab und an für Tore gut waren. Neben Lokotsch zog es auch Dustin Willms in die Kölner Südstadt, Luca Horn kehrte nach seiner Leihe zu Hansa Rostock zurück, Ersatz-Torhüter Matti Kamenz wechselte nach Greifswald, zudem sind Anthony Syhre und Marcel Hilßner weg.

Das schmale Budget sorgt aber auch dafür, dass die Westsachsen auf dem Transfermarkt keine wirklichen Sprünge machen konnten. Der Großteil der bisherigen sieben Neuzugänge kommt aus niedrigeren Klassen - abgesehen von Robert Herrmann und Lukas Krüger. Herrmann kam von Absteiger Würzburger Kickers immerhin mit sieben Scorerpunkten im Vorjahr, Krüger spielte die vergangenen beiden Jahre beim SV Meppen. Der Angreifer absolvierte dort 56 Drittliga-Spiele, erzielte aber bloß vier Treffer und bereitete zwei Tore vor. Und ehrlich gesagt muss ich sagen, dass mich selten ein Spieler im Dress meines Lieblingsvereins derart aufgeregt und frustriert hat wie Krüger. Ich hätte es zugegebenermaßen nicht für möglich gehalten, dass er erneut in der 3. Liga unterkommt - ein eindrucksvolles Bewerbungsschreiben hatte er dafür definitiv nicht abgegeben.

Den Aderlass in der Innenverteidigung soll Robin Ziegele auffangen. Er kommt von Preußen Münster und spielte immerhin für Eintracht Braunschweig bereits zweit- und drittklassig. Für die übrigen Neuzugänge ist die dritte Liga aber Neuland. Noah Shawn Agbaje - linkes Mittelfeld - erzielte für Wacker Burghausen in der letzten Saison sechs Tore und 13 Vorlagen. Leonhard von Schroetter war Stammspieler beim FSV Frankfurt, er kann sowohl innen als auch rechts verteidigen. Lucas Hiemann (Optik Rathenow) wird hinter Brinkies als Ersatztorwart auf der Bank sitzen und auch Till Streller, der aus der U19 des SV Darmstadt kommt, dürfte erst einmal wenig Einsatzchancen erhalten.

Immerhin: Dominic Baumann, im Vorjahr mit elf Treffern gefährlichster FSV-Torschütze, bleibt den Schwänen weiterhin erhalten. Johan Gomez hatte auch ein vielversprechendes erstes Jahr und ergänzte sich im Angriff gut mit Baumann. Und dann wäre da natürlich auch noch Ronny König, der mittlerweile 39 Jahre alt ist aber immer noch nicht genug hat. Mit seiner Größe ist er weiterhin für jeden Verteidiger insbesondere im Luftduell extrem schwer zu verteidigen, zudem absolvierte König auch zuletzt noch 34 Spiele (fünf Tore). Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte wurden das aber immer häufiger Kurzeinsätze - auch der "King" muss natürlich irgendwann seinem Alter Tribut zollen.

Es ist der Klassiker: Bei der Frage nach den Abstiegskandidaten ist der FSV Zwickau Jahr für Jahr vorne mit dabei, um den so genannten Experten dann aber im Nachhinein die lange Nase zu zeigen. Ob das dieses Jahr erneut klappt? Ich habe Zweifel. Die Unruhe zuletzt war groß, der Kader musste wirklich ausbluten. Es ist durchaus auch möglich, dass finanzielle Sorgen im Saisonverlauf für weiteres Chaos sorgen. Bei Agbaje und von Schroetter muss man hoffen, dass sie sich schnell zurechtfinden, Ziegele ist im Vergleich zu Nkansah und Reinthaler sicherlich eine Schwächung. Es würde mich nicht wundern, wenn es Enochs diesmal nicht schafft, einer vorzeitigen Entlassung von der Schippe zu springen. Sollte Zwickau erneut (insbesondere so souverän wie zuletzt) der Klassenerhalt gelingen, wäre das (mal wieder) eine herausragende Leistung. Aber dazu wird es nicht kommen. Platz 19.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 14419

Guest
Ich will jetzt gar nicht groß auf Dynamo eingehen, ob man die mag oder nicht... aber diese Strafe ist einfach nur noch absurd. Ähnlich hoch hat es ja Köln und den HSV getroffen, bei uns fehlt meine ich auch noch eine große Rechung für den letzten Spieltag. Das immer noch kein namhafter Großclub versucht hat, auf zivilem Wege dagegen vorzugehen. 300 k für Pyro, das steht doch in keinem vernünftigen Verhältnis mehr.

Auf zivilen Rechtsweg dagegen vorzugehen wird nicht viel Aussicht auf Erfolg haben:

 

Vega

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SC Freiburg II

Denkt man über die größten Überraschungen der vergangenen Drittliga-Saison nach, kommt einem auch recht schnell der SC Freiburg II in den Sinn. Die "kleinen" Breisgauer spielten zum ersten Mal in der 3. Liga und galten von Vornerein auch als großer Abstiegskandidat. Ein gewisser User auf sportforen.de soll den SCF in seiner Saisonvorschau des vergangenen Jahres auf den 18. Platz getippt haben, munkelt man. Doch aus den gröbsten Abstiegssorgen hielt sich die Mannschaft von Thomas Stamm heraus, analog zu Zwickau belegte das Team nie einen Platz unter dem Strich. Der Start in die Saison verlief zwar mühsam, doch spätestens durch den 1:0-Erfolg in Meppen am achten Spieltag war man in der Liga angekommen. Letztlich wurde die Saison mit 47 Punkten als Tabellenelfter abgeschlossen - eine starke Bilanz.

Erst recht, wenn man auf die Anzahl der geschossenen Tore blickt. Nur 34 Mal in 36 Spielen durften die Breisgauer jubeln - schlechter war bloß der TSV Havelse. Wenn allerdings sechs der zwölf Saisonsiege 1:0 ausgehen, reicht das eben für eine starke Punkteausbeute - und belegt eben die ganz große Stärke der Freiburger in der abgelaufenen Spielzeit: 42 Gegentore wurden nur von den drei Aufsteigern und Waldhof Mannheim unterboten. Freiburg war zäh zu bespielen und für eine junge zweite Mannschaft ungewöhnlich effizient - insbesondere dank Torjäger Vincent Vermeij. Der 27-Jährige gehört zu den erfahrenen Spielern in der Mannschaft, sein Wechsel aus Duisburg im letzten Sommer verwunderte zunächst, sollte sich aber voll auszahlen. Der Niederländer verpasste zwar vor allem zu Saisonbeginn einige Spiele bzw. war häufiger lediglich Joker. Dennoch traf er regelmäßig, hatte schließlich elf Saisontore auf dem Konto stehen und durfte sich sogar über sein Bundesliga-Debüt freuen. Vermeij wird auch in der kommenden Saison auf Torejagd gehen und ein ganz wichtiger Faktor für den Sportclub sein.

Das Los von zweiten Mannschaften, im Sommer reichlich Bewegung im Kader zu haben, hat die Freiburger auch in diesem Sommer erwischt. Marvin Pieringer (Schalke) und Carlo Boukhalfa (erst Regensburg, jetzt St. Pauli), die im Vorjahr verliehen waren, sind endgültig in höhere Ligen gewechselt. Die starken Leistungen von Mittelfeldspieler Enzo Leopold sind Hannover 96 nicht verborgen geblieben und Angreifer Emilio Kehrer, der sieben Scorerpunkte beisteuerte, spielt nun für Cercle Brügge in der ersten belgischen Liga. Robert Wagner, der morgen seinen 19. Geburtstag feiert, wurde vom Sportclub selbst in die erste Mannschaft gehoben - er wird aber bestimmt auch mal in der Reserve auflaufen. Liga-intern wechselten Innenverteidiger Claudio Kammerknecht (Dynamo Dresden) und Linksverteidiger Sascha Risch (SV Meppen). Weniger ins Gewicht fallen die Abgänge von Maximilian Dietz (Fürth II), Alexander Bazdrigiannis, Jacob Engel (beide 1. FC Schweinfurt) und Stefan Ilic (SSV Ulm). Patrick Kammerbauer, Julius Tauriainen und Lars Hunn haben noch keinen neuen Vertrag, Routinier Johannes Flum beendete seine Karriere.

Blutjung sind derweil die Neuzugänge - zumindest der Großteil. Mika Baur sammelte mit 17 Jahren bereits in der Vorsaison Drittliga-Erfahrung in Freiburg, Philp Fahrner, Felix Allgaier und Torhüter Laurin Mack rücken ebenfalls aus der eigenen U19 in den Kader auf. Aus der U19 des VfB Stuttgart kam Linksaußen Davino Knappe, etwas exotisch wirkt die Verpflichtung des Finnen Oscar Wiklöf vom finnischen Erstligisten IFK Mariehamm.

Waren diese Neuzugänge bislang allesamt unter 20, hat Alexander Prokopenko dieses Alter immerhin schon erreicht. Der Linksaußen spielte im Vorjahr für Carl Zeiss Jena und erzielte drei Tore. Ebenfalls neu dabei im Kader ist Mittelfeldmann Julian Stark. Der 21-Jährige spielte in den vergangenen Jahren beim 1. FC Heidenheim - wobei "spielen" euphemistisch ausgedrückt ist. Er lief nur dreimal in der 2. Liga auf, nun soll es mit dem Durchbruch klappen. Dort hat Maximilian Breunig schon seine ersten Duftmarken gesetzt: Der Angreifer war bei Absteiger Würzburger Kickers einer der wenigen Lichtblicke - insgesamt kommt er auf sechs Tore in 33 Drittliga-Spielen, Talent hat Breunig in jedem Fall - und er könnte sich mit Vermeij gut ergänzen. Zu guter Letzt holte sich der SCF dann doch noch Erfahrung ins Boot: Nach neun Jahren kehrte Mittelfeldmann Patrick Lienhard zurück in den Breisgau, der 30-Jährige spielte zuletzt für den FC Homburg und hat in über 200 Regionalliga-Südwest-Spielen 31 Tore und 36 Vorlagen erzielt.

Wenn wir uns an platte Floskeln halten wollen, könnte man jetzt sagen: Das zweite Jahr ist immer das schwerste. Vielleicht ist in diesem Fall aber etwas Wahrheit dran: Die Top-Talente haben Freiburg jetzt teilweise in höhere Sphären verlassen, wie die neuen Youngster einzuschätzen sind, ist immer schwierig, zu beurteilen. Freiburg hat im Vorjahr häufig aus sehr wenig sehr viel gemacht - ob das in dieser Form erneut machbar ist, bleibt abzuwarten. Klar ist auch, dass es für einen Klub wie den SCF kein Drama wäre, wenn die Reserve wieder in die Regionalliga geht. Als Entwicklungsplattform wird die Liga aber natürlich sehr gerne mitgenommen. Vielleicht wird der SC Freiburg II für mich das, was Jahn Regensburg für @John Lennon ist, aber - jährlich grüßt das Murmeltier - Freiburg geht wieder auf Platz 18 runter.
 

Vega

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VfB Oldenburg

25 Jahre ist es her, dass der VfB Oldenburg das letzte Mal im deutschen Profifußball vertreten war. In der Saison 1996/1997 stiegen die Huntestädter sang- und klanglos aus der 2. Bundesliga ab, Anfang der 90er-Jahre hatte man den Aufstieg in die Bundesliga unter einem gewissen Manager Rudi Assauer nur haarscharf verpasst. Es folgte ein Niedergang mitsamt Insolvenz durch Regional- und Oberliga, insgesamt sieben Jahre waren die Niedersachsen sogar nur noch fünftklassig. Häufig an der Seite in dieser Zeit war Dauerrivale SV Meppen. Doch in der letzten Saison platzte der Knoten: Unter Dario Fossi, der 2020 das Amt übernahm, spielte der VfB eine bärenstarke Saison, wurde völlig verdient Meister der Regionalliga Nord und setzte sich schließlich gegen sein Nordost-Pendant BFC Dynamo in zwei Relegationsspielen durch. 12.000 Zuschauer bejubelten Anfang Juni in Oldenburg den Aufstieg. Heißt: Wie die SpVgg Bayreuth spielt der VfB in dieser Saison zum ersten Mal in der 3. Liga.

Dass der Umweg über die Relegation angetreten werden musste, hat für Oldenburg aber auch einen nicht zu unterschätzenden Nachteil. Denn die anderen 19 Teams der Liga konnten zum Teil deutlich früher mit den Planungen für die neue Saison beginnen. Da der VfB finanziell auch nicht auf Rosen gebettet ist, erschwerte das durchaus die Personalplanungen. Immerhin: Nennenswerte oder schmerzhafte Abgänge gibt es (bislang) keine. Diyar Saka (Holstein Kiel II), Theo Janotta und Noah Koch (beide VfL Oldenburg) sowie Maik Lukowicz, der viele Jahre im Oldenburger Sturm spielte, waren weit davon entfernt, im Vorjahr Leistungsträger zu sein.

Auf dem Transfermarkt kann Oldenburg keine großen Sprünge machen, dennoch gab es bis dato sieben externe Transfers, die zumindest teilweise auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen haben. Bekanntester Neuzugang ist sicherlich Sebastian Mielitz. Der frühere Torwart von Werder Bremen und Greuther Fürth wollte wieder zurück in die Region und wechselte vom dänischen Zweitligisten FC Helsingör. Mielitz bringt jede Menge Erfahrung mit, dennoch sorgte seine Verpflichtung in Oldenburg zunächst für Verwunderung. Denn der bisherige Stammtorhüter Pelle Boevink spielte eine fantastische Saison in der Regionalliga und ist im Verein und bei den Fans beliebt. Allerdings gab es zuletzt auch Gerüchte um ein Interesse aus St. Pauli und Paderborn am Niederländer - gut möglich also, dass sich diesbezüglich noch etwas tut und Boevink den Verein noch verlässt. Andernfalls dürfte Mielitz seinen Stammplatz nicht zwingend sicher haben.

Erfahrung bringen auch Oliver Steurer (MSV Duisburg) und Manfred Starke (FSV Zwickau) mit. Beide kennen die 3. Liga gut, Innenverteidiger Steurer war zuletzt in Duisburg Stammkraft - allerdings in der schlechtesten Abwehr der Liga. Der gebürtige Gelsenkirchener spielte zwar auch schon in der 2. Bundesliga beim 1. FC Heidenheim, in den vergangenen Jahren ist seine Karriere aber eher ins Stocken geraten. Aber in der Abwehr ist der VfB grundsätzlich ganz gut aufgestellt, auch der 34-jährige Marcel Appiah steht im Kader. Er spielte unter anderem in Bielefeld und Osnabrück 115 Mal in der 3. Liga sowie 52 Mal in der 2. Liga. Starke dagegen ist in der Offensive zuhause und hier nahezu eine Allzweckwaffe. 200 Drittliga-Spiele hat der 31-Jährige auf dem Konto stehen, dabei gelangen 24 Tore und 32 Vorlagen. Starke ist kein Torjäger im eigentlichen Sinne, spielt aber extrem mannschaftsdienlich. Der Transfer wirkte für mich durchaus klug. Linksaußen Kebba Badjie kam von Werder Bremen, war im Vorjahr allerdings an den Halleschen FC ausgeliehen, wo er sich aber nicht durchsetzen konnte und nun einen neuen Anlauf nimmt. Den nimmt auch Kamer Krasniqi. Der 26-jährige offensive Mittelfeldspieler absolvierte einst 46 Drittliga-Spiele für den VfL Osnabrück und Großaspach, ehe er zum BSV Rehden wechselte. Dort war er in der Vorsaison der überragende Akteur, erzielte in 28 Saisonspielen 16 Tore und acht Vorlagen und schoss das Siegtor im NFV-Pokalfinale. In Oldenburg will er sich nun auch endlich in der 3. Liga durchsetzen. Hinzu kommen die Verpflichtungen der defensiven Außenbahnspieler Dominic Ndure (Holstein Kiel II) und Justin Plautz (St. Pauli II) sowie Linus Schäfer und Moritz Onken aus der eigenen Jugend.

Während die Defensive der Oldenburger einen solide aufgestellten Eindruck macht, besteht im Angriff aber noch reichlich Nachholbedarf. Sturmspitze Nummer eins ist derzeit Kapitän Max Wegner. Der bringt zwar jede Menge Erfahrung mit - auch höherklassige - aber wie regelmäßig er in der 3. Liga nicht trifft, durfte man einst auch in Meppen beobachten. In 92 Spielen steht er bei acht Toren und neun Vorlagen - das ist einfach zu wenig. Oldenburg sucht nach einem Torjäger, den zu finden (und zu bezahlen) ist aber nicht einfach. Immerhin: Rechtsaußen Ayodele Adetula, im Aufstiegsjahr der beste Angreifer mit zehn Toren und 15 Vorlagen in 27 Spielen konnte gehalten werden. Er fällt allerdings in der Vorbereitung noch mit Bänderproblemen aus, bei Rot-Weiss Essen konnte er sich vor seinem Wechsel nach Oldenburg nicht nachhaltig durchsetzen.

Nicht ignorieren lässt sich in Oldenburg zudem die Stadionthematik. Das Marschwegstadion entspricht den Drittliga-Statuten nicht - es fehlen Rasenheizung und Flutlicht. Wegen der Rasenheizung hat der Verein eine Jahres-Ausnahmegenehmigung erhalten. Spiele nach 18.30 Uhr (und ab der Winterzeit dürfte es auch am Nachmittag eng werden) sowie Spiele bei Frost muss der Verein im Stadion von Hannover 96 austragen - rund 170 Kilometer entfernt. Immerhin: Das Spiel unter der Woche gegen Elversberg, das eigentlich turnusmäßig um 19 Uhr angestoßen wird, darf der Verein schon eine halbe Stunde früher absolvieren - über eine derartige Kulanzregelung des DFB bin ich ehrlich gesagt ziemlich überrascht. Der Stadionbeauftragte des DFB bescheinigte dem Verein allerdings kürzlich noch, dass der VfB mit diesen Einschränkungen im Marschwegstadion auf Dauer "nicht wettbewerbsfähig" sei. Pläne für einen Neubau an einem anderen Ort gibt es schon länger, in Oldenburg kommt aber erst seit dem Aufstieg langsam Schwung rein.

Die letzten beiden Aufsteiger aus dem Norden - der TSV Havelse und der VfB Lübeck - gingen direkt wieder zurück in die Regionalliga. Der SV Meppen ist der letzte Klub, der sich in der 3. Liga länger etablieren konnte. Auch auf Oldenburg kommt eine enorm schwierige Aufgabe zu. Ich finde einige Transfers bisher recht klug angesichts der eigenen Möglichkeiten, in der Offensive ist das aber bislang noch immer viel zu dünn. Oldenburg ist konkurrenzfähiger als es beispielsweise Havelse war und ich halte Dario Fossi für einen wirklich guten Trainer. Dementsprechend glaube ich, dass der VfB eine bessere Saison spielt als viele erwarten - aber ob das reicht wage ich zu bezweifeln. Wichtig wird natürlich der Start, ausgerechnet hier geht es gleich zweimal gegen den SV Meppen (Liga und Pokal). Oldenburg kämpft bis zum Schluss um den Klassenerhalt, scheitert aber am Ende knapp und landet auf Platz 17.
 

Hans A. Jan

zu gut für die 3. Liga
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Ich sehe Oldenburg schon eher auf den Spuren von Havelse. Glaube nicht, dass sie ihren heftigen strukturellen Nachteil ausgleichen können. Kaum Heimspiele zu haben, ist für einen schmal ausgestattenen Aufsteiger nicht aufzuholen. Von Bayreuth würde ich da deutlich mehr erwarten, die könnten es den anderen Kellerkindern schwer machen.
 

Harald2509

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Ich frage mich in den aktuellen Zeiten, ob die DFB Auflage, sich eine energiefressende Rasenheizung anzuschaffen, noch Sinn macht.
Auch weil die langen und kälteintensiven Winterzeiten immer weniger werden.

Und
@Vega

Vielen Dank. Super Beitrag.
 

Vega

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Ich sehe Oldenburg schon eher auf den Spuren von Havelse. Glaube nicht, dass sie ihren heftigen strukturellen Nachteil ausgleichen können. Kaum Heimspiele zu haben, ist für einen schmal ausgestattenen Aufsteiger nicht aufzuholen. Von Bayreuth würde ich da deutlich mehr erwarten, die könnten es den anderen Kellerkindern schwer machen.

Also das erste Hannover-Spiel wird sicher noch etwas dauern. Aber im Winter könnte es halt enger werden.
 
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