Ok, wir sind ja nicht zum Spaß hier.
1. FC Kaiserslautern
Guess who just got back today? Them wild-eyed boys that'd been away. Haven't changed, had much to say.
Ja, die Boys are Back in Town und der Betze brennt noch genauso wie 2018 als man als Tabellenletzter die 2. Bundesliga verlassen musste. Trainer war damals übrigens ein gewisser Michael Frontzeck. Was macht der eigentlich momentan so? Nehme an, der trainiert mittlerweile einen CL-Teilnehmer oder so. Aber wir schweifen schon in den ersten Zeilen ab...hier soll es ja um den 1. FC Kaiserslautern gehen. Die insgesamt vier Jahre Drittklassigkeit ereignisreich zu nennen, wäre eine Untertreibung. Ich werde es lassen, auf den ganzen Wahnsinn in der Pfälzer Hölle, Hölle, Hölle - sorry, da kam kurz der innere Wolfgang Petry durch...wo waren wir? Ach, ja Wahnsinn auf dem Betzenberg. Hier die Zeit in Liga 3 mit ein paar Stichworten zusammengefasst: Aufstiegshoffnung, Trainerwechsel, Abstiegsangst, Trainerwechsel, zwielichtige Investoren, Trainerwechsel, Insolvenz, Trainerwechsel, Trainerwechsel, Trainerwechsel...so in etwa. Reihenfolge war nicht ganz so, aber ihr solltet zumindest einen Eindruck davon haben, dass die Zeit in der 3. Liga für eine Werbung für herzstärkende Medikamente optimal gewesen wäre.
Das am Ende der letztjährigen Saison der langersehnte Aufstieg gelingen würde, war nach einem schwachen Start in die Saison nicht abzusehen. Unter Trainer Marco Antwerpen (der Name wird uns später nochmal begegnen) gab es zum Saisonauftakt vier sieglose Spiele, darunter ein 0:4 in Berlin bei der Viktoria. Als wäre das nicht schon besorgniserregend genug, in allen vier Spielen (inklusive einer 0:1 Niederlage im Pokal gegen Gladbach) blieb man torlos. Ein Sieg gegen 1860 München am 4. Spieltag sollte die Laune in der Pfalz nur kurzfristig heben, denn es folgten weitere vier Spiele in der Liga, die man ohne Sieg bestritten hat. Nachdem 8. Spieltag war der 1. FC Kaiserslautern damit alles andere als ein Aufstiegskandidat, sondern eher das Gegenteil. Mit mageren sechs Punkten gurkte man in der Abstiegszone rum. Mit Wut im Bauch ging es zum SC Verl und der folgende 2:0 Auswärtssieg sollte der Auftakt für eine Vier-Siege-Serie sein, mit der man sich in die obere Tabellenhälfte schieben konnte. Letztlich war die Hinrunde ganz ok, aber auch nix halbes und nix ganzes. Gerade offensiv gab es immer wieder Phasen, in denen es nicht lief.
Kein Wunder also, dass man im Winter eine Verstärkung für den Sturm suchte und in Terrence Boyd finden sollte. Boyd wechselte für 250.000 Euro vom Hallenschen FC an den Betzenberg und diese Investition sollte sich lohnen. Der in Bremen geborene Sohn einer Deutschen und eines US-Amerikaners zahlte jeden Cent mit seinen Toren in der Rückrunde zurück und machte in dreizehn Ligaspielen acht Tore für seinen neuen Arbeitgeber. Boyd hätte sich sicherlich gewünscht, eine ähnliche Quote bei seinen Einsätzen für die US-Nationalmannschaft aufweisen zu können. Dort steht er bei 14 Einsätzen ohne einen einzigen Treffer, aber das nur am Rande. Boyd wurde der erhoffte Knipser und die Rückrunde lässt sich auf die einfache Formel "läuft es bei Terrance, läuft es beim FCK" runterkürzen. Es ist jedenfalls auffällig, dass sich die Lauterer extrem schwer taten, ohne boydsche Treffer zu punkten oder gar zu siegen. In der besten Saisonphase zwischen Anfang März und Mitte April konnte man fünf Siege einfahren, in jedem Spiel davon traf Boyd mindestens einmal. Blieb er torlos (wie beim einzigen Unentschieden in dem Zeitraum - 0:0 beim der Freiburger Zwoten), lief nicht viel zusammen. So auch an den letzten Spieltagen. Nachdem man Saarbrücken 3:1 schlagen konnte, war die Ausgangslage vor dem 35. Spieltag gut. Es folgten jedoch drei Niederlagen in Wehen, zuhause gegen Dortmund II und und bei Viktoria Köln, so dass auch schon vor dem letzten Spieltag feststand, dass die dann spielfreien Lauterer (Gegner am 38. Spieltag wäre Türkgücü gewesen) in die Relegation müssen.
Bevor es zu den Spielen gegen Dynamo Dresden kommen sollte, gab es einen lauten Knall, denn man entschied sich Marco Antwerpen rauszuwerfen und durch Dirk Schuster zu ersetzen. Antwerpen reagierte entsetzt auf diese - Zitat - "wahnsinnige Entscheidung" und es war klar, dass die Verantwortlichen besser in Deckung gehen, wenn der Aufstieg nicht gelingen würde. Die beiden Spiele gegen Dynamo waren Krampf vom feinsten. Nach einem 0:0 in Kaiserslautern, ging es nach Dresden. Dort erlöste Hanslik mit seinem Treffer in der 59. Minute die schon fast eingeschlafenden Zuschauer an den TV-Geräten und als Hercher in der Nachspielzeit das 2:0 machte, war die Sache klar: Lautern würde in die 2. Bundesliga aufsteigen. Dem Dresdener Publikum missfiel dies offenkundig und es wurde der Pyro-Vorrat aus zwei Jahren Pandemie verfeuert. Dem FCK wird es egal sein, denn das Vabanquespiel (kleines Selbstlob - beim allerersten Versuch direkt richtig geschrieben) Trainerwechsel ging auf und es geht mit Dirk Schuster in Liga 2 weiter.
Der Aufstiegskader bleibt weitestgehend zusammen. Stammtorhüter Matheo Raab schloss sich im Sommer dem Hamburger SV an. Als Ersatz wurde mit Andreas Luthe ein sehr erfahrerener Mann verpflichtet. Luthe machte letzte Saison noch 27 Bundesligaspiele für Union Berlin, dort wollte man aber in Zukunft auf Rönnow als Nummer Eins setzen, so dass sich hier kurzfristig die Möglichkeit für die Lauterer ergab, einen für Zweitligaverhältnisse Klassetorwart zu verpflichten. Elias Huth kehrt nach einer guten Halbsaison in Halle nicht zurück und soll Erzgebirge Aue beim Wiederaufstieg helfen. Alexander Winkler kam in der letzten Saison in 27 Spielen zum Einsatz, überwiegend als IV. Hier hat man sich aber gegen eine Weiterbeschäftigung entschieden, so dass der 30jährige Winkler sich momentan noch auf Vereinssuche ist. Felix Götze (Augsburg), Marvin Senger (St. Pauli, mittlerweile MSV Duisburg) und Simon Stehle (Hannover 96) kehrten nach dem Ende ihrer Leihgeschäfte zu ihren Stammvereinen zurück. Bei Stehle gab es aber Meldungen, dass der FCK hier an einer Weiterbeschäftigung arbeitet. Der 20jährige Offensivspieler konnte zwar in seinen nur wenigen Einsätzen nicht vollends überzeugen, aber seine Vorlage zum 2:0 in der Relegation war immens wichtig und Schuster scheint nicht abgeneigt, den Deutsch-Spanier aus Valladolid auch 2022/23 im Kader zu haben. Hier müsste Hannover einer Vertragsauflösung aber zustimmen, da man sicherlich keine Ablöse zahlen wird. Neben Luthe sind dagegen die Verpflichtungen von Ben Zolinski (Erzgebirge Aue), Lars Bünning (SV Meppen), Julian Krahl (Viktoria Berlin) und Weltmeister (das wird sich immer falsch anhören) Erik Durm (Eintracht Frankfurt) fix. Krahl wird der Ersatz von Luthe und eher selten zum Einsatz kommen. Alle anderen der eben genannten Spieler dürften dagegen gute Chancen auf einen Stammplatz haben. Innenverteidiger Brünning war die letzten beiden Saisons Stammkraft beim SV Meppen. Zolinski kannst du vorne auf jeder Position bringen, ist aber auf den Außenpositionen am stärksten. Weltmeister Durm (hatte ich erwähnt, dass sich das falsch anhört?) ist als RV eingeplant. Zudem hat man in den letzten Tagen den Sohn vom ehemaligen Hochspringer Tim Lobinger verpflichtet. Dieser hört auf den schönen Namen Lex-Tyger und spielte in der letzten Saison für Fortuna Düsseldorf. Dort konnte der 23jährige Stürmer seine ersten Einsätze in der zweiten Liga machen. In elf Einsätzen blieb der 1,92m große Lobinger aber ohne Scorerpunkt. Allerdings kam er auch nur auf 81 Spielminuten als Joker. Lobinger habe ich selbst in seiner Zeit bei der SG Wattenscheid in der Lohrheide gesehen. Einsatz stimmt, aber beim Rest habe ich meine Zweifel, ob das für Liga 2 reicht. Lautern will und wird aber eh noch nachlegen und Trainer Schuster rechnet noch mit ein bis zwei Transfers, die möglichst zeitnah erledigt werden sollen. Dies ist auch nötig, denn die Offensive sollte dringend breiter aufgestellt werden, um die Abhängigkeit von Boyd zu verringern. Dessen Bilanz liest sich mit acht Treffern bei fast 50 Zweitligaspielen auch nicht so besonders und ob er im Alter von 31 ausgerechnet jetzt zündet? Abwarten. Auch bei anderen Spielern aus der Offensive wie dem 36jährigen Wunderlich, Zuck, Hanslik und Hercher bleiben Fragezeichen, inwieweit sie ihre Zahlen auch in der 2. Liga halten können. Die Defensive sieht dagegen deutlich besser aus. Zusammen mit der Heimstärke könnte das für den Klassenerhalt reichen. Es wird aber ein Kampf bis zum letzten Spieltag.
Prognose: Abstiegskampf (genaue Platzierungen gibt es erst am Ende, wenn alle 18 Saisonvorschauen da sind)