In den letzten Wochen zum Beispiel gegen den HSV, Freiburg, Darmstadt, Karlsruhe. Selbst auswärts in Bielefeld und Düsseldorf waren ordentliche Leistungen. Einzig das Heimspiel gegen Kiel war schwach. Das war jetzt insgesamt nichts, was einen für den Trainer des Jahres ins Gespräch bringt, aber um ein Vielfaches besser als das zum Teil üble Gekicke unter den Vorgängern Luhukay, Kauczinski und den meisten weiteren.
Schon, aber trotzdem war es selbst in den guten Spielen nicht mehr als das, was man von dem Kader eigentlich in jedem Spiel erwarten kann. Und in vielen Spielen des Jahres 2022 war es eben deutlich weniger. Letztlich war Schultzs erstes Jahr durchschnittlich, die Hinrunde 21/22 phantastisch und das Kalenderjahr 2022 doch deutlich unter den Möglichkeiten.
Ist aber auch kein einfacher Job, weil es ja gerade bei Pauli nicht nur einen sportlichen, sondern auch einen Einstellungsanspruch seitens der Fans, des Umfelds, der Medien gibt. Und da muss ich aus eigenem Erleben sagen, dass sich das aktuelle Pauli-Team in wirklich nichts von anderen Mannschaften unterscheidet.
Anektdotische Evidenz:
Ich habe die Mannschaft Paulis vor ziemlich genau zehn Jahren mal bei einem Event "kennengelernt", mein damaliger Arbeitgeber war einer der Sponsoren. Da waren Spieler wie Boll, Ebbers, Kalla, Bruns, Bartels, Pliquett....ich halte es mehr mit dem HSV, aber das hatte schon was, da spürte man eine Mannschaft mit Persönlichkeiten, die genau zum natürlichen Paulianspruch passten.
Jetzt hatte ich als Eisenbahner wieder das gesamte Pauliteam "vor der Nase": im ICE nach dem 4:4 in Karlsruhe.
1. natürlich trug niemand eine Maske, da waren die nicht anders als Wolfsburg (kürzlich in den Medien)
Also Gegenmaßnahmen ergriffen und fußballunkundig gestellt (weil es ja in Bezug auf die Regeln keine Rolle spielt):
"Wenn ihr euch nicht an die Regeln haltet, steigt die komplette Mannschaft aus und ihr könnt sehen, wie ihr nach Hause kommt. Hat hier irgendjemamd was zu sagen?"
Timo Schultz (mit Maske): "Ich...manchmal"
"Ok, dann sorg mal dafür, dass deine Jungs die Masken aufsetzen, sonst muss ich hier durchgreifen. Will ich aber nicht müssen"
hat er dann halbwegs hingekriegt, zumindest hat er sich freundlich bemüht. Die meisten haben es dann gemacht. Aber 4-5 eben nicht und die haben sich wirklich wie dumme, verwöhnte Kinder verhalten, inklusive "pseudo erschrocken die Maske vors Gesicht gehalten, wenn das Zugpersonal kommt, danach auslachen". Lucas Zander !!! Selten so einen Vollspacken erlebt, sorry, aber ist wirklich so. Wir hatten nicht übel Lust, die eiskalt rauszuschmeissen, aber da gleichzeitig ca 300 Paulifans an Bord waren, war es uns die Eskalation nicht wert. Nicht wegen der Paulianer, sondern wegen der anderen, eh schon genervten Fahrgäste, die ja einfach nur nach Hause wollen.
Später haben dann Fans unsere Gastromitarbeiterinnen bedroht und das Bordrestaurant wurde geschlossen, die Kolleginnen hatten sich einfach verängstigt eingeschlossen. Das passiert jedes WE, wenn Fußballfans unterwegs sind, hat mit Pauli nichts zu tun.
Was mit Pauli zu tun hat, ist, dass danach zwei Mitarbieter des Vereins mit rechtlichen Schritten von "Fahrgastfachanwälten" drohten, weil die Schließung des Restaurants das Ansehen des FC St.Pauli mutwillig beleidigen würde, schließlich säße der Präsident Oke Göttlich ja auch im Bordrestaurant...okeeeeeee. Kam natürlich nichts, war aber eine sehr merkwürdige Erfahrung (nicht von Göttlich, aber eben von Umfeldlern, die sich wichtig tun wollten und sehr unangenehm auftraten).
Ich hatte jdf schon da den Eindruck, dass da bei Pauli einiges im Argen ist. Das war nicht die Haltung, das war nicht das Auftreten, dass ich kenne. Weder von Fans, noch von Verantwortlichen und schon gar nicht von Spielerm. Marketing hin oder her, sowas kenne ich von Pauli eigentlich nicht.
Timo Schultz ist übrigens ein wirklich sehr netter Mann, der hat da rein gar nichts falsch gemacht. Und ich glaube auch, dass er fachlich ein guter Trainer ist. Aber wenn man schon bei einer Zugfahrt seine Mannschaft nicht komplett im Griff hat, kann ich mir schon vorstellen, dass es im Sportbetrieb auch nicht zu 100% funktioniert.