Keine. Baumgart muss sofort weg. Er hat gesündigt und den HSV gedemütigt. Es ist alles wegen Baumgart, auch das schlechte Wetter.
Baumgart hat den nach dem 21. Spieltag HSV auf Platz 3 übernommen, 2 Punkte hinter Kiel und 5 vor Düsseldorf. Am Ende war man 4., 5 Punkte hinter Düsseldorf und 10 hinter Kiel. Das Saisonziel Aufstieg wurde klar verfehlt, die Leistungen waren schwach und man hat in 13 Spielen 8 Punkte auf Kiel und satte 10 auf die Fortuna verloren.
Jetzt steht man nach 13 Spielen auf Platz 7, mit einem Punkteschnitt von 1,5/Spiel. Walter hatte insgesamt einen von 1,76 und wurde 2 x Dritter. In seinem ersten Jahr stand man nach 13 Spielen zwar genauso da wie jetzt, studierte aber ein völlig neues System ein.
Davon kann jetzt keine Rede sein, denn: es gibt unter Baumgart einfach keins. Alle Positiva aus Walters Zeit (Spiel mit dem Ball, Offensive) sind unter Baumgart komplett verlorengegangen. Es ist schlichtweg offensiv rein gar nichts erkennbar, was irgendwie geplant aussieht. Die Negativa aus Walters Zeit (defensive Stabilität) wurden zwar angegangen: man steht deutlich defensiver. Aber man kassiert im Schnitt genauso viele Gegentore.
Schlimmer als die Zahlen ist der Murmeltiereffekt unter Baumgart. Es gibt genau zwei denkbare Szenarien, in jedem Spiel.
Szenario 1: der HSV überlässt das Spiel in HZ1 komplett dem Gegner und agiert komplett passiv, bis man irgendwann zwangsläufig in Rückstand gerät. Dann wird hektisch offensiv gewechselt, plötzlich werden die Flügel (Dompe) auf der Bank entdeckt. Mit Glück dreht man das Spiel noch oder holt einen Punkt. Hat man kein Glück, verliert man eben wegen HZ1.
Szenario 2: der HSV beginnt halbwegs aktiv, geht mit einer (durchaus auch öfter mal verdienten) Führung in die Pause. Danach wird sofort jegliche Aktivität eingestellt, es wird defensiv gewechselt und um Gegentore gebettelt. Die dann auch regelmäßig kommen (siehe eben gerade erst Schalke).
Er setzt Spieler auf Positionen ein, die sie all ihrer Stärken berauben (Muheim als IV, Reis als RV, Jatta und Dompe als Schienenspieler).
Dazu kommt eine Außendarstellung, die zwar anders ist als bei seinem Vorgänger - aber trotzdem reichlich unsympathisch. Baumgart gibt sich von Tag 1 an maulfaul und patzig, kritisiert Spieler öffentlich (zuletzt Pherai in einer für mich indiskutablen Art und Weise, heute nach dem Spiel Hefti), auch die Degradierung Suhonens und das komplette Ignorieren von Jatta seit seiner Verletzung sind alles andere als Beispiele guter Mannschaftsführung. Dafür gibt er dann kamerawirksam denn Irriwsch an der Seitenlinie mit den ganz großen Gesten, wenn es nicht läuft.
Walter ist an seiner Sturheit gescheitert und darüber darf er sich nicht beschweren. Trotzdem waren Fans, Mannschaft und Trainer in seiner Zeit eine absolute Einheit, dieser in der 2.Liga wohl einmalige Boom im Volkspark wurde in eben dieser Zeit geschaffen. Nicht unter Hecking, Thioune und Wolf, das Meiste geschah in den letzten drei Jahren. Das ist schon fast alles weg. Das Stadion ist noch voll, aber die Stimmung kippt gerade komplett. Bei Walter haben sich die Leute noch mit Hingabe aufgeregt (in beide Richtungen), bei Baumgart ist es mittlerweile oft nur noch ein Abwinken.
Und ja, das liegt an ihm. Weil der Fußball unter Baumgart unansehnlich ist, weil dieser Fußball die Menschen genau gar nicht mitnimmt. Weil der angekündigte superehrliche und immer authentische Malocher Steffen, der 24/7 für seine Spieler durchs Feuer geht, wohl ein Zwillingsbruder des Baumgart sein muss, der in Hamburg arbeitet. Die Ergebnisse sind in dieser von Tag 1 an disfunktionalen Beziehung noch das kleinste Problem.
Zum Glück mehren sich an diesem Abend die Anzeichen, dass Kuntz ihn nicht mehr länger halten kann. Es wäre eine Erlösung für den HSV. Und auch Baumgart wird sicher wieder einen Verein finden, wo seine Art wie "Arsch auf Eimer" passt und wo er sich vielleicht auch wieder beim "auf dem Platz" mehr traut. Aber hier in Hamburg hat das nie gepasst und es
muss jetzt enden.