SV Sandhausen
Wie verrückt es in der 2. Liga in der vergangenen Saison zuging, lässt sich am Beispiel Sandhausen eindrucksvoll illustrieren. Nach 20. Spieltagen stand das gallische Dorf des Unterhauses auf Platz 4 und ein Aufstieg schien zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich zu sein. Da man jedoch aus den verbleibenden 14 Spielen lediglich 12 Punkte holen konnte, rückte die Abstiegszone näher und näher, was u.a. daran lag, dass die eh schon schwächelnde Offensive fast vollständig zum Erliegen kam. Hier zeigte sich, dass man den Abgang von Toptorjäger Lucas Höler, der im Winter für etwas mehr als eine Million nach Freiburg transferiert wurde, nicht auffangen konnte. Aufgrund der starken Defensive und eines positiven Torverhältnisses hätte es aber mit dem Teufel zu gehen müssen, damit die Saison wirklich mit dem Abstieg endet.
So geht man nun in Sandhausen in die siebte Zweitligasaison und setzt weiterhin auf die Strategie, die einen so erfolgreich gemacht hat. Seit Jahren grast man die unteren Ligen ab und sichert sich dort die Juwelen, die von der finanzstärkeren Konkurrenz verschmäht werden. In diesem Sommer sticht hier sicherlich Offensivmann Fabian Schleusener heraus. Schleusener erzielte in der letzten Saison 17 Tore für den Karlsruher SC und wurde nun für ein Jahr von seinem Stammverein an den SVS ausgeliehen. Hier stehen die Chancen gut, dass man mit etwas Verzögerung den Höler-Ersatz und einen zuverlässigen Knipser gefunden hat. Das ist auch dringend notwendig, denn mit Richard Sukuta-Pasu hat auch der zweitbeste Torschütze den Verein verlassen. Man hätte den Vertrag mit Super-Ritchie gerne verlängert, aber mit dem Angebot der Duisburger konnte man nicht mithalten. Ansonsten sind die weiteren Abgänge alle aus der Abteilung "Ergänzungsspieler" oder drunter, so dass sich bei Destroff, Stiefler&Co. die Trennungsschmerzen bei den Verantwortlichen von Sandhausen in Grenzen halten.
Dass bei der Saisonanalyse von Trainer Kenan Kocak ein besonderer Fokus auf der unzureichenden Offensivstärke gelegt wurde und man hier das größte Verbesserungspotential sieht, zeigen die weiteren Neuzugänge. Neben Schleusener wurden die Offensivspieler Karim Guede (SC Freiburg), Florian Hansch (Chemnitzer FC), Kevin Behrens (1. FC Saarbrücken) und Mohamed Gouaida (Hamburger SV II) verpflichtet. Guede ist jetzt nicht gerade für seine Treffsicherheit bekannt und in erster Linie ein Arbeitstier, aber Hansch, Behrens und Gouaida haben in der abgelaufenen Saison in der 3. bzw. 4. Liga 59 Scorerpunkte erzielt und sollten die Torgefahr deutlich erhöhen. Sollte Andrew Wooten in dieser Saison wieder regelmäßig mitwirken können, sieht die Offensivabteilung nochmal deutlich vielversprechender aus. Wooten zeigte sich in der Vorbereitung gewohnt torhungrig, wurde aber wieder durch eine Muskelverletzung zurückgeworfen. In der Defensive hat man sich auch breiter aufgestellt. Jesper Verlaat (Werder Bremen II) und Aleksandr Zhirov (Enisey Krasnoyarsk) sind gelernte Innenverteidiger, während Alexander Rossipal (Hoffenheim II) auf der linken Abwehrseite zuhause ist. Im Mittelfeld wird der Konkurrenzkampf durch Erik Zenga, der zuletzt an den Hallescher FC ausgeliehen wurde, Emanuel Taffertshofer und Felix Müller (beide Würzburger Kickers) vergrößert.
Prognose: Sandhausen bleibt seinem Weg treu und hat den Kader wieder sinnvoll ergänzt. Gerade Offensiv hat man sich breiter aufgestellt. Interessant wird die Personalie Kocak, der in sein drittes und eventuell auch letztes Jahr als Sandhausen-Trainer geht. Kocak hat seinen Vertrag zwar bis 2020 verlängert, hat aber eine Ausstiegsklausel und dürfte bei einigen Vereinen auf dem Zettel stehen. Das könnte Unruhe ins ruhige Sandhausen bringen. Platz 12, weil es nach der Bekanntgabe, dass Kocak im Sommer 2019 die TSG Hoffenheim übernehmen wird, zu einem kleinen Leistungseinbruch kommt.