Grundsätzlich habe ich erwartet, dass es einen zähen Start gibt. Es gab einen krassen Umbruch und es wird dauern bis sich eine klare Rotation findet und die Spieler ihre Rollen annehmen und ausfüllen. Daher sehe ich die schwachen Leistungen und die Ergebnisse in den ersten Wochen ziemlich entspannt. Westbrook hat sowohl bei den Rockets als auch bei den Wizards einige Zeit gebraucht bis er "angekommen" ist. In beiden Fällen wurde dazu auch das Team mehr auf ihn ausgerichtet. Natürlich sind die Medien und Fans ungeduldig. Aber das Westbrook Experiment will ich erst im Winter beurteilen.
ABER: Ich bin auch sehr skeptisch im Bezug auf die Zusammensetzung. Vor zwei Jahren hat man defensiv dominiert und die Offense war dank der individuellen Klasse von James und Davis ordentlich. James wirkte spritzig und fit. Vor allem Davis spielte die besten Wochen seiner Karriere und war für mich der beste Spieler. Einige Role Player agierten am Limit.
Der jetzige Kader hat neben Davis und James viele Spieler die gerne den Ball haben und damit aber nicht sehr effizient sind. Die Shooter können nicht verteidigen. Ich denke es wird garantiert Ärger um die Minuten geben weil die Rotation irgendwann schrumpft. Mit den vorhandenen Diven ist das eine explosive Mischung.
Aber das lässt sich lösen... Notfalls setzt man Howard, Rondo oder Melo vor die Türe. Die sind zum jetzigen Zeitpunkt ihrer Karriere für einen Contender immer ersetzbar. Vogel ist ein genialer Defensiv Coach. Der sollte auch mit der Altherren Truppe Lösungen finden solange Davis auf dem Feld steht.
Entscheidend wird im Frühjahr aus meiner Sicht die Offense der Stars. Können Davis und Lebron Spiel für Spiel dominieren? Davis hat die Tendenz soft zu spielen. Er sieht sich als größere Version von Durant und liebt seinen Sprungwurf. Das ist ganz nett aber der muss in den Playoffs einen Gang hochschalten und in der Zone dominieren. Bei ihm ist das eine Frage der Einstellung. Er kann wenn er will.
James konnte in seiner Karriere immer diesen einen Gang hochschalten. Der konnte in der Regular Season im Schongang gemütlich seine Stats einsammeln und wusste aber, dass er in der Crunch Time oder eben in den Playoffs attackieren kann. Und das nicht aus der Mitteldistanz sondern indem er immer wieder zum Korb geht und einfache Punkte oder Freiwürfe einsammelt. Letztes Jahr in den Playoffs hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass er das nicht mehr konnte. Er spielte offensiv soft, ballerte von Außen und kam nicht in die Zone bzw nicht am ersten Gegenspieler vorbei.
Diese Version von James macht keinem Team Angst. Die lässt sich Eins gegen Eins verteidigen. Er macht dann zwar seine Punkte aber es hat eben nicht diesen "Lebron" Effekt (den man aktuell bei Giannis sieht) dass die ganze Defense den Zug zum Korb stoppen muss und dadurch alle Mitspieler ihre Freiräume kriegen.
James kam letztes Jahr von einer Verletzung zurück. Der erste Schritt war langsam und es wirkte so als wüsste er selbst, dass er den Weg in die Zone nicht erzwingen kann.
Ich bin sehr gespannt wie sich das in den nächsten Monaten entwickelt. In den ersten beiden Spielen war James auch eher im "Melo Modus" und ballerte Sprungwürfe. Aus meiner Sicht hat das Team nur Titelchancen wenn Davis und James in der Offense in der Zone dominieren. Dieses Team wird keine Shooting Contests gewinnen und ich glaube nicht, dass die Defense mit diesem Personal nochmal das Bubble Niveau erreichen kann.
Und aus ganz persönlicher Sicht: Nicht einfach Lakers Fan zu sein. Das aktuelle Team ist für mich fast wie eine Ansammlung der mir unympathischsten NBA Spieler...
