Materialthread


sj44

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es geht bei den dreien um ihre berufliche Zukunft, wenn sie noch irgendwie im Skispringen aktiv sein wollen, haben sie nur die Chance. Man hört im Hintergrund von Anfang an ein wenig munkeln, dass Livelten und Brevig die Dratzieher waren und Lobben da "mit reingezogen wurde" Dass dann vor allem letzterer alles versucht, um irgendwie halbwegs "gut" aus der Sache rauszukommen, versteh ich. Die drei haben vermutlich gute Anwälte, die genau wissen, wo sie angreifen müssen und dass die einzige Chance eben ist, nachzuweisen, dass die FIS diese Sperre nicht aussprechen darf. Ob sie ohne Sperre noch jemand anstellen würde, ist dann natürlich trotzdem fraglich. Eigentlich müsste jeder Verband so viel Moral haben und das nicht tun.
Keine Angst, die tauchen schon wieder auf - im norwegischen Verband. Die sind, zumindest in Norwegen, beruflich nicht ganz "verbrannt". Schließlich müssen die für ihr Schweigen (Lindvik und Forfang haben ja anscheinend so gar nix gewusst) belohnt werden. Der Verband wird sich hüten, sie in eine Situation zu bringen, wo sie nix mehr zu verlieren haben und dann doch den Mund aufmachen. Das muss belohnt werden. Der Verband sagt dann halt: "Die Strafe ist abgesessen und jeder hat eine zweite Chance verdient und sie haben gaaanz sicher daraus gelernt." Es ist ja nicht so, dass in Norwegen jeder Trainer ganz fest pfui sagt, wenn er auf deren Tun angesprochen wird.
 

Zeppelin

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Ehrlicherweise wird die ganze Geschichte ja mit jeder weiteren dieser Aktionen immer mehr entlarvt.

Dass es im Skispringen grundsätzlich eine Materialthematik gibt ist ja offensichtlich und grundsätzlich bekannt.
Nur gibt es eben verschiedene Ebenen.
Wenn jemand sich mit dem Reglement auseinandersetzt und dann etwas findet, dass nicht vom Reglement verboten ist und dadurch einen Vorteil hat (gibt ja genug Beispiele, Ammann's Bindung 2010, die Stoffoberfläche des Norges 2018 bei Olympia, individuelle Entwicklungen bei Keil oder Schuh) ist es ja sein gutes Recht das einzusetzen. Manches davon wird massentauglich, manches wird im Jahr darauf verboten - das ist eben part of the game.
Wenn jemand mit einem zu großem Anzug springt, dann geht er natürlich das Risiko ein disqualifiziert zu werden. Dass hier immer weiter ans Limit und über das Limit hinausgegangen wurde, scheint offensichtlich, inwieweit da in jedem Fall Vorsatz dahinter steckt ist eigentlich nicht zu beurteilen, weil man erst seit diesem Jahr zum Glück die Zentimeterangabe hat.
Wenn dann aber jemand, der das Reglement kennen muss, etwas macht, das explizit untersagt ist, dann überschreitet das jede Grenze meilenweit.

Und wenn dann noch immer wieder betont wird, dass ja alle bescheißen und immer schon beschissen haben, ohne auch nur irgendwann mal konkret zu werden, dann kann man schon von pathologisch sprechen. Wenn man was in der Hand hätte, was ansatzweise vergleichbar ist, hätte man es doch längst öffentlich gemacht um sich selbst zu entlasten.
Aber so wie es ist, war man sich entweder so sicher nicht erwischt zu werden, dass diese Option im Kopf garnicht bestand, oder man hat sich als so stark empfunden, dass man sich eingebildet hat, dass jeder der besser ist, das ja nur mit unlauteren Mitteln machen kann und man deswegen genauso über die Grenze gegangen ist.
Beide Varianten zeichnen jetzt nicht unbedingt das Bild eines starken Charakters.
Aber seien wir ehrlich, sämtliche Akteure aus Norwegen, die sich in der Sache geäußert haben, haben alle auf ihre Weise nicht geglänzt.
 

Finn-Lady

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Für alle die, die gestern nicht die Übertragungen beim MDR sehen und somit auch die klaren Worte von Gerd Siegmund hören konnten, hier eine Zusammenfassung…
Ich werde es quasi 1 zu 1 wiedergeben. Ohne Wertung, selbst wenn ich vieles genau so unterschreiben kann. Vieles wurde hier auch schon in den letzten Monaten geschrieben.

Dennoch finde ich die Klarheit gut. Ich habe Gerd Siegmund in all den Jahren, auch in Zeiten bei Eurosport als jemanden empfunden, der für den Sport brennt und dem der Sport am Herzen liegt, der über viele Kontakte auch heute noch verfügt (er sprach auch von Gesprächen mit den Japanern).

Siegmund: Granerud wird sich sicher sagen, ein Glück war ich verletzt und bei den Weltmeisterschaften nicht dabei.
Horngacher wurde vom Reporter zitiert, dass die Sportart kurz vor einer ähnlichen Situation stand wie der Radsport, als die Dopinggeschichten aufkamen.
Siegmund: Die Norweger sind im Moment ziemlich isoliert, weil sie nicht auf die anderen Nationen zugehen und eben niemand kommuniziert, „sorry, es tut mir leid“.
Dass die Norweger ihre Medaillen behalten dürfen, sei zu weich und schreckt nicht ab für erneute Sachen (auch Diskussion im Skisprungzirkus).
Dass was Siegmund umtreibt... es ist ja noch viel mehr passiert, was ist mit den Chips, was mit den Bildungen. Und das ist nicht nur aus seiner Sicht, sondern aus Sicht vieler Beteiligter nicht aufgeklärt und aufgearbeitet worden. Dass sich jetzt die Trainer und der Anzugschneider als Opfer darstellen, ist ja nicht der Fall. Aus Siegmunds Sicht ist da wohl einiges unter den Teppich gekehrt worden (Nachsatz von Siegmund: ich weiß es nicht, ich bin nicht involviert, ich kann nicht drüber richten, aber was dort passiert ist, hat die Sportart an den Rand des Kaputtgehens gebracht).

Siegmund: „Es darf definitiv nicht mehr passieren und es sollten alle die Lehren daraus gezogen haben, und von norwegischer Seite ein bissel Kopfeinziehen und „wir können auch mit fairen Mitteln gewinnen“, ein bissel Understatement wäre sicher angebracht, denn sie haben das verursacht und können nicht sagen, wir mussten das machen, weil alle anderen das machen, das ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz und wird auch da nicht so richtig Frieden reinbringen.“

Ergänzend etwas später: Es war letztes Jahr schon hinter vorgehaltener Hand das Thema… kann man die Chips an den Anzügen klonen oder nicht, man wundert sich, dass neue Chips auf einen Anzug kommen, der manipuliert wurde, es sind einige Sachen, die im Buschfunk noch diskutiert wurden und die am Ende nicht zu 100% geklärt und ausgeräumt sind.

Hier könnt ihr - wenn möglich - die Aussagen hören:
(ab 5:10 Minuten Granerud/ab 15:43 Minuten Thema Chips)
 
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Suomigirl26

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Seltsame Ansicht bezüglich "Sorry sagen", den die zwei Hauptschuldigen sind nicht dabei, und das ist definitiv deren Aufgabe, die jetzigen jungen Norweger wie Langmo haben damit nichts zu tun, und wollen einfach Skispringen.
Auch ist es nicht Graneruds Aufgabe, der war nicht mal bei der WM.
Einzig und alleine, ist es die Aufgabe von Forfang und Lindvik, und bis jetzt haben sie es nicht gemacht, und werden es auch nicht machen, dazu ihre Überheblichkeit, da brauchen sie sich dann zurecht über komische Blicke in der Zukunft nicht wundern.
Aber generell müssen es Schuldige ausbügeln und nicht andere.
 

Rising Sun

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Da hast du vollig recht, die Jungen haben damit nichts zu tun und für so jemanden würde auch niemand so etwas riskieren.
Bei Granerud weiß man halt nicht was ohne die Verletzung gewesen wäre, aber eine Entschuldigung müsste auf jeden Fall von den beiden kommen. Wird sie aber vermutlich nie.
 

Finn-Lady

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Ich denke nicht, dass mit „die Norweger“ Granerud gemeint ist. Er wurde ja von Siegmund explizit noch erwähnt, dass er zu diesem Zeitpunkt verletzt war (alles andere ist und bleibt Spekulation), was auch in meiner Zusammenfassung steht.

Es liegt doch auf der Hand, dass Forfang und Lindvik sowie andere Verantwortliche gemeint sind. Auch wenn es allgemein klingen mag. Im übrigen müssen wir uns dann hier im Thread ebenfalls an die eigene Nase fassen. Ab und an wurde auch hier von „die Norweger“ gesprochen, wo aber explizit klar war, es handelt sich um die, die involviert waren.

Aber natürlich ist es mit am norwegischen Team, Schritte auf andere zuzugehen. Dass die anderen Nationen nicht „Jippie“ schreien ist ja wohl logisch. Man kann nicht so tun, als sei nichts gewesen, man kann es nicht verlangen, da sie um mögliche Medaillen betrogen worden sind.
Granerud ist so lange dabei, es werden über die Verbände hinaus womöglich auch Freundschaften entstanden sein. Dass er mit zu denen gehört, die Verantwortung am Miteinander mit den anderen Teams und das ist aufgrund seiner Erfolge und seines Standings eigentlich nötig. (Die ganz Jungen wie Langmo nehme ich eh raus. Lindvik und Forfang haben nicht nur wegen des Anzugs, auch vor allem wegen ihres Verhaltens danach eh versch…en.) Und andere Athleten aus anderen Nationen müssen offen sein und ebenfalls über ihren Schatten springen. Nur so kann es klappen, den Sport an sich wieder zu einem anderen Image zu verhelfen.

Siegmunds Aussagen beinhalten für mich allerdings brisantere Dinge, nämlich die der ungeklärten Fragen und der Sachen, die unter den Teppich gekehrt wurden. Dinge, die an die FIS, die einzelnen Verbände und den norwegischen Verband gerichtet sind. Und die gehen weit darüber hinaus, dass er Granerud angeblich zwingen möchte, „Sorry“ zu sagen.
 
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Marti

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Siegmunds Aussagen beinhalten für mich allerdings brisantere Dinge, nämlich die der ungeklärten Fragen und der Sachen, die unter den Teppich gekehrt wurden. Dinge, die an die FIS, die einzelnen Verbände und den norwegischen Verband gerichtet sind.
Aber müsste auch er da nicht noch konkreter werden? Zumindest wenn er wirklich handfest mehr weiß, woher auch immer.
Ist ja sonst wie bei den norwegischen Zeitungsartikeln, dass man angeblich geheime Infos hat, die die FIS unter den Tisch kehrt.
 

Finn-Lady

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Aber müsste auch er da nicht noch konkreter werden? Zumindest wenn er wirklich handfest mehr weiß, woher auch immer.
Ist ja sonst wie bei den norwegischen Zeitungsartikeln, dass man angeblich geheime Infos hat, die die FIS unter den Tisch kehrt.
Eventuell… aber nicht zwangsläufig.
Wobei ich eh noch einen Unterschied mache, zwischen investigativen Journalisten und einem ehemaligen Skispringer, der dem Sport noch (auch als Marketingchef oder als Experte) verbunden ist. Da sind mMn Beweggründe völlig anders gelagert.
Der norwegische Investigativ-Bericht hatte was von billigem Nachtreten und war nicht zielführend. Von einem ehemaligen Sportler kann ich eine andere Motivation erwarten.
 

Marti

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Eventuell… aber nicht zwangsläufig.
Wobei ich eh noch einen Unterschied mache, zwischen investigativen Journalisten und einem ehemaligen Skispringer, der dem Sport noch (auch als Marketingchef oder als Experte) verbunden ist. Da sind mMn Beweggründe völlig anders gelagert.
Der norwegische Investigativ-Bericht hatte was von billigem Nachtreten und war nicht zielführend. Von einem ehemaligen Sportler kann ich eine andere Motivation erwarten.
Das stimmt, fände es nur irgendwie schön zu wissen woran wir sind, ganz generell über alle Verbände hinweg in diesem Sport.
Aber sehe nicht so richtig wie das jemals was werden soll, bei dieser Materialgetriebenheit und der scheinbar nie lückenlos möglichen Kontrolle dieser. Ob das am Unvermögen oder nicht wollen der FIS liegt, oder einfach nicht möglich ist, was weiß ich.
Von daher bin ich da um jeden Whistleblower froh, ob nun aus den Medien oder aus dem Feld der ehemaligen oder noch Aktiven und Funktionäre wenn sie wirklich was handfestes haben wie der polnische Journalist.
 

Kirsten

Moderator Wintersport
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Aber müsste auch er da nicht noch konkreter werden? Zumindest wenn er wirklich handfest mehr weiß, woher auch immer.
Ist ja sonst wie bei den norwegischen Zeitungsartikeln, dass man angeblich geheime Infos hat, die die FIS unter den Tisch kehrt.
Er sagt ja gar nicht, dass er etwas handfest weiß. Er sagt doch, es wurde viel gemunkelt wegen Bindungen und Chip-Manipulation. Diese Gerüchte waren doch sogar uns Fans bekannt. Und er kann nicht verstehen, dass es in den Punkten keine klare Aufklärung gab. Und da gebe ich ihm Recht, es gab wegen dem Materialthema so ein Theater und dann die Ankündigung, man räumt jetzt auf und ist strenger. Aber lässt dann Manipulationsvorwürfe ungeprüft.
 

Hakuba

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Aber lässt dann Manipulationsvorwürfe ungeprüft.

Ja, stimmt. Aber wäre es jetzt im Nachhinein überhaupt möglich, allen Manipulationsvorwürfen nachzugehen?

Ich meine nicht. Die Anzüge, Bindungen, Schuhe, Unterwäsche etc. existieren ganz sicher längst nicht mehr. Somit wären auch Manipulationen, versucht oder vollendet, nicht mehr nachweisbar.

Unter der Annahme, es hat tatsächlich Manipulationen, Regelüberdehnungen etc. gegeben:
Verdächtige, z. B. wegen Unterwäschemanipulationen (wie es in dem norwegischen Artikel und bei skijumping.pl angeklungen ist) würden alles abstreiten. Wenn jemand etwas aussagen könnte, wären es Kathol oder Leute aus dem direkten Umfeld. Aber die würden den Teufel tun, zuzugeben, dass Augen zugedrückt oder Dinge unter den Teppich gekehrt wurden. Ich meine, dass jedwede Untersuchung ins Leere laufen würde.

Es bleibt m. E. leider nur, nach vorn zu schauen und ein System zu etablieren, das Betrug unmöglich macht und Ehrliche nicht bestraft. Dort ist man m. E. noch nicht angekommen.
 
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