Neuerscheinungen: Warnungen und Kaufempfehlungen


torben74

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Rialto sind zurück, nach mehr als 20 Jahren. Rialto hießen ursprünglich "Kinky machine" und waren Teil des gitarrenlastigen Britpop der 90er

Kinky Machine - 'Cut It Down'

Später als Rialto war das schon mehr "sophisticated". Rialto waren immer so ein bisschen die Band für den sauren Morgen danach - ich habe sie geliebt. Zwei grandiose Alben.

Rialto - Anything Could Happen

Und Louis Eliot schrieb halt das unfassbare

Monday Morning 5.19

Eins der besten Stücke, die je geschrieben wurden - wenigstens für, die dieses Gefühl kennen

Nun, Rialto sind zurück. Mit vollem Album "Neon & Ghost Signs"

Große Vorfreude meinerseits, die aber nur zum Teil erfüllt wird. Rialto versuchen ein bisschen zu sehr, auch die 80er und den aktuellen GlamRock Trend mitzunehmen, das steht ihnen nicht so gut.
Wenn sie einfach die melancholisch, leicht dystopischen Rialto sind, ist es aber gut. Die Single

No One Leaves This Discotheque Alive

spielt bei düsterem Text mit Kylie und ja - es ist schon catchy

Louis Eliots Stärke zeigt sich aber in den ruhigen Songs. Remembering to forget und Sandpaper Kisses sind so nonchalant dandyhaft kaputt, wie Rialto sein müsen. Und Luis Eliots Stimme hat in den letzten 25 Jahren genau nichts verloren.

Remembering To Forget

Sandpaper kisses
Wahnsinn :crazy:
Ob du es glaubts oder nicht, ich habe die damals sehr gern gehört, vor allem wegen Louis Eliots markantem Gesang.
Ich war verwundert, dass die damals einfach so verschwanden.
Aber jetzt einfach so nach all den Jahren wieder ein neues Album? Verrückt, aber sehr schön.
Remembering To Forget ist wirklich grandios (y)
Eliot sieht auch Top in Form aus, ist ja auch bald 60.
 

le freaque

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Wahnsinn :crazy:
Ob du es glaubts oder nicht, ich habe die damals sehr gern gehört, vor allem wegen Louis Eliots markantem Gesang.
Ich war verwundert, dass die damals einfach so verschwanden.
Aber jetzt einfach so nach all den Jahren wieder ein neues Album? Verrückt, aber sehr schön.
Remembering To Forget ist wirklich grandios (y)
Eliot sieht auch Top in Form aus, ist ja auch bald 60.
Ich auch, ich habe diesen leicht cienmatischen Sound und die Stimme geliebt. "Slut" aus unseren Breiten klangen auf ihren ersten beiden Alben auch ein bisschen so. Aber naja, Brit Pop lief nicht mehr so und Eliot machte solo ein (aus meiner Sicht) ziemlich bescheidenes Folk Album. Danach war er dann live-Gitarrist für Grace Jones (ja, die Grace Jones), schrieb ein bisschen für andere und widmete sich wohl ausschweifend dem Nachtleben. Vor 6 Jahren dann Notoperation und Stunden vor dem Exitus - danach Rückbesinnung: worauf habe ich eigentlich wirklich Lust, was bringt mir was? (Verkürzt).
Also erste Versuche, die Band wieder zusammenzubekommen, ab 2022 wieder Gigs, jetzt das Album. Es ist nicht der ganz große Wurf, aber schon ganz gut. Man erkennt sein starkes Melodiegefühl und die Stimme ist 1a, finde ich.

Man muss aber auch wissen (ok "muss" natürlich nicht): Louis Eliot hat das alles finanziell noch nie nötig gehabt. Er ist der zweitgeborene Sohn des Earl of St Germans, sein älterer Bruder (ein renommierter Digitalkünstler) starb leider schon mit 40. Als es musikalisch nicht mehr lief, konnte er sich auf Port Eliot zurückziehen, was er nach eigenen Aussagen zeitweise auch tat. Er ist aber nicht Herr des Hauses.

Port Eliot war aber wohl schon immer ein Hort für Kreativität. Louis Mutter war lange die Muse von Lucian Freud (der als biologischer Vater Louis und seiner Brüder vermutet wird)- Freuds Bilder erzielen heutztage Preise bis zum dreistelligen Millionenbetrag - und Schauspielerin. Port Eliot beherbergte lange Jahre ein eigenes Indie Festival, auf dem in den 80ern auch The Cure spielten, und ein Literaturfestival.

Der darbende Künstler aus der Arbeiterklasse ist Eliot also so gar nicht, vielleicht passten Rialto auch deshalb nie so recht in die Brit Pop Generation der 90er. Denn ja, es hat auch immer ein bisschen was dandyhaftes. Aber ich mag's gern. Songs und Gedanken sind ja auch nicht automatisch besser, wenn sie aus dem postuliertem Proletariat kommen.
 

torben74

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Car Seat Headrest - The scholars

Hier darf es wieder einer kurzen Erläuterung :)
Hinter "Car Seat Headrest" verbirgt sich der Musiker, Songschreiber und Produzent Will Toledo aus Virginia.
Dieser präsentierte ab circa 2010 seine Musik einer größeren Öffentlichkeit, damals noch als Solo Künstler.
Im Laufe der Jahre sammelte er Musiker um sich rum und seit 2016 in etwa gab es dann "Car Seat Headrest" als eigenständige Band.
Anfangs ziemlich im schrummeligen Indie Rock verwurzelt, wurde im laufe der Zeit das musikalische Spektrum immer mehr erweitert.
"Car Seat Headrest" haben auf den letzten Alben viel ausprobiert und sich nie an irgendwelche Trends oder Eingrenzungen geheftet.

So auch jetzt bei "The scholars" nicht.
Entstanden nach einer heftigen Lebens- und Sinnkrise von Will Toledo, hauen sie hier alles raus, was möglich ist.
Indie Rock, Elektronik, Prog und Glam Rock Anleihen.
Hier wird alles kunterbunt gemischt, dass es einem teilweise den Atem verschlägt.
Höhepunkt dann das 18 (!!) minutige "Planet Desperation", dass, ohne zu viel zu verraten zu wollen, eigentlich mehrere Songs in einem sind, sooft wird hier die Spielart gewechselt.
Das alles klingt chaotisch, passt aber zusammen.
Ok, unfehlbar ist die Sache nicht.
Toledos Gesang ist manchmal, mhhh, gewöhnungsbedürftig und hin und wieder merkt man, dass zuviel gewollt wurde.
Auch muss man ganz klar sagen, das Ganze ist anstrengend und nix für zwischendurch.
Aber, wenn man sich die Zeit nimmt und Geduld hat und ein bisschen Lust auf musikalische Entdeckungen hat, dann hat man hier echt wundervolle 70 Minuten einer sehr eigenwilligen und faszinierenden Band.

Car Seat Headrest - "CCF (I'm Gonna Stay With You)" (Official Music Video)

Car Seat Headrest - "The Catastrophe (Good Luck With That, Man)" (Official Lyric Video)


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torben74

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Cloth - Pink Silence

Die Geschwister aus Glasgow waren für mich eine Entdeckung aus unserer "Grand Prix" Reihe hier in unserem Forum.
Mit ihrem sehr melancholisch angehauchten Indie Pop der edelherben Sorte haben sie sich in mein musikalisches Herz gespielt.
Praktischer weise haben sie jetzt ihr glaube ich 3. reguläres Album veröffentlicht.
Interessanterweise übrigens auf dem "Rock Action Label" ihrer Musikerkollegen Mogwai.
Das Geschwisterpaar bleibt sich treu und bietet besten Indie Pop, der aber nie langweilig wird.
Hier geht es nämlich teilweise ziemlich forsch und "stampfig" zu, was an vielen "blubbernden" Elektronik Elementen liegt.
Das erinnert mich zumindest ein bisschen an die späteren "Everything but the Girl" und irgendwie auch teilweise an PJ Harvey.
Aber natürlich gibt es auch den großen, sehnsüchtigen Herzschmerzsound mit vielen Geigen, wo gerade Rachael Swinton nochmal so richtig brillieren kann.
Insgesamt ein extrem intensives, sehr interessantes und sehr gelungenes Album der Schotten!

Cloth – Golden (Official Music Video)

Cloth - Pink Silence (Official Music Video)


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Max Power

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Ghost - Skeletá

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Mittlerweile 15 Jahre ist es her, dass Tobias Forge die ersten Ghost-Demos auf MySpace gestellt hat. In dieser Zeit hat sich viel getan: neben sechs Alben, vier EPs und einem Konzertfilm hat man auch zahlreiche Awards abgestaubt, beispiellose Band-Lore (die man mit schrägen Youtube-Videos immer weiter spinnt) abgeliefert und mehrere Papst-Iterationen zu Grabe getragen ... die Gimmicks gabs bei Ghost eben immer gratis dazu. Nach Papa Emeritus I, II und III sowie Cardinal Copia/Papa Emeritus IV tritt Forge im neuen Albumzyklus als Papa V Perpetua auf und hat sich, zweifellos mit dem Live-Faktor im Kopf, erstmals mit einer halben Maske zufriedengegeben, die den Mund nicht bedeckt.

Musikalisch geht "Skeletá" den Weg vom Vorgänger "Impera" konsequent weiter. Heißt: noch mehr 80s und noch mehr AOR, während der Okkult-Faktor der frühen Tage immer weiter in den Hintergrund rückt. In der Hinsicht waren die Vorabsingles "Satanized" und "Lachryma" ein wenig irreführend, aber auch das war auch schon auf "Impera" der Fall. Ein kleines bisschen blutet mir da ja schon das Herz, hat die 2025er Version von Ghost letztlich nicht mehr viel mit "Opus Eponymous" oder "Infestissumam" gemein ... aber ich kann auch dieser Version letztlich sehr viel abgewinnen. Denn Forge ist einfach wahnsinnig gut in dem, was er macht. "Skeletá" ist wieder voll von großartigen Hooks, schönen Melodien und tollen Gitarren-Soli (definitiv mehr als je zuvor), dazu hat er das Album unter dem Pseudonym "Gene Walker" auch wieder sehr gut produziert (der Bass :love:).

Highlights gibts auf "Skeletá" viele. "Lachryma" ist ein Instant Classic, hier stimmt eigentlich alles. "Cenotaph" ist sehr wahrscheinlich Forges verstorbenem Bruder gewidmet und als solcher mit sehr berührenden Lyrics ausgestattet, ist aber wahnsinnig eingängig und erbaulich. Tolle Nummer. "Missilia Amori" dann einfach nur in jeder Hinsicht großartig: musikalisch wie ein Strip-Song aus den 80ern, textlich geht es zwar um eine toxische Beziehung, aber natürlich wieder mal voller Innuendos ("love rockets, shot right in between your eyes" :LOL:). Dazu großartige Gitarrenarbeit und wieder ein Bass zum Niederknien. "Marks of the Evil One" wird mit den "there, there!"-Passagen garantiert zum Live-Hit, während Forge bei "Umbra" die verdammte Cowbell aus dem Keller holt und die doppelten Böden in den Lyrics endgültig auf die Spitze treibt. Es macht einfach Spaß ... Ghost haben sich noch nie besonders ernst genommen, und dieses Augenzwinkern, das die Band auszeichnet, findet man auch auf diesem Album wieder an vielen Stellen.

Wirkliche Ausfälle sind auf "Skeletá" rar. Witzigerweise hat Forge diesmal den Closer, normal eine absolute Garantie für ein Hit, aus meiner Sicht ziemlich in den Sand gesetzt ... das kann er eigentlich besser, als wie auf "Excelsis" zu Zeilen wie "Everybody goes away / You will too, I will too" in den Sonnenuntergang zu schunkeln. Aber der Rest funktioniert für mich fast komplett. Forges Einflüsse sind unüberhörbar, die Zitate finden sich übers ganze Album: Kiss, Iron Maiden, Def Leppard, Journey, Europe, Toto und und und ... alles irgendwo zu finden. Und Forge weiß als Schwede natürlich am besten, dass man Sabbath nicht ohne ABBA buchstabieren kann ;)

Und hier ist man also nach 15 Jahren Bandgeschichte angekommen. Forge hat den Traum vieler Musiker, es vom Underground in die Arena zu schaffen, gelebt, und genauso klingt "Skeletá" am Ende auch. Für mich ist es ein schönes Album geworden, das, obwohl es noch weiter von den "alten" Ghost ist, tatsächlich um ein großes Stück besser funktioniert als "Impera". Und die vollen Arenen sind ihnen sowieso nicht mehr zu nehmen.

Lachryma, Satanized, Cenotaph, Missilia Amori, Umbra
 

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Avec - Avec

Hinter Avec steckt die Österreicherin Larmi Ninder.
Diese veröffentlicht seit etwa 2016 regelmäßig gelungene und sehr schöne Alben.
Von der Sache her ist sie dabei in diesem großen Feld "Singer/Songwriter" unterwegs.
Schöne Stimme, schöne Melodien, wohlige Stimmung.
Trotzdem peppt sie die Sache gerne auf mit flattern Rythmen und erweiterten Arrangements.
So auch jetzt bei ihrem selbst betitelte neuen Album.
Es gibt richtig fetzige Songs, die auch mal lauter werden, aber auch natürlich die ganz stillen und hauchzarten Momente.
Das macht Frau Ninder also sehr gut und inzwischen auch sehr souverän.
Da steckt viel Liebe zur Musik und auch zum Detail mit drinnen.
Ein wirklich schönes Album mit massivem Wohlfühlfaktor.

Silently

King Of Spain (Super 8 Film)
 

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Swans - Birthing

Jetzt wird es wieder abenteuerlich.
Swans gibt es schon seit Anfang der 80ziger Jahren.
Allerdings ist von der Ur-Besetzung nur noch Mastermind Michael Gira übrig.
Auch haben sie sich zwischendurch immer mal wieder aufgelöst und irgendwie dann doch wieder zusammen gefunden.
Dabei haben Swans immer ihre ganz eigene Musik gemacht, sehr experimentell und sehr speziell.
"Birthing" macht da jetzt keine Ausnahme, im Gegenteil.
Das Musikerkollektiv um Gira treibt es kunterbunt und auf die Spitze.
Mit 7 Songs auf 116 Minuten (!!!) Spielzeit zu kommen ist schon gewaltig.
20 Minuter reiht sich an 20 Minuter.
Von wohligen einlullenden Klängen bis brachialen Noiseattacken ist alles dabei.
Die Nummer verlangt dem Hörer alles ab und erfordert ein gehöriges Maß an Geduld.
Wer aber dazu Lust hat, wird viel entdecken und bekommt ein echtes Klangerlebnis und Klangexperiment geboten.

Swans - The Healers (Official Lyric Video)

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Arcade Fire - Pink elephant

Arcade Fire hab ich ja erst wieder entdeckt seit "We" in 2022.
Das war ein richtig gutes Album und ich höre es mir heute noch sehr gerne an.
Umso gespannter war ich natürlich, wie es jetzt weiter geht mit den Kanadiern, auch nach dem Ganzen Trubel oder besser Trouble um Win Butler.
Tja und ich muss sagen, sie "halten mich bei der Stange".
Ein schönes neues Album ist es geworden.
Sehr überlegt, sehr entspannt und mit sehr schönen Songs.
Vielleicht isst es manchmal etwas zu glatt, zu überlegt.
Dass liegt vielleicht auch am Über-Produzent Daniel Lanois, der ja bekannt ist für seine "harmonische" Art und Arbeitsweise.
Das ganze wurde auch von Butler und Régine Chassagne fast ausschließlich autark eingespielt und nur selten kommt echtes "Bandfeeling" auf.
Trotzdem bleibt es für mich ein sehr höhrenswertes Album und auch wieder eines, was ich häufiger hören werde, auch wenn es ganz klar weit entfernt ist von einem zweiten The suburbs.

Arcade Fire - I Love Her Shadow (Official Visualiser)


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Peter Doherty - Felt better alive

Also ich glaube, zum lieben Peter brauche ich nicht mehr viel zu sagen.
Er fasziniert einen wirklich.
Hier muss man wirklich sagen, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass er noch da ist.
Seine Vergangenheit und seine ganz ganz wilden Jahre dürften jedem bekannt sein.
Dass er zudem auch noch zu einem ernstzunehmenden Musiker geworden ist, ist das kleine Wunder nebenbei.
Zuletzt die Sache zusammen mit Frédéric Lo war schon extrem gelungen.
Diese kleine und feine Platte jetzt hält das gute Niveau.
Alles klingt rund, unaufgeregt und vor allem sehr erwachsen.
Scheint das Peter seine Dämonen endgültig besiegt hat.
Allerdings, 28 Minuten sind natürlich ein Witz.
Das ist bei anderen ein Song (siehe Swans).
Aber ein bissel Luft nach oben muss er sich ja noch lassen, der gute Peter D.

Peter Doherty - Felt Better Alive (Official Video)

Peter Doherty - 'The Day the Baron Died' (Official Video)


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Matt Berninger - Get sunk

Tja, was soll ich sagen?
Ich erspare euch und auch mir mal jetzt wieder ellenlange Lobeshymnen auf Matt B. und seine Kollegen von The National.
Eigentlich hatte man ja gedacht, dass sich Berninger nach den anstrengenden Monaten mit seiner Hausband endlich eine Pause gönnt.
Aber er hat wohl noch soviel kreatives Potential, dass er gleich noch sein 2. Soloalbum folgen lassen hat.
Das klingt, oh Wunder, nicht unbedingt revolutionär anders als das, was er zuletzt mit seinen Kollegen fertig gebracht hat.
Naja, vielleicht doch etwas roher, etwas ungeschliffener und trotzdem aber immer ganz markant.
Berninger ist einfach ein großartiger Songschreiber und Geschichtenerzähler.
Eine wohlige Platte, die man fast in einer Endlosschleife hören könnte.
Dazu auch noch mit einer wunderschönen gestalteten Vinylausgabe.

Matt Berninger - No Love

Matt Berninger: Bonnet Of Pins | The Tonight Show Starring Jimmy Fallon


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Chac

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Turnstile - Never Enough

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Turnstile sind die Band der Stunde aus dem Hardcore Bereich. Aber ist das noch Hardcore? Schon auf dem Vorgängeralbum Glow On verließ die Truppe um Sänger Brandon Yates die ausgetretenen Pfade des Genres und öffneten sich für Klargesang, poppige Melodien und Synthesizer und landeten mit Mystery und Blackout sogar kleine Hits. Sie traten in sämtlichen Late Shows Der USA auf und waren gefragte Acts bei nahezu jedem Festival.
Mit Never Enough setzen sie diese Richtung jetzt fort und gehen sogar noch weiter. Auf Dreaming erklingt ein Saxophon das gute Laune verbreitet. Sunshower beginnt mit totalen Abriss und endet dann abrupt in Ambientklänge mit Klarinette die an Hochgebirge in Asien erinnern. Bei Seein' Stars haben sie sich Haley Williams (Paramore) als Gastsängerin geholt. Zum Ende hin übertreiben sie es dann aber mit Synthies und Dream Pop. Magic Man hätte es meiner Meinung nach nicht mehr auf dem Album gebraucht und auch das unnötig in die Länge gezogene Outro von Lookout For Me zieht den ansonsten sehr guten Gesamteindruck nach unten. Dennoch Turnstile machen Spaß und dieses Album gehört für mich zu den (bislang wenigen) Highlights des Jahres.

Dreaming
Sunshower
Seein' Stars
 

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Murder By Death - Egg & dart

Sag zum Abschied leise Servus.
Für mich völlig unerwartet hat eine meiner absoluten Lieblingsbands der letzten Jahre nicht nur ein neues Album veröffentlicht, sondern damit auch ihren Abschied verkündet.
Hiermit bzw. nach noch reichlichen Konzerten dazu soll dann nämlich Schluss sein mit Murder By Death.
Puh, das musste ich auch erst mal sacken lassen, vor allem, weil ich bis jetzt noch nicht herausbekommen habe, warum man sich dann auflöst.
Gut, manche Dinge kann man halt leider heutzutage nicht ändern.
Auf alle Fälle legt die Band aus Indiana noch mal ein kleines Meisterstück vor.
In die dreiviertel Stunde haben sie noch mal alles herein gepackt, was sie so wundervoll und einzigartig macht.
Leicht morbide Western Atmosphäre, die einen an unendliche weiten und halb verlassene Western Käffer denken lässt.
Dazu die Stimme von Adam Turla, die einem eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt, ergänzt durch das manchmal etwas zu kratzige und zu aufdringliche Cello von Sarah Balliet.
Natürlich ist diesmal alles durchtränkt durch eine jederzeit spürbare Wehmut, aber es wird nie nur ein reines "Rumgeheule".
Am Ende bleibt ein großer Seufzer und ein großes "Schade", aber auch die große Neugier, was da jetzt doch noch kommen wird in Zukunft.

Sorry

Lose You

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Max Power

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Novelists - Coda

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Camille was the unexpected lifeline we desperately needed. Her talent and energy revived Novelists at a time when we were at our lowest. It’s unbelievable how the right person crossed our path when we needed it most.

So die Band im September 2023, als man Camille Contreras als neue Leadsängerin präsentierte. Nach drei Alben mit Gründungsmitglied Matteo Gelsomino und einem wackligen Album mit dem Deutschen Tobias Rische stand man im April 2023 zum zweiten Mal binnen weniger Jahre ohne Sänger da, und die Moral unter den verbliebenen Bandmitgliedern war offenbar so niedrig, dass laut über ein Ende der Band nachgedacht wurde. Mit der Bestellung von Contreras, die auf dem dritten Album bereits einen kleinen Gastauftritt hatte (C'est la Vie), fand man schließlich neue Lebensgeister und ging nach einer starken ersten EP namens "Okapi" letztes Jahr ins Studio, um das fünfte Album einzuspielen.

"Coda" beginnt aus meiner Sicht aber erst mal eher unterdurchschnittlich, ist das eingängige "Say My Name" doch ein eher schwacher Album-Opener. Direkt im Anschluss mit dem Titeltrack aber auch schon das erste Highlight, und der Song wurde nicht umsonst vor Monaten als erster Albumvorbote in die Welt geschickt, gibt er doch einen sehr guten Überblick über die Novelists-Version 2025. Spannende Gitarrenstrukturen treffen auf einen unverschämt eingängigen Chorus, ehe der Song nach eben diesem die klassische Songstruktur aufbricht. Camille Contreras tanzt mit greller Perücke leichtfüßig durch das Video, packt zwischendurch aber auch ihre Growls aus. Fast übersieht man bei ihrer Darbietung die Lyrics, die konträr zum Sound, wie auch auf dem Rest des Albums, sehr düster gehalten sind. Zumindest diesen Aspekt hat Contreras mit ihren Vorgängern gemein.

Das Level wird in der Folge großteils ziemlich hoch gehalten. Die zweite Vorabsingle "All For Nothing" knüpft nahtlos an den Titelsong an, ehe es mit dem groovigen "Maldicion de la Bruja" musikalisch erstmals richtig spannend wird: Contreras rappt auf Spanisch und der Song sprudelt vor Energie, ehe der finale Breakdown alles niederwalzt. Das melodische "In Heaven" nimmt darauf den Druck vom Kessel, Contreras besticht hier mit schönem Klargesang und hintenraus gibt es ein schönes Gitarrensolo. Direkt im Anschluss folgt mit dem religionskritischen "Adam and Eve" gleich noch mal einer der spannendsten Songs. Hier darf zum einzigen Mal auch Bassist Nicolas Delestrade ans Mikro (auf "Deja Vu" war er bei mehreren Songs zu hören), dazu gibt es gegen ein Ende ein weirdes Kenneth Copeland-Feature. Der atmosphärische Refrain geht hier in die Deftones/Loathe-Richtung, ehe sich Contreras im finalen Breakdown ein "get fucking down on your knees" von der Seele brüllt. Stark.

Mit "Sleepless Nights" eröffnet dann ein melodischer Track die Schlussviertelstunde. Ein echter Grower für mich. Mit "78 rue ..." dann der zweite Song, der bei mir nicht so richtig zünden kann - dafür gibt es dann ein starkes Doppel zum Schluss. Das kurzweilige "CRC" groovt wie die Hölle, das verträumte "K.O.", das irgendwo zwischen "5:12 am" und "Mourning the Dawn" lebt, zum Abschluss dann noch einmal ein brutaler Grower. Richtig schöner Abschluss.

"Coda" ist ein richtig gutes Album geworden, das bei mir mit mehreren Durchläufen auch immer mehr gezündet hat. Camille Contreras war ein absoluter Glücksgriff, sie liefert hier in allen Tonlagen eine starke Leistung ab und hat der Band hörbar neuen Elan eingeimpft. Talentiert waren die Franzosen immer (gerade das Gitarrenspiel war und ist immer grandios), aber auf diesem Album wirken sie auch wieder zielstrebiger als auf dem Vorgänger "Deja Vu", das zwar ein paar starke Songs im Angebot hatte, in der Grundstruktur aber etwas kopflos und lieblos daherkam. Das Gitarrenspiel ist über das ganze Album hinweg großartig, die Djent- und Progwurzeln kommen nicht zu kurz und man schafft auf dem ganzen Album genügend Raum für schöne Soli.

Unterm Strichs eins meiner Lieblingsalben 2025 bis jetzt.

Coda, All For Nothing, In Heaven, Adam and Eve, Sleepless Nights, K.O.
 

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So, ich hab in den letzten Tagen/Wochen mal ein paar Sachen gehört, zu denen ich hier nur ein paar kurze Sätze schreiben möchte:

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Lorde - Virgin

Von der Sacher her gefällt mir das Album eigentlich ganz gut. Allerdings ist es wohl nix, was mir länger und dauerhaft in Erinnerung bleiben wird. Ist mir dann doch zu flippig und zu sehr auf "I am the Super Bitch" getrimmt. Allerdings gibt es aich sehr gelungene und sehr schöne Momente.

Lorde - What Was That (Glastonbury 2025)


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Haim - I quit

Nach diversen Gastauftritten bei eigentlich fast allen Größen (zuletzt Bon Iver), haben die Schwestern wieder ein eigenes Album geschafft. Es ist aber wie immer: an sich sehr schön, aber dann auch irgendwie zu beliebig. Schöne Melodien, schöner Gesang, das ganze aber in der Masse zu harmlos. Halt ein schönes, flummiges und niedliches Pop Album.

HAIM - Down To Be Wrong in the Live Lounge


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Suzanne Vega - Flying with angels

Unglaublich, wie lang ich Vega eigentlich höre. Auch sie hat mich die letzten Jahrzehnte begleitet. Wirklich gelungen, was sie jetzt hier veröffentlicht hat. Man erkennt sie sofort wieder, aber sie versucht auch, moderne Elemente mit einfließen zu lassen, ohne sich zu verbiegen. Sehr interresant und hörenswert!

Suzanne Vega - Chambermaid (Later... with Jools Holland)


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Stereophonics - Make 'em laugh, make 'em cry, make 'em wait

Auch diese alten Helden sind noch "still alive". Allerdings war ich persönlich nie der große Fan. Aber die Sache hier gefällt mir doch sehr gut. Sehr abwechslungsreich, viele Facetten und alles mit viel Liebe gemacht. Man merkt hier die lange Erfahrung der Band. Allerdings ist es mit nicht mal ner halben Stunde doch ein sehr kurzes Vergnügen.

Stereophonics - Feeling Of Falling We Crave (Visualiser)


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Pulp - More

Muss so ein Comeback sein, nach gefühlt hundert Jahren? Ich bin da immer noch im Zwiespalt. Letztlich funktioniert die Sache hier dann doch. Nicht nur eine plumpe Wiederholung von Altem, sondern teilweise richtig gute Songs. SEhr souverän gemacht, sehr spannend und sehr gut zum durchhören. Für mich eine sehr positive Überraschung.

Pulp - Spike Island (Glastonbury 2025)
 
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