Ghost - Skeletá
Mittlerweile 15 Jahre ist es her, dass Tobias Forge die ersten Ghost-Demos auf MySpace gestellt hat. In dieser Zeit hat sich viel getan: neben sechs Alben, vier EPs und einem Konzertfilm hat man auch zahlreiche Awards abgestaubt, beispiellose Band-Lore (die man mit schrägen Youtube-Videos immer weiter spinnt) abgeliefert und mehrere Papst-Iterationen zu Grabe getragen ... die Gimmicks gabs bei Ghost eben immer gratis dazu. Nach Papa Emeritus I, II und III sowie Cardinal Copia/Papa Emeritus IV tritt Forge im neuen Albumzyklus als Papa V Perpetua auf und hat sich, zweifellos mit dem Live-Faktor im Kopf, erstmals mit einer halben Maske zufriedengegeben, die den Mund nicht bedeckt.
Musikalisch geht "Skeletá" den Weg vom Vorgänger "Impera" konsequent weiter. Heißt: noch mehr 80s und noch mehr AOR, während der Okkult-Faktor der frühen Tage immer weiter in den Hintergrund rückt. In der Hinsicht waren die Vorabsingles "Satanized" und "Lachryma" ein wenig irreführend, aber auch das war auch schon auf "Impera" der Fall. Ein kleines bisschen blutet mir da ja schon das Herz, hat die 2025er Version von Ghost letztlich nicht mehr viel mit "Opus Eponymous" oder "Infestissumam" gemein ... aber ich kann auch dieser Version letztlich sehr viel abgewinnen. Denn Forge ist einfach wahnsinnig gut in dem, was er macht. "Skeletá" ist wieder voll von großartigen Hooks, schönen Melodien und tollen Gitarren-Soli (definitiv mehr als je zuvor), dazu hat er das Album unter dem Pseudonym "Gene Walker" auch wieder sehr gut produziert (der Bass

).
Highlights gibts auf "Skeletá" viele. "Lachryma" ist ein Instant Classic, hier stimmt eigentlich alles. "Cenotaph" ist sehr wahrscheinlich Forges verstorbenem Bruder gewidmet und als solcher mit sehr berührenden Lyrics ausgestattet, ist aber wahnsinnig eingängig und erbaulich. Tolle Nummer. "Missilia Amori" dann einfach nur in jeder Hinsicht großartig: musikalisch wie ein Strip-Song aus den 80ern, textlich geht es zwar um eine toxische Beziehung, aber natürlich wieder mal voller Innuendos ("love rockets, shot right in between your eyes"

). Dazu großartige Gitarrenarbeit und wieder ein Bass zum Niederknien. "Marks of the Evil One" wird mit den "there, there!"-Passagen garantiert zum Live-Hit, während Forge bei "Umbra" die verdammte Cowbell aus dem Keller holt und die doppelten Böden in den Lyrics endgültig auf die Spitze treibt. Es macht einfach Spaß ... Ghost haben sich noch nie besonders ernst genommen, und dieses Augenzwinkern, das die Band auszeichnet, findet man auch auf diesem Album wieder an vielen Stellen.
Wirkliche Ausfälle sind auf "Skeletá" rar. Witzigerweise hat Forge diesmal den Closer, normal eine absolute Garantie für ein Hit, aus meiner Sicht ziemlich in den Sand gesetzt ... das kann er eigentlich besser, als wie auf "Excelsis" zu Zeilen wie "Everybody goes away / You will too, I will too" in den Sonnenuntergang zu schunkeln. Aber der Rest funktioniert für mich fast komplett. Forges Einflüsse sind unüberhörbar, die Zitate finden sich übers ganze Album: Kiss, Iron Maiden, Def Leppard, Journey, Europe, Toto und und und ... alles irgendwo zu finden. Und Forge weiß als Schwede natürlich am besten, dass man Sabbath nicht ohne ABBA buchstabieren kann
Und hier ist man also nach 15 Jahren Bandgeschichte angekommen. Forge hat den Traum vieler Musiker, es vom Underground in die Arena zu schaffen, gelebt, und genauso klingt "Skeletá" am Ende auch. Für mich ist es ein schönes Album geworden, das, obwohl es noch weiter von den "alten" Ghost ist, tatsächlich um ein großes Stück besser funktioniert als "Impera". Und die vollen Arenen sind ihnen sowieso nicht mehr zu nehmen.
Lachryma,
Satanized,
Cenotaph,
Missilia Amori,
Umbra