🇦🇹 Team Österreich


Benjamin

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Vom Alter her ist es ohne Weiteres möglich. Allerdings glaube ich nicht, dass er nochmals diese Ausnahmeform aus der Zeit etwa zwischen 2006/07 und 2012/13 erreichen kann. Dazu war das damals einfach zu außergewöhnlich.
Aber eine Entwicklung etwa wie bei Martin Schmitt, der nach einer langen Durststrecke in der Saison 2008/09 nochmals mehrere Podestplätze gesammelt hat und sehr oft im Vorderfeld zu finden war, traue ich ihm schon auch zu.
 

Peaches

#mission54
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In seiner Glanzzeit hat natürlich auch alles zusammengepasst. Seine Technik hat damals optimal zu den Rahmenbedingungen, dem Material etc. gepasst und er war da allen anderen halt weit voraus. Mittlerweile hat er diesen Vorteil nicht mehr, weil sich zu viel geändert hat. Der gebogene Bindungsstab war da ja schon der erste Schritt, der ihm damals viel technischen Vorsprung genommen hat. Von daher ist eine derartige Überlegenheit gar nicht mehr möglich und auch nicht das Ziel. Er misst sich selbst nicht an diesen Erfolgen und lebt da ganz in der Gegenwart mit dem Fokus darauf, was jetzt möglich ist - unabhängig davon, was mal möglich war.

Von den Verletzungen ist zum Glück nichts mehr übrig, weder körperlich noch mental. Das Knie ist voll belastbar und er hat auch eine entsprechende Bemuskelung, die das Gelenk bestmöglich entlasten kann. Im Kopf ist auch nichts mehr davon da, keine Gedanken an eventuelle Schmerzen bei hohem Druck oder ähnliches. Sowas kann ja leider auch (teilweise unbewusst) extrem hemmen und Meter kosten. Und den Rückstand, den er durch die Pausen immer wieder hatte, konnte er über den verletzungsfreien Sommer ja zum Glück auch aufholen. Von daher sollte zumindest das Thema ihn nicht mehr behindern.

Eine Sache, die vor 10 Jahren halt auch noch nicht problematisch war, seit einigen Jahren aber doch zur Herausforderung geworden ist, ist die Stabilität, weil er aufgrund der einseitigen Taubheit einfach Dysbalancen hat. Das wurde schon in der vorolympischen Saison 2013 anfänglich festgestellt, dass es nun doch langsam Probleme macht. Er hat halt extrem gute Kompensationsmechanismen, die ihm außergewöhnlich lang erlaubt haben, problemfrei einen solchen Sport, bei dem es doch sehr auf Stabilität ankommt, erfolgreich auszuführen. Aber auch die lassen irgendwann nach. Und das tun sie seit 2013 kontinuierlich, was auch ein großer Faktor des stetigen Leistungsabfalls war. Das darf man nicht unterschätzen. Aber auch das hat er immer besser im Griff, zuletzt im Sommer gab es da kaum noch Probleme.

Solang das so bleibt, ist es eigentlich "nur" eine Frage dessen, wie gut er seine Technik an die aktuellen Gegebenheiten adaptieren kann - was ich ihm aber absolut zu 100% zutraue. Fehlende Motivation, fehlende Ernsthaftigkeit, Sättigung oder Unlust kann man ihm jedenfalls überhaupt nicht vorwerfen (bevor das wieder gewisse User hier rumschreien ;)). Er liebt einfach das, was er tut und ist viel zu sehr Perfektionist und auch Genussmensch, um den Sport halbherzig zu betreiben. Der macht eh nur noch das im Leben, was ihm Spaß macht. Und wenn das Skispringen nicht mehr dazugehören würde, wäre er raus.
 

Lazergirl

EFF #3
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Eine Sache, die vor 10 Jahren halt auch noch nicht problematisch war, seit einigen Jahren aber doch zur Herausforderung geworden ist, ist die Stabilität, weil er aufgrund der einseitigen Taubheit einfach Dysbalancen hat. Das wurde schon in der vorolympischen Saison 2013 anfänglich festgestellt, dass es nun doch langsam Probleme macht. Er hat halt extrem gute Kompensationsmechanismen, die ihm außergewöhnlich lang erlaubt haben, problemfrei einen solchen Sport, bei dem es doch sehr auf Stabilität ankommt, erfolgreich auszuführen. Aber auch die lassen irgendwann nach. Und das tun sie seit 2013 kontinuierlich, was auch ein großer Faktor des stetigen Leistungsabfalls war. Das darf man nicht unterschätzen. Aber auch das hat er immer besser im Griff, zuletzt im Sommer gab es da kaum noch Probleme.
Ist das altersbedingt so, das Nachlassen? Oder verschleiß aufgrund der ja schon sehr langen Karriere?
 

Big d

Bankspieler
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In seiner Glanzzeit hat natürlich auch alles zusammengepasst. Seine Technik hat damals optimal zu den Rahmenbedingungen, dem Material etc. gepasst und er war da allen anderen halt weit voraus. Mittlerweile hat er diesen Vorteil nicht mehr, weil sich zu viel geändert hat. Der gebogene Bindungsstab war da ja schon der erste Schritt, der ihm damals viel technischen Vorsprung genommen hat. Von daher ist eine derartige Überlegenheit gar nicht mehr möglich und auch nicht das Ziel. Er misst sich selbst nicht an diesen Erfolgen und lebt da ganz in der Gegenwart mit dem Fokus darauf, was jetzt möglich ist - unabhängig davon, was mal möglich war.

Von den Verletzungen ist zum Glück nichts mehr übrig, weder körperlich noch mental. Das Knie ist voll belastbar und er hat auch eine entsprechende Bemuskelung, die das Gelenk bestmöglich entlasten kann. Im Kopf ist auch nichts mehr davon da, keine Gedanken an eventuelle Schmerzen bei hohem Druck oder ähnliches. Sowas kann ja leider auch (teilweise unbewusst) extrem hemmen und Meter kosten. Und den Rückstand, den er durch die Pausen immer wieder hatte, konnte er über den verletzungsfreien Sommer ja zum Glück auch aufholen. Von daher sollte zumindest das Thema ihn nicht mehr behindern.

Eine Sache, die vor 10 Jahren halt auch noch nicht problematisch war, seit einigen Jahren aber doch zur Herausforderung geworden ist, ist die Stabilität, weil er aufgrund der einseitigen Taubheit einfach Dysbalancen hat. Das wurde schon in der vorolympischen Saison 2013 anfänglich festgestellt, dass es nun doch langsam Probleme macht. Er hat halt extrem gute Kompensationsmechanismen, die ihm außergewöhnlich lang erlaubt haben, problemfrei einen solchen Sport, bei dem es doch sehr auf Stabilität ankommt, erfolgreich auszuführen. Aber auch die lassen irgendwann nach. Und das tun sie seit 2013 kontinuierlich, was auch ein großer Faktor des stetigen Leistungsabfalls war. Das darf man nicht unterschätzen. Aber auch das hat er immer besser im Griff, zuletzt im Sommer gab es da kaum noch Probleme.

Solang das so bleibt, ist es eigentlich "nur" eine Frage dessen, wie gut er seine Technik an die aktuellen Gegebenheiten adaptieren kann - was ich ihm aber absolut zu 100% zutraue. Fehlende Motivation, fehlende Ernsthaftigkeit, Sättigung oder Unlust kann man ihm jedenfalls überhaupt nicht vorwerfen (bevor das wieder gewisse User hier rumschreien ;)). Er liebt einfach das, was er tut und ist viel zu sehr Perfektionist und auch Genussmensch, um den Sport halbherzig zu betreiben. Der macht eh nur noch das im Leben, was ihm Spaß macht. Und wenn das Skispringen nicht mehr dazugehören würde, wäre er raus.

Seriensiege können sicher nicht mehr das Ziel sein, aber zumindest ab und zu mal podium sollte doch das ziel sein, oder?

Kann mir nicht vorstellen das er Spaß daran hat um platz 20 zu kämpfen.
 

Peaches

#mission54
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Ist das altersbedingt so, das Nachlassen? Oder verschleiß aufgrund der ja schon sehr langen Karriere?

Es ist zeitbedingt, aber nicht so, dass man sagt mit Mitte 20 geben die Komensationsstrukturen auf, sondern je länger man sie nutzt, desto schwächer werden sie einfach. Ihre Wirkung lässt nach. Er hat eh schon extrem stabile. Ohne diese ausgeprägten Mechanismen hätte er niemals skispringen können. Aber egal wie stabil, irgendwann lässt das nach. Wann das so ist, liegt weniger am Alter und mehr an der Stabilität der Strukturen.

Seriensiege können sicher nicht mehr das Ziel sein, aber zumindest ab und zu mal podium sollte doch das ziel sein, oder?

Kann mir nicht vorstellen das er Spaß daran hat um platz 20 zu kämpfen.

Das Ziel für diese Saison ist ganz klar eine WM-Medaille (ggf. im Team). Grundsätzlich ist der Denkansatz, den er verfolgt, aber nicht mehr der, bestimmte Platzierungen zu erreichen, sondern möglichst optimale Sprünge zu zeigen. Die Platzierungen ergeben sich dann daraus eh früher oder später. Hoffentlich :D Aber der Spaß resultiert eben nicht mehr aus der Platzierung sondern aus guten Sprüngen an sich.
Klar kann man sagen, am Ende kommt das ja aufs selbe raus. Aber die Herangehensweise ist sehr viel weniger von der Konkurrenz abhängig, sondern mehr auf die persönliche Entwicklung, Verbesserung und das eigene Vorankommen konzentriert und zudem wesentlich differenzierter. Gute Sprünge müssen bei starker Konkurrenz noch nicht immer auch eine top Platzierung bedeuten. Wenn man sie aber unabhängig von der Platzierung sehen kann, reicht das für ein positives Erlebnis.

Also ganz knapp: Das Ziel ist nicht, regelmäßig aufs Podest zu springen, sondern das Ziel ist, regelmäßig optimale Sprünge abzuliefern und mit denen möglichst weit vorn dabei sein zu können - ohne aber konkrete Aussagen über Platz 1, 2, 3, immer top 10 oder sonstiges.
 
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@Peaches, sorry jetzt kommen Fragen pber Fragen...
meinst mit Glanzzeit in der Technik+Material zusammengespielt haben, die Zeit bis 2010. 2011-2013 war ja auch ähnlich gut. Sowohl davor (Morgenstern, Amann,Malyz) als auch dannach (Stoch, Bardal, Jacobsen,Kofler) gab es nur wenige die mithalten konnten oder auch mal besser waren.
Hat es vllt einfach 2-3 Jahre gedauert bis die anderen mit dem gebogenen Stab so zurecht kamen um deren ganzes Potenzial auszuschöpfen?
Welche Bedeutung würdest du den Anzügen zurechnen? 2012/13 waren die ja besonders eng geschnitten. Hat evtl. auch nocht jedem so gepasst. Das war ja auch die Saison, in der er sehr deutlich den Weltcup gewonnen hat und andere Springer wie Neumayer, Matura waren im höheren Alter plötzlich vorne dabei waren und nachher nie wieder.
War das Niveau in der Saison evtl. auch nicht so hoch wie jetzt? (Freund, Stoch, Prevc noch nicht am Zenit...Wellinger, Kraft, Tande kamen später)


Das sind jedenfalls so die Punkte, warum ich glaube, dass er von 2014-2016 nach hinten gereicht wurde, neben der Sache mit der Taubheit die wohl auch ihre Rolle gespielt hat. Bis 2018 würde ich da auch den Verletzungen, vom Kreuzbandriss mal abgesehen eine Schuld geben. Vor dem Oberstoef Sturz war er nicht schlecht und vor der Saison 16/17 schien auch vieles zu stimmen.

Weiß man eigentlich warum die Meisterschaften dieses Jahr so daneben gingen, wo die Forkurve auch noch oben zu zeigen schien?

Wie verhält sich das mir der Taubheit im normalen Leben. Wird er auch nach der Karierre viele Übungen machen müssen oder macht das nur speziell im Skispringen so einen Unterschied?
 

Benjamin

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Ich denke auch, dass die Jahre 2011/12 und 2012/13 in gewisser Weise Übergangsjahre waren. Die Springer, die zuvor gemeinsam mit Schlierenzauer den Weltcup beherrscht haben (Malysz, Ahonen, Morgenstern, Ammann) hatten aufgehört oder ihren Zenit überschritten, während die Springer, die das nächste Jahrzehnt prägen sollten (Stoch, Freund, Prevc, Kraft), ihr Optimum noch nicht erreicht hatten.
Es soll Schlierenzauers Leistung besonders in der Saison 2012/13 nicht schmälern, gemessen am prozentualen Rückstand des zweitbesten Springers im Gesamtweltcup war es sogar die dominanteste Saison aller Zeiten - aber es lag eben auch daran, dass kein anderer Springer wirklich einigermaßen stabil aufs Podest gesprungen ist. Das war eben 2008/09 anders, als er zwar eigentlich noch überlegener war - aber damals gab es eben vor allem Simon Ammann, der ebenfalls immer weit vorn gelandet ist.
 
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Wobei man natürlich auch wieder anders argumentieren könnte...ab 13/14 war Kasai wieder Weltspitze, wo er mit seinen körperlichen Defiziten eigentlich nur schwerlich sein dürfte. Ein Diethardt springt zwischenzeitlich alles in Grund und Boden und zeigt weder davor noch dannach etwas. Ein Gangnes ist nach dem Kreuzbandriss Weltklasse obwohl er davor vorne auch nicht mitgehalten hat...

Alles in allem bin ich bei dir, will nur sagen, dass man sich wenn nötig auch vieles zurecht drehen kann.
 

Benjamin

Zahlenfreund
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Es stimmt schon, dass solche Quervergleiche außerordentlich schwierig sind. Wobei es solche Springer auch 2012/13 schon gab - das war das Jahr, in dem auf einmal Jan Matura Weltcupsiege holte und weitere Podestplätze, Jaka Hvala galt nach seinem Sieg als große Entdeckung der Saison neben Kraft und Wellinger.
 
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Es stimmt schon, dass solche Quervergleiche außerordentlich schwierig sind. Wobei es solche Springer auch 2012/13 schon gab - das war das Jahr, in dem auf einmal Jan Matura Weltcupsiege holte und weitere Podestplätze, Jaka Hvala galt nach seinem Sieg als große Entdeckung der Saison neben Kraft und Wellinger.
bei Hvala denke ich aber auch, dass er 12/13 wesentlich besser war als die Zeit danach. Da ist er ja praktisch schon im Telemark abgesprungen:D das hat er auch bis zu seiner Verletzung nicht wirklich in den Griff bekommen.
In die Rolle von Matura ist jetzt ein wenig Hula geschlüpft. Der war ja auch nie wirklich gut und 2014,2015 rum völlig weg vom Fenster. Zwar hat er keine Siege oder Podestplätze geholt, ist aber z.T. nur wahnsinnig knapp gescheitert.
 

Peaches

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@Peaches, sorry jetzt kommen Fragen pber Fragen...
meinst mit Glanzzeit in der Technik+Material zusammengespielt haben, die Zeit bis 2010. 2011-2013 war ja auch ähnlich gut. Sowohl davor (Morgenstern, Amann,Malyz) als auch dannach (Stoch, Bardal, Jacobsen,Kofler) gab es nur wenige die mithalten konnten oder auch mal besser waren.
Hat es vllt einfach 2-3 Jahre gedauert bis die anderen mit dem gebogenen Stab so zurecht kamen um deren ganzes Potenzial auszuschöpfen?
Welche Bedeutung würdest du den Anzügen zurechnen? 2012/13 waren die ja besonders eng geschnitten. Hat evtl. auch nocht jedem so gepasst. Das war ja auch die Saison, in der er sehr deutlich den Weltcup gewonnen hat und andere Springer wie Neumayer, Matura waren im höheren Alter plötzlich vorne dabei waren und nachher nie wieder.
War das Niveau in der Saison evtl. auch nicht so hoch wie jetzt? (Freund, Stoch, Prevc noch nicht am Zenit...Wellinger, Kraft, Tande kamen später)


Das sind jedenfalls so die Punkte, warum ich glaube, dass er von 2014-2016 nach hinten gereicht wurde, neben der Sache mit der Taubheit die wohl auch ihre Rolle gespielt hat. Bis 2018 würde ich da auch den Verletzungen, vom Kreuzbandriss mal abgesehen eine Schuld geben. Vor dem Oberstoef Sturz war er nicht schlecht und vor der Saison 16/17 schien auch vieles zu stimmen.

Weiß man eigentlich warum die Meisterschaften dieses Jahr so daneben gingen, wo die Forkurve auch noch oben zu zeigen schien?

Wie verhält sich das mir der Taubheit im normalen Leben. Wird er auch nach der Karierre viele Übungen machen müssen oder macht das nur speziell im Skispringen so einen Unterschied?

Ich frage mich grad, ob es sich nicht mittlerweile herumgesprochen hat, dass ich mir kaum merken kann, wer im Vorjahr die VST gewonnen hat. Wie soll ich da Gegebenheiten von vor 5 Jahren und früher rekonstruieren :crazy: Zudem hatte ich 2010 mein Skisprung-Sabbatical. Ich kann da leider wirklich keine Aussage mehr über ein allgemeines Niveau um 2013 herum treffen oder welches Material da genau wie vorhanden war. Aber ich gehe mal auf die Punkte ein, die du explizit nennst. Alles, was Benjamin schon ergänzend genannt hat, würde ich so unterschreiben. Es war tatsächlich eine Zeit, in der die Konkurrenz noch etwas auf der Suche nach dem richtigen Weg war - oder schon über dem Zenit.

Ich hatte die Einführung des gebogenen Bindungsstabes als einen bedeutenden Faktor genannt, weil die flache Skiführung ja vorher einer seiner ganz großen Vorteile war und der ihm praktisch damit genommen wurde. Dass er 2011 als einziger der Spitzenleute noch mit dem alten Bindungssystem die WM gesprungen ist und damit Weltmeister wurde, spricht aber tatsächlich dafür, dass die Konkurrenz daraus zu dem frühen Zeitpunkt noch nicht viel machen konnte. Es ist, oder war, aber halt auch nur ein Faktor.

Was die Anzüge angeht, kann ich nur mutmaßen, dass er mit engen Anzügen und damit weniger Fläche möglicherweise weniger Probleme hat als manch anderer, weil er das durch ein übermäßig gutes Bewegungsempfinden kompensieren kann. Der Junge ist ein kleines kinästhetisches Wunder. Ich habe noch nie einen Sportler erlebt, der jede noch so minimale Bewegung spüren und kontrollieren kann, wie er. Ich gehe davon aus, dass das beim Skispringen eine nicht zu unterschätzende Gabe ist und umso mehr zum Tragen kommt, je weniger Hilfestellung man durch das Material erfährt.

Bei den Meisterschaften hat er, wie auch Kraft, ein wenig was ausprobiert. Aber ich glaube auch einfach, dass die Tagesform an beiden Tagen nicht optimal war. Zudem kam er gerade aus einem recht straffen Kraftblock neben den Lehrgängen mit der Mannschaft. Hat wohl auch die Spritzigkeit etwas gefehlt. Glaube nicht, dass man das überbewerten sollte. Was ich die ganze letzte Zeit im Training gesehen habe, war technisch und auch rein von der Weite der Sprünge her ne andere Liga. Einzig die Konstanz hat da noch etwas gefehlt. Die kommt aber oft auch parallel mit der Sicherheit. Und daher hoffe ich, dass es in Wisla einfach schon mal ordentlich läuft. Mit einem guten Start in die Saison traue ich ihm schon einiges zu. Aber das Vertrauen in die eigene Stärke und die eigene Technik ist wichtig, um die Sprünge einfach mal laufen zu lassen.

Was das normale Leben angeht, da hat er gar keine Probleme. Das Skispringen ist ja schon ne Extremsituation. Wenn man sich allein die Anfahrt bewusst macht. Man muss auf Ski, mit denen man nur an den Zehen fix verbunden ist und hinten einfach mal komplett frei draufsteht, eine Eisspur mit einer solchen Steigung bewältigen, und das möglichst gleichmäßig und ausbalanciert, damit keine Geschwindigkeit verlorengeht. Vom Sprung selbst mal ganz abgesehen, ist das schon extrem.
Alles an "normalen" Tätigkeiten ist gar kein Problem. Selbst mit ner Slackline oder so einem Zeug kommt er klar - und das sehr viel besser als ich, wobei ich als Reiter jetzt durchaus auch Körpergefühl und Balance habe. Denke nicht, dass er für das private Leben jemals Neuroathletik machen muss. Selbst wenn die Kompensationsstrukturen nicht mehr genug Power haben, um so eine Extrembelastung wie beim Skispringen abzufangen, reichen sie auf jeden Fall für das normale Leben.
 
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Ich frage mich grad, ob es sich nicht mittlerweile herumgesprochen hat, dass ich mir kaum merken kann, wer im Vorjahr die VST gewonnen hat. Wie soll ich da Gegebenheiten von vor 5 Jahren und früher rekonstruieren :crazy: Zudem hatte ich 2010 mein Skisprung-Sabbatical. Ich kann da leider wirklich keine Aussage mehr über ein allgemeines Niveau um 2013 herum treffen oder welches Material da genau wie vorhanden war. Aber ich gehe mal auf die Punkte ein, die du explizit nennst. Alles, was Benjamin schon ergänzend genannt hat, würde ich so unterschreiben. Es war tatsächlich eine Zeit, in der die Konkurrenz noch etwas auf der Suche nach dem richtigen Weg war - oder schon über dem Zenit.

Ich hatte die Einführung des gebogenen Bindungsstabes als einen bedeutenden Faktor genannt, weil die flache Skiführung ja vorher einer seiner ganz großen Vorteile war und der ihm praktisch damit genommen wurde. Dass er 2011 als einziger der Spitzenleute noch mit dem alten Bindungssystem die WM gesprungen ist und damit Weltmeister wurde, spricht aber tatsächlich dafür, dass die Konkurrenz daraus zu dem frühen Zeitpunkt noch nicht viel machen konnte. Es ist, oder war, aber halt auch nur ein Faktor.

Was die Anzüge angeht, kann ich nur mutmaßen, dass er mit engen Anzügen und damit weniger Fläche möglicherweise weniger Probleme hat als manch anderer, weil er das durch ein übermäßig gutes Bewegungsempfinden kompensieren kann. Der Junge ist ein kleines kinästhetisches Wunder. Ich habe noch nie einen Sportler erlebt, der jede noch so minimale Bewegung spüren und kontrollieren kann, wie er. Ich gehe davon aus, dass das beim Skispringen eine nicht zu unterschätzende Gabe ist und umso mehr zum Tragen kommt, je weniger Hilfestellung man durch das Material erfährt.

Bei den Meisterschaften hat er, wie auch Kraft, ein wenig was ausprobiert. Aber ich glaube auch einfach, dass die Tagesform an beiden Tagen nicht optimal war. Zudem kam er gerade aus einem recht straffen Kraftblock neben den Lehrgängen mit der Mannschaft. Hat wohl auch die Spritzigkeit etwas gefehlt. Glaube nicht, dass man das überbewerten sollte. Was ich die ganze letzte Zeit im Training gesehen habe, war technisch und auch rein von der Weite der Sprünge her ne andere Liga. Einzig die Konstanz hat da noch etwas gefehlt. Die kommt aber oft auch parallel mit der Sicherheit. Und daher hoffe ich, dass es in Wisla einfach schon mal ordentlich läuft. Mit einem guten Start in die Saison traue ich ihm schon einiges zu. Aber das Vertrauen in die eigene Stärke und die eigene Technik ist wichtig, um die Sprünge einfach mal laufen zu lassen.

Was das normale Leben angeht, da hat er gar keine Probleme. Das Skispringen ist ja schon ne Extremsituation. Wenn man sich allein die Anfahrt bewusst macht. Man muss auf Ski, mit denen man nur an den Zehen fix verbunden ist und hinten einfach mal komplett frei draufsteht, eine Eisspur mit einer solchen Steigung bewältigen, und das möglichst gleichmäßig und ausbalanciert, damit keine Geschwindigkeit verlorengeht. Vom Sprung selbst mal ganz abgesehen, ist das schon extrem.
Alles an "normalen" Tätigkeiten ist gar kein Problem. Selbst mit ner Slackline oder so einem Zeug kommt er klar - und das sehr viel besser als ich, wobei ich als Reiter jetzt durchaus auch Körpergefühl und Balance habe. Denke nicht, dass er für das private Leben jemals Neuroathletik machen muss. Selbst wenn die Kompensationsstrukturen nicht mehr genug Power haben, um so eine Extrembelastung wie beim Skispringen abzufangen, reichen sie auf jeden Fall für das normale Leben.

Danke für die interessanten Einblicke :)

Schlierenzauer springt immer noch nicht mit gebogenem Stab, oder? So wie ich das immer verstanden hat er eine O- Bei- Stellung die ihm helfen die Skier plan zu führen. Würde ein gebogener Stab das dann in dem Sinne überspannen, dass die Skier in die andere Richtung aufkanten, oder wie soll man das verstehen?
Und was unterscheidet eigentlich Band und Stab als Bindungssystem im Sprungverhalten? Wenn ich mich nicht recht täusche hat er ja beides benutzt.

Was mir noch so aufgefallen ist...die Tendenz geht ja allgemein dazu möglichst viel Geschwindigkeit vom Absprung an mitzunehmen. Bei Schlierenzauer kommt es mir nicht so vor als ob er wahnsinnig Speed in der Luft weil er auch nicht so aggressiv nach vorne rausspringt wie andere(jedenfalls in letzter Zeit). Versucht man seinen Stil diesbezüglich anzupassen? In der Vergangenheit hat sein Stil für mein doch recht ungeschultes Auge doch recht unterschiedlich ausgesehen. In Vikarsund 2011 ist er ja mehr oder weniger Evensen like rausgeschossen und hat wahnsinnig viel Speed mitgenommen.
Sollte man nicht versuchen, sich ein wenig daran zu orientieren? Bei den 253 m Flug sah das ansatzweise schon wieder so aus, ansonsten eher weniger.
 

sj441

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Nun, Schlierenzauer hat, wie es nun einmal seine Art ist, viel herumgetüftelt und probiert und hat auch seine frühere Bindung immer wieder modifiziert. Endgültig auf die Stabbindung umgestiegen ist er, soweit ich weiß, vor der Saison 2014/15.

Das mit den engeren Anzügen, die ja 2012 eingeführt wurden, spielte bei ihm wohl keine Rolle. Er war die Saison davor und danach sehr gut. 2011/12 verlor er nach Val die Fiemme (Anfang Feber) ein wenig die Form, hatte aber nix mit den Anzügen zu tun.

Der gebogene Stab ermöglichte natürlich Weiterentwickungen und Adaptierungen, die nach und nach passierten und nicht schon gleich im Sommer 2010. Schlierenzauers Problem war lange Zeit seine Hocke. Hier dürfte wohl seine Taubheit mit den bekannten Auswirkungen eine große Rolle gespielt haben.
 

unicum

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Ein Artikel über Gregor Schlierenzauer bei ORF-Online

Gregor Schlierenzauer will es nach wenig erfreulichen Jahren mit Verletzungen und mentalen Tiefs noch einmal wissen. Der einstige Skisprung-Seriensieger sieht sich dank der heuer reibungslos verlaufenen Vorbereitung gut für die Saison mit der Heim-WM in Seefeld und Innsbruck gerüstet und gibt sich so motiviert wie lange nicht.

mehr https://sport.orf.at/stories/3041025/
 

Peaches

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Für Pointner gilt dasselbe wie für manch einen User. Manchmal ist es hilfreicher, einfach mal gar nichts zu sagen :rolleyes: Dinge, die jeder Laie sehen kann, muss man nicht klugscheisserisch in der Presse wie große persönliche Erkenntnisse hinstellen, als würde nicht von den Verantwortlichen daran gearbeitet werden
 

gentleman

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Hayböck wird die Weltcups in Russland auslassen und ein Spezialtraining absolvieren.

"Michael Hayböck hat am Ende der Saisonvorbereitung zu unseren Besten gehört, seit dem Saisonstart kann er diese Leistung aber nicht abrufen. Wir haben den Verdacht, dass die Materialabstimmung für den Winter bei ihm nicht ganz passt", erklärt Andreas Felder

Mal sehen ob Schlierenzauer wieder irgendwie in die Spur findet, seine Form ist bislang wie bei Hayböck quasi kaum vorhanden.
 

BennyWe

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Für Pointner gilt dasselbe wie für manch einen User. Manchmal ist es hilfreicher, einfach mal gar nichts zu sagen :rolleyes: Dinge, die jeder Laie sehen kann, muss man nicht klug*******erisch in der Presse wie große persönliche Erkenntnisse hinstellen, als würde nicht von den Verantwortlichen daran gearbeitet werden


Seh ich genauso , bin zwar zu weit weg um das genauer zu beurteilen. Wenn ich aber mal was von Pointner aufschnappen muss, kann ich inmer nur mit dem Kopf schütteln.

Ich hoffe Gregor macht einfach sein Ding. Vllt wird er kein Seriensieger mehr, aber der springt schon nochmal vorne rein. Bin vor allem auf seine Fliegen gespannt und drücke ihm die Daumen.

Auch wenn man das als deutscher ja nicht sagen darf :D
 
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Ich denke Schlierenzauer braucht einfach mal mehrere ordentliche Springen hintereinander, damit die Sicherheit zurück kommt...seit seinem Comeback war es immer so, dass er nach guten Ergebnissen wieder eine "Schelle" bekommen hat.

- In der Saison 16/17 eigentlich gut eingestiegen mit Platz 8 in Wisla und Platz 7 in Willingen. Konstant war er nicht, aber doch immer wieder gut dabei.
-> Sturz in Oberstdorf und Verlust der Form im letzten Saisindrittel
- im Sommer wieder rangearbeitet. Mit Platz 6 in Klingenthal und 2 bei den Meisterschaften bei technisch sauberen Sprünge war das für den Winter vielversprechend
->wieder eine Verletzung die ihm den Saisonstart kostet
-Engelberg glaub ich 5. oder 6. in der Quali, ->2 mal das Finale verpasst
-ordentlicher Tourneestart in Oberstdorf und GaP
->kein Finale bei den Heimspringen
- Gegen Saisonende (nach Olympia) quasi immer Platz 10-15 im Trainig
-> dennoch verpasste Finalteilnahmen und Qualis
-253,5 in der Planica Quali
-> im Wettkampf wieder nur 27.
-Platz 5 beim Sommer GP in Hinzenbach
-> (vom Ergebnis)völlig verpatzte österreichische Meisterschaften
-Platz 12 in Ruka
-> 51. in der Quali am Tag darauf

Das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten zwei Jahren. Sicherheit kommt durch Konstanz/Stabilität und die bekommt man nur durch gute Ergebnisse und erst dadurch findet man das Selbstvertrauen, dass im Skispringen unbedingt nötig ist....
So jedenfalls meine These.
 
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