Um mal die Diskussion aus dem Lillehammer-Thread aufzugreifen…
Ja, mich würde ein Tournee-Sieg eines DSV-Adlers auch sehr freuen. Deutlich mehr sogar als über einen EM-Titel im Fußball. Irgendwie ist das so der letzte verbliebene große Sporterfolg, den ich noch nicht am TV miterlebt habe (bzw. Hannawald eher so am Rande, da war ich sehr jung). Genau deswegen bin ich aber auch jedes Jahr aufs neue heiß vor der Tournee. WM, Olympia hat man alle Erfolge schon erlebt, das ist dann nicht mehr das gleiche. Um mal etwas Positives an der Tournee-Misere zu erwähnen
Enttäuschend ist halt immer, wenn wir nach GaP schon weg vom Fenster sind. Zumindest um den Sieg mitkämpfen sollte man schon.
Die Tatsache, dass es in den letzten Jahren nicht den großen deutschen Überflieger (bzw. keinen Kraft) gegeben hat, stört mich gar nicht so.
Ich würde mich natürlich nicht darüber beklagen, wenn ein Wellinger oder Geiger alles in Grund und Boden springen würden, aber selbst das würde irgendwann seinen Reiz verlieren. Ich persönlich kann mich mit Sportlern wie Wellinger einfach deutlich mehr identifizieren, weil der alle Höhen und Tiefen miterlebt hat und sich auch durch schwierige Phasen kämpfen mit Verletzungen und Formkrisen zurechtkommen musste. Freund und Tande sind da auch so Beispiele. Selbst mit so Springern wie Ammann, Schlierenzauer, Prevc oder Stoch identifiziert man sich mehr, wenns auch mal nicht so läuft.
Mit einem Stefan Kraft kann ich mich (bei allem Respekt vor seinen sportlichen Leistungen und obwohl er Bayern-Fan ist) nicht identifizieren. Seit knapp zehn Jahren springt der praktisch wie ein Uhrwerk vorne mit und zeigt keine wirklichen Schwächen. Ja, der war auch mal verletzungsbedingt ziemlich angeschlagen, ist aber dann trotzdem in der Saison noch Weltmeister geworden. Der wirkt auf der Schanze wie eine Maschine und das ist nicht das, was man unbedingt sehen muss. Jetzt ist Skispringen glücklicherweise eh ein Sport, bei dem fast jeder mal seine Ups & Downs hat, aber in Summe finde ich es deswegen gar nicht unbedingt schlecht, dass es nicht den deutschen Überflieger über Jahre gab.
Bei anderen Sportarten läuft das ja genauso. Dahlmeier hat im Biathlon alles gewonnen, aber ich habe mich mit der nie sonderlich identifizieren können. Ein paar Jahre hat die riesige Erfolge gefeiert und dann mit Mitte 20 aufgehört. Da gab es keine Ups & Downs, keine Schwächephase, keine offensichtlichen Wiederstände. Preuss ist da das komplette Gegenteil. Die war zwar nie so erfolgreich, aber trotzdem gibt einem die Karriere irgendwie mehr.