Du musst hier aber die Unterscheidung zwischen dem Strafrecht und dem Privatrecht machen. Der Veranstalter hat das Recht sich auszusuchen, wer seine Veranstaltung besucht. Hält sich der Besucher nicht an meine Vorgaben, schließe ich ihn aus, wenn ich will auch für immer. Da entscheide ich alleine, ob ich diesen Gast nochmal rein lasse.
Im Strafrecht sieht das etwas anders aus und ich muss da auch die Verhältnismäßigkeit beachten. Natürlich sperre ich einen Täter nicht lebenslang ein, wenn er eine Körperverletzung begangen hat aber wenn bei mir zuhause ein Gast meine Einrichtung zertrümmert und einem anderen Gast auch noch auf die Fresse haut, setzt dieser "Täter" nie wieder einen Fuß über meine Türschwelle. Ganz einfach. Denn bei mir zuhause entscheide immer noch ich wer rein darf und wer nicht. Ich bin beim Schutz meines Eigentums nämlich nicht in der Form an die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit gebunden, wie das im Strafrecht der Fall ist.
Mit den Platstürmern bei einer feier kannst du das nicht vergleichen, denn da passiert das mit dem einverständnis des Hausrechtsinhabers, auch wenn es eher eine stillschweigende Duldung ist.
Du bist ja in dieser Hinsicht viel mehr in der Materie drin. Alles, was du hier geschrieben hast, würde ich auch in der Theorie nicht kritisieren.
In der Praxis sehe ich hier aber deutliche Probleme.
Ich bin sofort bei dir, wenn anhand von Kamerabildern, Augenzeugen etc... Tätern, in diesem Fall, gewalttätigen Fussballfans, mehrjährige Stadionverbote gegeben werden können, womöglich noch mit strafrechtlichen Folgen.
Es ist aber halt NICHT so, dass dieses Privatrecht in den deutschen Fussballligen auf eine wenigstens halbwegs faire und korrekte Weise durchgeführt wird. Es trifft oftmals die Falschen und die wahren Täter toben sich am nächsten Wochenende woanders aus.
Was erreicht man dann eigtl., wenn man mit einer dauerhaften Speicherung von Daten in einer zentralen Datei oder mit Stadionverboten Menschen getroffen werden, die sich absolut nichts haben zu Schulden kommen lassen außer das sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren?
Ich glaube, dass dies zu einer zunehmenden Radikalisierung einzelner Fangruppen führen kann.
Ich finde grundsätzlich, dass man sich in Detailfragen streiten kann, solange aber z.B. sich die "Teile der aktiven Fussballfans" UND die Teile der eingesetzten Polizeikräfte gegenseitig immer nur als Opfer sehen und beide nicht zu ihren Gewaltausbrüchen ehrlich Stellung beziehen wird sich so schnell nichts ändern.
Das Herthaspiel hatte nun damit ja nichts zu tuen. Ich glaube auch, dass es daher ein Einzelfall in den nächsten Jahren bleiben wird (in D, 1. und 2. Liga). Die wirkliche Problematik äußert sich meist ja auch woanders und nicht erst in den Stadien der ersten und zweiten Liga, sondern davor, in Zügen zum Spiel, auf Autobahnraststätten etc...
Vor noch 10 Jahren hat die Presse in Deutschland viel schlimmere Vorfälle als gestern in Berlin noch weitgehend totgeschwiegen.
Nochmal was zum Abschluss:
Wir haben beim Fussball in Deutschland in den obersten Ligen KEINE Verhältnisse wie z.B. in Italien, Polen oder Griechenland und sollten uns das von den ekligen Konsorten von Springer und Co nicht einreden lassen. Die Regularien sind bekannt und eigtl. nicht schlecht. Sie müssten nur von vernünftig abwägenden Personen vernünftig angewendet werden und es müsste viel mehr Einsicht bei den handelnden und beteiligten Gruppen bestehen. Diese Einsicht wird allerdings niemals vorhanden sein.