Völlig richtig. Auf die Justiz hat der DFB keinen Einfluß (ist auch gut so), aber er hat ein Hausrecht bei seinen Veranstaltungen und hat dieses auch auszuüben. Wir erleben doch in den letzten 2-3 Jahren eine stetes Steigen der Gewaltbereitschaft (berichtige mich Buscho, wenn ich da falsch liege), nicht nur analog der Gesellschaft sondern sogar darüber hinaus, weil es eben den "Schutz der Masse" gibt und die berechtigte Hoffnung, dass wegen Überforderung der Polizei eh nichts nachkommt.
Eigentlich schätze ich deine Posting sehr, aber diesmal muss ich mal klar widersprechen.
Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft mag steigen, beim Fussball (jedenfalls in Deutschlands 1. und 2. Liga) ist es doch das genaue Gegenteil. In den 80er Jahren war in und um Deutschlands Stadien gewalttechnisch doch viel mehr los. Kutten und Hools (oftmals auch rechte Gruppierungen) waren viel aktiver was die 3. Halbzeit anging. Jetzt kommt aber der große Unterschied:
Es gab kein Internet
Nicht jeder 16 jährige Willi konnte sein Handyvideo bei youtube reinstellen und sich toll fühlen, wenn ihm einer mit Lob auf der Kommentarseite überhäufte.
Was besonders in den 80er Jahren an einem Wochenende in den beiden Profiligen geschah, geschieht heute nicht mehr in einer einzigen Saison und das ist auch gut so. (Ich war zu jung, aber denke, dass ich mir aufgrund von Aussagen und etlichen Büchern schon ein ganz gutes Bild machen kann)
Daher darf man nicht übertreiben.
Ein zweiter ganz wichtiger Punkt ist die Presse. Sie arbeitet bei Fussballfans ständig mit billigsten Stereotypen bis hin zu klaren Unwahrheiten. Es werden Bilder benutzt in Onlineartikeln mit Bildunterschriften, die nicht zu dem Spiel gehörten, sondern teilweise eine ganz andere Herkunft haben. Es werden oftmals übertriebene Zahlen genannt...Vorfälle werden künstlich hochgespielt.
Wer einmal bei einem Spiel dabei war, wo es zu näheren Auseinandersetzungen kam und dann später die Berichte liest, der weiß vielleicht wovon ich spreche. Recherche sieht jedenfalls anders aus.
- wer nur ein einziges mal zweifelsfrei als Gewalttäter in und um ein Stadion, egal ob gegen Personen oder Sachen, auffällig wird.,also auch Feuerzeug aufs Feld werfen, Böller in den Fanblock oder beim Kiosk nebenan die Scheibe einschmeissen, wird SOFORT
- von allen DFB-Veranstaltungen lebenslang ausgesperrt, egal ob als Zuschauer oder Teilnehmer. Kein Ticket mehr für kein Spiel egal wo, kein Vereinszutritt von Kreisklasse V bis BL, lebenslang bis zur Kiste, keine Bewährung. Am besten auszudehnen auf den gesamten DSB-Bereich.
Der Vorschlag ist wenigstens noch diskutabel. Ich frage mich dann aber, warum wir nicht für Körperverletzung im Alltag und jegliche anderer Straftat nicht auch immer gleich die lebenslangen Strafen fordern?
Es muss im Strafrecht und auch bei solchen Vorfällen Abstufungen geben! Es muss die Chance geben Einsicht zu zeigen, ehrlich zu bereuen und eine zweite Chance im Leben zu erhalten (jedenfalls in Bezug auf den Fussballzuschauer). Wer mal beim Kiosk nebenan aus jugendlicher Dummheit und von mir aus Druck der Masse die Scheibe einschmeißt, kann und darf nicht die gleiche Strafe erhalten wie ein rechtsradikal eingestellter Hool. Das wäre mir zu platt und einfach.
- Voraussetzung ist das personalisierte Ticket für alle Veranstaltungen, entsprechende Computer und Internetanschlüsse für unterklassige Vereine werden vom DFB gestellt. Das bedeutet elende Warterei für uns alle vor Spielen, geht aber nicht anders, bis das Problem im Griff ist.
- Zuständigkeitszonen um das Stadion müssen eben festgelegt werden (sind aber im Sinne der Haftbarkeit z.T. schon, glaube ich)
Das personalisierte Ticket in Deutschland wäre für mich der Supergau im Bereich des Sports.
Ich glaube das wir über kurz oder lang dann "tote" Stadien bekommen würden wie bei ManU, Chelsea, Arsenal etc.. wo die ehemals laute Anhängerschaft (eintrittspreisbedingt) gegen Bankschnösel ausgetauscht worden ist.
Ich würde mir keine Tickets dauerhaft mehr besorgen, wenn ich weiß, dass die Dinger nur noch personalisiert rausgegeben werden.
Ich hätte Angst:
- das ich für Schäden haftbar gemacht werden kann, die ich überhaupt nicht begangen habe, aber der Verein ja weiß, dass "ich dabei war"...ich kenne ein paar lächerliche Stadienverbote an Leute, die an den Vorwürfen die gegen sie erhoben wurden definitiv nicht beteiligt waren...es wurde nichts zurückgenommen oder wenn ja, dann standen sie weiter in den Dateien der Polizei, obwohl sie eigtl. hätten daraus gelöscht werden müssen.
- Ich hätte also Angst vor "Sippenhaft" und das ich für Taten haften muss an denen ich überhaupt nicht beteilgt bin bzw. keine Karten mehr erhalte, weil ich bei einem Spiel war, wo es irgendwelche Vorfälle gab
- ich weiß nicht, was die Vereine und die Polizei mit den Dateien machen und ob sie sicher sind...ich vertraue da beiden "Gruppen" nicht...Datensicherheit ist doch eh ein großer Trugschluss
Das gleiche wird angewandt auf Rassisten und Nazis. Kompromisslos.
Wird angewandt? Also in der Zukunft oder wird aktuell schon angewandt? Denn dies ist leider nicht der Fall.
Ich sehe es grundsätzlich so:
Was in Berlin geschah geht überhaupt nicht und muss hart bestraft werden. Dabei sollte neben der Verfolgung von einzelnen und zwar besonders von denen die
als Erste vermummt aufs Feld liefen, auch mal hinterfragt werden, warum dies in Berlin so schnell und einfach möglich war.
Und ich bin mir sicher das man den Tätern dieses Mal gezielt Rechnungen schreiben könnte, wenn man den will. In Berlin gibt es meines Wissens ein großes Kamerasystem, was sicher ganz fleißig gefilmt hat.
Dies ist trotzdem der erste Vorfall dieser Art seit längerer Zeit. Heckings Aussagen nach dem Spiel zeugen von großem Unwissen, aber das wundert mich bei Dieter ja eh nicht mehr
Er tut so, als wenn wir jedes WE bürgerkriegsähnliche Zustände hätten. Bild-Reporter Hecking hat gesprochen.
Das größere Problem aus meiner Sicht ist:
1. die Vermischung aus Rassismus, Hooliganismus, Fussballfans etc... bei einigen Vereinen im Bereich 3.-5. Liga in Deutschland. Dies wird in den Medien meist nur erwähnt, wenn es mal wieder schlimme "Nazivorfälle" gegen einen bekannten Verein gab...ansonsten wird es schön totgeschwiegen. Aber auch dies wundert mich nicht in einer Presselandschaft, die über den alltäglichen Rassismus in Deutschland eigtl. fast überhaupt nicht berichtet.
2. das es sowohl bei Fussballfans als auch bei der Polizei zuviele Menschen gibt die Interesse an, ich nenne es mal vorsichtig: Eskalation, haben. Anders kann ich mir viele Vorfälle, die ich gesehen habe bzw. von denen ich gehört habe nicht mehr erklären. Und eklatante Strafen helfen da glaube ich wenig weiter.
Es gibt doch schon unzählige Untersuchungen zu Strafen/Bestrafungen etc... und meines Wissens ist das Ergebnis immer wieder, dass höhere Strafen keine signifikanten Änderungen der Taten zur Folge haben.
Was gerade im Dopa erzählt wird, ist mal wieder vollkommen erbärmlich...