Ich bin wahrlich kein Wawrinka-Fan, aber der hatte nochmals andere Möglichkeiten nach oben als Zverev. Zverev bewegt sich über seine Karriere schon ziemlich nahe dem Maximum. Körperlich kannst du nicht fitter und stabiler sein (einer der besten auf der Tour in den letzten 10 Jahren). Für seine Größe war/ist er gut beweglich, die Doppelfehler beim Aufschlag hat er komplett in den Griff bekommen und ist mit der beste Aufschläger auf der Tour. Besser kannst du in diesen Bereichen mit seinen Voraussetzungen und Gegebenheiten nicht sein. In den anderen Bereichen sind mit seinen fast 2m einfach Grenzen gesetzt. Er kann mit seinen Maßen und Ausholbewegungen nicht im Feld wie Alcaraz und Co. returnieren. Er ist nicht so beweglich und geschmeidig wie Leute die 10-15 cm kleiner sind wie er, er wird niemals ein natürliches Netzspiel oder variables Spiel haben...
Wawrinka hingegen hatte mit seinem Skillset die Möglichkeit an guten Tagen und Wochen ein Level abzurufen, wo er ATGs schlagen konnte, selbst bei Slams. Dafür hatte Wawrinka nicht die Konstanz eines Zverevs. Daher auch die großen Unterschiede bzgl. Masters-Titel usw., aber wenn es um "Peak-Level" geht, ist Wawrinka klar über Zverev.
Deshalb kann man die auch überhaupt nicht vergleichen. Zu glauben, dass Zverev mit einer Veränderung in seinem Umfeld dann auf einmal in Wawrinka-Manier nochmals sein Level anhebt, ist meiner Ansicht nach ziemlich utopisch. Das geben die Voraussetzungen und der Spielertyp überhaupt nicht her. Während Wawrinka längere Zeit von seinem besten Level entfernt war und diesen mit Ende 20 erreichte, war Zverev über 10 Jahre nahe seinem Maximum und muss jetzt Richtung 30. Lebensjahr gucken, dass er den "Abbau" verlangsamt, allerdings spielen da die Entwicklungen von jüngeren Spielern auch eine Rolle, wenn die Sheltons, Musettis, Drapers und Co. immer besser/konstanter werden, dann geht es zwangsläufig weiter runter für Zverev, selbst wenn er noch weitere Jahre einigermaßen sein Level halten kann.
Ich bin immer einigermaßen überrascht über Deine Perspektive bzgl. Zverev. Bei Djokovic bist Du eher begeistert, wenn der bis Ende 30 jeden Stein umdreht, inklusive auch eher "unwissenschaftliche" Tools (was ich übrigens auch gut finde, also Dinge zu testen) probiert. Beim 28 jährigen Zverev hingegen, um es mal überspitzt zu formulieren, kommt dann aber von Dir eher "er ist halt 1,98m groß, da kann man nix machen. Er muss halt beim Return immer am gleichen Fleck stehen"
Es geht ja gar nicht darum, aus ihm einen geschmeidigen Spieler zu machen, der returniert wie Agassi und am Netz agiert wie Edberg oder Federer. Da gehts um Kleinigkeiten, die dann auch letztendlich den Unterschied zu einem Wawrinka ausmachen, der eben die GS abgestaubt hat. Solche Dinge, die eben auch Nadal und Federer bzgl. Zverev angesprochen haben. Seine Passivität, seine mentale Grand Slam Blockade. Er bräuchte vielleicht nur ein paar subtile Tweaks in seinem game, der Rest wäre mental und so Sachen mal abchecken, ob das mit dem Turnierkalender so passt. Und inwieweit man ihn nicht mal 1, 2 Woche mehr im Jahr zu einer Auszeit zwingen sollte. Selber scheint nicht ganz auf die Idee zu kommen, selbst bei Verletzungen nicht.
Und diese Inputs werden aus seinem aktuellen Team garantiert nicht kommen.
Zverev hat immer mal wieder Elite Form gezeigt, wo er die ATGs geschlagen hat, aber eben halt in Best of 3, während Wawrinka da eben keine mentale Blockade hatte. Ansonsten ist klar, dass die Karriereverläufe von Beiden extrem unterschiedlich sind. Wawrinka scheint einfach nicht der Typ zu sein, der über 10, 15 Jahre konstant jeden Tag nur Tennis lebt. Aber beiden ist imo gemein, dass sie - in Peak Form - auch mal einen ATG aus eigener Kraft schlagen können. Nur kann, bzw. konnte das Zverev halt nur Best of 3.
Letztendlich muss man riskieren, um weiterzukommen. Zverev will das nicht, ähnlich wie der Forums-Grieche, der auch so ein Papa Kuschler ist, das einzige was Zverev in letzter Zeit verbessert hat, sind seine Jammer-skills. Darin ist er inzwischen absolut ATG. Wenn er lieber weiter mit Papa rumdaddeln und mit Micha kuscheln gehen will, lets go, aber wir können nicht sagen, wie es wäre, wenn er mit zb. mit Boris unterwegs wäre oder wenn er es mal geschafft hätte, einen der coaches, die er ja eh nur als Sekundärcoach hatte, nicht zu vergraulen.
Übrigens fände ich auch Ivanisevic eine gute Wahl

. Und sei es nur wegen des Entertainment Faktors. Länger als 1 Woche wäre Ivanisevic dort eh nicht coach.