Redemption schrieb:
Bevor jemand sagt, dass der MVP im ersten All-NBA-Team stehen muss; der MVP Bill Russell musste sich auch Wilt Chamberlain bei den ersten All-NBA geschlagen geben, denn den MVP hat ja leider, leider, leider nichts mit der Stärke des Spieler in Konkurrenz zu der Liga zu tun.
Ich führe selbst das Argument ja gerne an, wenn man die Auszeichnungen zu unterscheiden versucht, aber man muss dabei auch sagen, dass es selbst in den 60ern nicht eindeutig so gehandhabt wurde:
Immerhin 2x (1963 & 1965) wurde Russell ins First Team gewählt, obwohl Chamberlain ihn individuell deutlich in den Boden stampfte:
WC 1963: 44.8ppg 24.3rpg 3.4apg .528FG%
BR 1963: 16.8ppg 23.6rpg 4.5apg .432FG%
Ich gehe davon aus, dass dies vor allem damit zu tun hat, dass die Warriors (Chamberlains Team) damals nur das siebtbeste von insgesamt 9 Teams waren.
Auch 1965 muss es wohl mit dem Teamerfolg zu tun gehabt haben: Die Warriors wurden zwar grauenhaft, nachdem sie Mitte der Saison Chamberlain zu den Sixers schickten, waren aber auch vorher etwa nur ein .300-Team.
Die Sixers waren zum Zeitpunkt des Trades, als Chamberlain zu ihnen kam, etwa ein .500-Team. Nach dem Trade mit ihm ebenso. Wilt steckte aber mit 34.7 & 22.9 noch alle Center der Liga in die Tasche - dennoch nur All-NBA Second Team.
Ich leite daraus ab, dass es auch damals in den All-NBA Teams durchaus etwas mit dem Erfolg des Teams zu tun hatte, wie ein Spieler eingeordnet wurde. Logisch stringend wurde nämlich die Formel nicht angewendet, dass die erfolgreichsten Spieler MVP werden, die "besten" aber unabhängig vom Erfolg in die All-NBA Teams gewählt werden, siehe vor allem 1969, als Wes Unseld MVP (vertretbar nach der allgemein gültigen Formel: Die Bullets waren das beste Team der Saison) UND All-NBA First Team Selection war (mit 13.8ppg & 18.2rpg - verglichen dazu: Elvin Hayes, der durchaus als Center zählen konnte, mit 28.4ppg & 17.1 rpg, dessen Rockets aber nur bei 37-45 lagen. Oder wenn es nur um echte Center geht: Wäre nicht Willis Reed der logischere für das First Team gewesen, wenn doch seine PER der von Unseld überlegen war? Selbst seine Teambilanz war nicht so viel schlechter als die der Bullets.)
Man könnte hier die Theorie aufstellen, dass in den Augen der Wähler auch noch genauer aufgeschlüsselt wurde, mit welcher Spielweise ein Spieler seinem Team am meisten nützt. Ich verweise hier gerne nochmal darauf, welche Bilanz die Lakers in dieser Saison gegen das qualitativ deutlich überlegene Suns-Team hatten, wenn Bryant vor allem erste Option war (das letzte Spiel klammere ich mal aus, da die Suns Nash & Bell schonten): 0-3, und Bryant legte 42.3ppg bei 47.8% auf.
Und welche Bilanz die Lakers gegen das quasi gleiche Team (abzüglich Kurt Thomas) in den Playoffs hatten, als Bryant ganz bewusst eine viel mannschaftsdienlichere Rolle spielte und teils nicht mal erste Option war: Immerhin 3-4!
Deswegen ganz besonders die Anmerkung an bender: Nicht jede individuelle Bestleistung ist zwangsläufig nur gut oder gar besser für das Team - man muss sie immer im Kontext mit dem Mannschaftsgefüge und auch dem Gegner sehen. Im Fall eines Garnett tut es mir sehr leid, denn auch ich vermute, dass er nicht mannschaftsundienlich spielt, sondern dass es bei ihm tatsächlich an einem grauenhaft zusammengestellten Team liegt, aber ob nicht eine andere Rolle für ihn in genau diesem Team vielleicht erfolgreicher gewesen wäre, bleibt dennoch offen. Ich halte es zwar für unwahrscheinlich, dass dies hier geklappt hätte, aber wenn die Wolves so etwas erfolgreicher gespielt hätten: Müsste man Garnett dann nicht gar als besser als momentan ansehen? Worum geht es denn im Teamsport Basketball letztlich?