Mal so ein Blick von Außen auf die Borussia: Das wird der wichtigste Transfersommer der jüngeren Gladbach-Geschichte und es ist wirklich bitter, dass vieles durch Corona ausgelöst wurde, aber die Situation ist jetzt so.
Man hat sich seit der (glücklich erreichten) Relegation 2011 nachhaltig hervorragend entwickelt und ist von der Drohung einer Fahrstuhlmannschaft zu einem nachhaltigen Top 6 Club geworden. Nicht immer tabellarisch, aber das Fundament war gebau da, zwischen Platz 5-7, wo alle ausser den üblichen 4 immer nur mal reinschnuppern durften. Das lag vor allem an der sehr guten Entwicklung von Spielern, da können nur wenige was Gladbach vormachen. Zudem an sehr guten, mehreren teuren Verkäufen (zu ihren jeweiligen Zeitpunkten) a la Reus, Kruse, Kramer, Vestergaard, Xhaka oder Hazard. Viele Vereine haben ab und an mal so einen hohen Verkauf, Gladbach über Jahre regelmäßig. Und zuletzt war man auch einfach ab und an da und hat den sportlichen Erfolg drei mal in Form von einer CL Teilnahme eingesackt, was faktisch so viel wert ist, wie 1-2 dieser Verkäufe und ein enormer Boost ist, den viele andere Vereine eben dann gerne mal knapp verpassen (SGE letztes Jahr zb), Gladbach war 3x da und hat es klar gemacht. Durch diese andauernden sportlichen und finanziellen Erfolge konnte man sich ein gutes Grundgerüst schaffen und so dauerhaft eigentlich der Best of the Rest sein, der berechtigte Hoffnungen auf einen CL-Ausflug hatte. Auch wenn tm Marktwerte natürlich mit Vorsicht zu behandeln sind, hat man das auch dort gesehen, wo man dauerhaft in den Top 6 war und einen großen Vorsprung vor dem Rest hatte, da man auf einem starken Fundament immer Talente entwickeln konnte. Wie gesagt aus der Relegation heraus, die man nur dank einem historischen Einbruch der Eintracht überhaupt erreichte, eine außergewöhnliche Entwicklung.
Das "Problem" an der Sache ist, dass dieses Modell sehr anfällig ist, weil man einfach kontinuierlich gut arbeiten muss. Das Fundament ist zwar da, aber nicht so nachhaltig, wie das bei den Top Teams ist und man rückt viel schneller an die Verfolger heran, die dann wiederrum selbst den Abstiegskampf im Nacken haben (außerhalb der Top 2, den Retortenclubs und eben Gladbach sind das halt alle in der BuLi). Und das riecht jetzt so ein bisschen danach, dass das diesen Sommer passieren kann.
Man verliert mit Ginter und Zakaria ablösefrei Spieler, die einen vom MW her von einem großen Vorsprung direkt auf die Ebene von Hoffenheim, Frankfurt und Stuttgart zurückwirft, ohne dass viel mehr Geld zum investieren da ist. Nochmal, ich will hier tm.de nicht als Wahrheit darstellen, aber auf lange Sicht waren da große Abstände dann auch irgendwann in der Tabelle sichtbar und Gladbach verdient vorne. Der Vosrpung ist jetzt durch zwei ablösefreie Abgänge erstmal weg. Dazu kommt, dass die anderen Spieler mit Klinsi Mehrwert eine negative Entwicklung genommen haben und/oder ebenfalls nur einen sehr kurzen Vertrag haben und eigentlich auch gehen müssen, da blicke ich vor allem auf Neuhaus, Thuram und Plea. Denke mindestens erstere beiden werden gehen. Das ist aber natürlich wieder ein guter Zeitpunkt, weil einemm Verein oft 5 Spieler im Ablösebereich von 10 Mio. mit Aufwärtstrend mehr bringen als zwei 25 Mio. Spieler, die stagnieren. Die kriegt man vielleicht nicht für Neuhaus und Thuram, aber insgesamt 40 würde ich schon vermuten.
Nur die Einkäufe müssen diesmal einfach sitzen, den Druck hatte Eberl lange nicht mehr, weil man immer auf ein solides Fundament setzen konnte und Spieler Zeit zum entiwckeln hatten und auch mal nicht zünden durften. Nun kommen vermutlich mindestens 4 Stammspieler-Abgänge auf einmal mit deutlich zu niedrigerer Ablösesumme insgesamt und gleichzeitig nagt an langjährigen Stützen wie Sommer, Kramer und Stindl langsam der Zahn der Zeit. Und da sind wir wieder beim wichtigsten Transfersommer seit vielen Jahren. Die Neuzugänge müssen sitzen, um den gesamtheitlichen Vorsprung zu halten, auch wenn weniger Geld zur Verfügung steht, als man eigentlich gewollt hätte. Selbst wenn die nicht klappen, wird man nicht absteigen, dafür ist die Bundesliga mittlerweile zu schwach. Aber diesen berechtigten Status "Best of the Rest" wäre man dann wohl (nachhaltig) los.
Trotzdem ist natürlich nicht alles schlecht. Man hat mit Scally, Kone und Netz drei mega spannende Talente, wo viele viele Vereine nicht mal eines von haben. Dazu mit Elvedi, Hoffmann und ich denke auch Bense noch sehr gute Jungs, die da bleiben. Also ein gewisses Fundament ist auf jeden Fall noch da. Bin sehr gespannt, wie das ausgeht, der Druck ist für mich da wie lange nicht mehr, hauptsächlich durch ungünstige Vertragssituationen während Corona, was es natürlich extrem bitter macht.