Es ist sehr schwer, verschiedene Epochen im Sport zu vergleichen – aber können Sie uns einmal auf eine Reise dorthin mitnehmen, wie man so lange seine mentale Wehrhaftigkeit wahrt?
Für mich war das größte Problem, dass ich nach 1980 – ich hatte gerade Olympiagold im Slalom und Riesenslalom gewonnen – nicht mehr wirklich motiviert war. Ich hatte eine Profilizenz erworben, die es mir ermöglichte, Sponsorenverträge abzuschließen und ganz gutes Geld zu verdienen. Das hat es mir nur unmöglich gemacht, an Olympischen Spielen teilzunehmen – damals galt ja noch der Amateurparagraf. Ich habe keinen blassen Schimmer, was Mikaela antreibt. Vielleicht wollte sie ja wirklich immer diese 86 Siege erreichen ...
Ist es schwerer, heutzutage 86 Weltcups zu gewinnen?
Das ist schwer zu sagen. Einerseits arbeitet das Material heute für die Fahrer, die Skier sind leichter zu drehen, so kann man den Sport über längere Zeit betreiben. Andererseits ist es schon schwerer heutzutage, weil dadurch sehr viele Fahrer extrem schnell sind und oft innerhalb einer Sekunde im Endklassement liegen. Du musst also sehr hart arbeiten, um über einen so langen Zeitraum so oft vorne zu sein. Ich glaube nicht, dass ich heute noch 86 Weltcuprennen gewinnen würde.
Wenn wir über die nfänge reden: Was bei Shiffrins Karriere heraussticht, ist der Umstand, wie früh ihre Eltern sie auf allen möglichen Pisten schulten, immer mit dem Blick auf saubere Technik. Wie sind Sie damals in den Sport gewachsen?
Das war ganz anders – schon allein, weil die Hänge bei uns sehr schlecht präpariert waren. Und diese Slalomstangen ... Das hatte nichts mit den Stangen zu tun, die es heute gibt. Damals waren sie aus Holz oder Bambus und taten richtig weh, wenn du mit den Gelenken oder Muskeln zu hart darauf geprallt bist. Für uns Kinder waren die Hänge damals eine Spielwiese.