Andre Ward hat sich bei vielen im Forum mit seinen dreckigen Aktionen unbeliebt gemacht, daher werden die Rufe nach einem Erlöser lauter, auch wenn dafür der hart aber selten schlagende Abraham herhalten muss.
Die wenigen Kämpfe, die Abraham im SMW auf hohem Niveau bestritten hat, lassen wenig Raum für Hoffnung. Zwar erledigte der Kleinste im Super 6-Turnier den einstigen MW-Boss in Berlin vor heimischer Kulisse souverän, aber Taylors Ego war ähnlich angeschlagen, wie das von Arthur gegenwärtig.
Erst nahm ihm Pavlik den Titel ab, dann bezog er im Rematch wieder Prügel, nicht ganz so schlimmen, bis ihn Carl Froch dann im SMW böse erwischte, in der letzten Runde, obwohl Taylor an dem Abend der bessere Mann war. Die Psyche Taylors litt doch arg unter den Niederlagen.
Arthur machte in Berlin nichts anders, er boxte vor seinen Fans, bewegte sich wenig und nahm so mache Führhand, die ihm aber nichts anhaben konnte. Nachdem Taylor ein paar harte Treffer kassierte, gegen Mitte des Kampfes, zog er sich zurück und Abraham konnte sein Spiel spielen: Furcht vor den KO verbreiten, der dann sogar noch eintrat. Im Anschluss an den glorreichen Sieg, der war es tatsächlich, wähnte sich der Berliner schon im Finale, es galt den Mann aus Detroit auszuschalten, der als Erster den Nimbus der Unbesiegbarkeit entzauberte, da half auch kein aggressiver, illegaler Versuch in der 11ten Runde. Abraham traf auf einen besseren Mann.
Danach traf Abraham wieder auf einen besseren Mann, der sich, so wünschten sich die Kritiker und Fans, nach der blamablen, wenig ruhmreichen Niederlage, zurückmelden würde. Am Ende war der Berliner verbeult, beschimpft und verhöhnt worden.
Nach dem Witz von einem Kampf im Februar folgt nun ein weiterer Kampf gegen den besten Mann im Turnier und entweder hat Abraham nach den Pleiten ganz viel Selbstvertrauen und Technik getankt oder er sieht seinem Unglück, eines, zu dem er sich verpflichtet fühlt, entgegen: Dem Ausschluss aus dem Turnier und der Weltspitze im SMW.
Wenn hier einige darauf hoffen, dass Abraham nur einmal durchkommt, dann sind das schon eindeutige Anzeichen für den Stellenwert des Berliners. Mit einem Treffer gewinnt man keinen Kampf, keine WM gegen den versiertesten Supermittelgewichtler, den es zurzeit gibt. Auf einen Treffer baut man keine Strategie und welche Strategie hat Arthur Abraham denn wirklich mal eingehalten? Es gab und gibt nur eine Strategie: Doppeldeckung, ein paar Hände zum Körper, gerne die Gerade zum Kopf und am Ende der Runde noch 1 Aktion.
Abraham kann und will nur so kämpfen. So hatte er Erfolg, es ist nachvollziehbar, dass er nicht einsehen will, dass er limitierter ist als Andere. Seine Power beeindruckte zuletzt niemanden, egal, ob er sie einsetzte oder nicht.
Ich schaue mir die Kämpfe Abrahams gerne an und ein Sieg des Sauerland-Kämpfers hätte etwas Spektakuläres für sich, aber ich kann nicht daran glauben. Es spricht zu viel gegen ihn. Eigentlich handelt es sich hierbei schon um ein Missmatch und ich werde das Gefühl nicht los, als wisse Abraham manchmal gar nicht so genau, worauf er sich da eingelassen hat. Die Mischung aus Ruhe, vermeintlichem Selbstvertrauen und infantiler Naivität machte aus dem einstigen Ringschrecken ein Phantom, eines, das Sven Ottke nicht war und doch war.