So, zurück in der Ferienwohnung und Netzverbindung hergestellt...
Treffe gegen 17.00 Uhr vorm Baltic Hotel ein. Treffe dort zuerst Dominik Britsch, der auf dem Weg zum Sparring ist. Unterwegs interviewe ich den sympathischen Boxer. Zuerst erfahre ich, dass er wieder auf der undercard von AA boxen wird, wie das bereits beim Dirrell fight in Chicago war. Interessanterweise kämpft er gegen Billy Lyall, der noch von den Kämpfen gegen Sylvester und Chavez Jr. bekannt sein sollte. Dürfte eine machbare Aufgabe sein und ist ein guter kleiner step up für den Boxer aus Neckarsulm/ Berlin.
Er bereichtet mir von der Endphase des sparrings und das sich Wegner über den "dreckigen" Stil Wards bewusst ist. Wegners Hauptaugenmerk ist es diesen Stil zu konterkarieren, wie, das sehe ich später im Training. Britsch mit seinen Gedanken aber schon beim sparring, deshalb will ich nicht zu viele Fragen stellen.
In der Halle sehe ich 4 Kämpfer die sparring haben und die Wegner direkt und allein vorbereitet.
1. Eduard Gutknecht: Sieht sehr flüssig und koordiniert aus, was er anbietet und er hat auch den Humor und die Intelligenz sich von Wegners Diktatorstil nicht zu stark knechten oder beeinflussen zu lassen. Er hat definitiv die Mittel und den Stil Europameister am 7. Mai gegen McIntosh zu werden.
2. Karo Murat: Der Mann mit den dicksten Brüsten im Gym sieht gegen den Russen, der zum sparring verpflichtet wurde variabel und selbstsicher aus. Er sieht die Lücken und kontert aktiv und mit Erfolg. Wenn er sich zum Schlagabtausch stellt, ist er offen wie ein Buch und schlägt nur nocht wilde Haken, ähnlich wie AA.
Der Kitzinger wird von Wegner zu mehr Geraden und Jabs als Distanzhalter aufgefordert. Sein Sparringspartner macht guten Druck, hat stamina und einen ordentlichen punch. Er ist nicht von der power von Murat beeindruckt und "fordert sehr gut". Murat boxt 8 Runden und hat mMn zu viel Ausdauerprobleme. Für Otis Griffin müsste es aber dennoch zum Interconti der IBF reichen.
3. Dominik Britsch: Britsch bekommt zuersat eine Predigt wegen seines "halbseidenen Haarschnitts" (Zitat Wegner). Dieser würde ihm als Boxer nicht anstehen und müsste ab. Ich gehe in einer Pause zu ihm und gebe ihm zu verstehen, dass dies zwar ungewöhnlich für einen Boxer ist, aber wenigstens sein eigener Stil und er solle sich hier nicht von "der Masse" reinreden lassen.
Britsch boxt als Einziger mit einem Kopfschutz mit Mund- und Naseabschirmung und verstärkt das Ganze mit einem vertikalen weissen Klebeband, sieht aus wie ein Kendo Helm. Sein Gegner ist mindestens LHW und macht extrem starken Druck. Britsch boxt lang und nutzt seine exzellente Beinarbeit. Da er jedoch keinen punch hat, spielt der Sparringspartner, der ein harter Hund ist, mit ihm. Er fängt sich in den 8 Runden einige hammerharte Bomben ein. Glücklicherweise ist sein Sparingspartner noch nicht mit dem Wort "cutting off the ring" in Verbindung gekommen.
Wegner fungiert als Ringrichter und Gutknecht ist als Trainer und Berater in den Ringpausen eingesetzt. Gutknecht gibt intelligente Tipps und wirkt auch so wie der "hellste im Raum"
. Wegner ruft häufig "break", um seinen Schützling vor unnötig punishment zu schützen, was der sparringspartner (Robert...) ignoriert, mit dem Hinweis, dass er kein englisch könne :rocky:.
Das sparring zielt hier primär darauf ab, Britsch abzuhärten und seine Nehmerfähigkeiten zu stärken, denn Korrekturen zum boxerischen knowhow gibt es von Wegner nicht. Hoffe der Kampf gegen Lyall wird von der ARD übertragen...
4. Arthur Abraham: AA ist der Spaßmacher im Gym, aber es ist auch ständig eine Kamera im Raum und somit ist nicht sicher, ob er hier nur schauspielert oder ob er immer so auftritt. Auf jeden Fall ist er Profi genug, sofort voll konzentriert zu sein, sobald er den Ring betritt.
Das
einzige und primäre Konzept Wegners
in diesem sparring ist die Entwicklung des jabs bei AA. Bin mir nicht sicher, ob es nur eine von vielen Technikverbesserungen ist, die hier trainiert wurde, aber die Umsetzung war mehr als dürftig. AA sollte den jab als Störelement, als Aufbauwaffe und als Konterelement benutzten. Es ist auch gut möglich, das Wegner damit einfach mehr Aktivität im grundsätzlichen Sinne bei AA erzeugen will...
Der Gegner ist flink auf den Beinen unterwegs, gute Lateralbewegungen und schlägt flüssige Kombinationen, aber nicht unbedingt eine Emualtion von Wards Stil. AA boxt nur 6 Runden (hätte mir in der letzten Woche doch ein paar Runden mehr vorgestellt. Ihm gelingt es nicht den Sparringspartner zu dominieren und auch die Umsetzung von Wegners Trainingszielen ist nicht gewährleistet. Das sieht nicht sehr optimistisch aus. Ich sehe keine qualitative Verbesserung, aber viel wichtiger, ich sehe keine echte Willenskraft auf Seiten von AA. Er wirkt satt und entspannt, nicht gerade als hätte er einen redemption fight vor sich.
Was bleibt ist die Hoffnung auf einen KO, denn zu mehr kann er wohl in Carson nicht antreten. Werde diese Woche noch ein paar sparrings verfolgen und bei Interesse, für euch posten.