Die Causa Thiem, die wohl hier auf Jahre ein neues, prägnantes Thema sein wird. Ich muss sagen, dass dieser Spieler solide gespielt und einen Teil meiner Aussagen widerlegt hat. Er hat einen Meilenstein gesetzt. Er hat etwas getan, was nur wenige vor ihm taten. Er hat Goffin geschlagen ...
Da ich aus Zeitgründen zum Großteil nur die Spiele der Topspieler verfolgen konnte, hab ich Thiem zum 1. Mal gegen Djokovic gesehen, nachdem die Umstände ihn ins Halbfinale spülten. Dort wurde er dann gewogen und für zu leicht befunden. Aber vielleicht kommt irgendwann doch noch der 1. Sieg gegen einen Top 10 Spieler in einem GS Turnier. Perspektivisch ist er eine große Bereicherung für den Sport, wobei aber die Gefahr, dass er sich von gewissen Interessengruppen tennisweltanschaulich instrumentalisieren und verfremden lässt bedenklich hoch ist. Das Beispiel Federer ist sehr naheliegend obgleich man abwarten muss, ob ein Thiem überhaupt das sportliche Format auf allen Belägen mitbringen kann, um Federers Platz bei den Jüngern irgendwann einzunehmen. Ansonsten wird man ihn dort früher oder später in den Straßengraben werfen, was wiederum tragisch aber für seine persönliche Entwicklung wohl auch befreiend wäre.
Im heutigen Finale war es Eine Wohltat zu sehen wie das fanatisch-französische Auditorium den Schulterschluss mit der Nummer 1 vollzog und ihn auf Wogen der Begeisterung zum Triumph geleitete. Diese Menschen sind wahrhaft Sehende und herzlich willkommen im Djokovic-Kreis. Sie stellen einen wohltuenden Kontrapunkt zur restaurativen Jüngerschaft Federers dar. Deren Vertreter hier im Forum, vorrangig Jonathan99, nun fäusteballend und zähneknirschend Noles weiteren Triumphen entgegenblicken und als Mittel der Abwertung wieder die Melodie der fehlenden Spannung anstimmen und weiter anstimmen werden. Obgleich jeder aufmerksame und unvoreingenommene Beobachter aus der Vergangenheit weiß, dass "Spannung" bei diesen Leuten nichts Anderes bedeutet als Dominanz und Siege durch Federer oder seine auserkorenen Nachfolger (Wawrinka, Thiem) bei gleichzeitigen Misserfolgen auf Seiten Djokovics und Nadals. Während Jonathan also nur Stunden nach dem Finale gemeinsam mit seinem Laufburschen Aronsky fleißig agitiert, haben wir Gentleman seit Beginn des 3. Satzes gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nachdem dort absehbar war, dass es für Novak kein erneutes Waterloo geben wird, ging bei ihm anscheinend der Fernseher aus und die Bierflasche mit einem resignierten "plopp" auf.
Ein Bier trinke ich heute nicht mehr, lieber schreite ich auf und ab im reichen Flitter des Novakschen Triumphes. Wir sprechen uns erneut auf den Wiesen.
In diesem Sinne -