So, wie erwähnt war ich gestern in der St. Jakobs-Halle, um der ersten Quali-Runde etwas zu lauschen. Da ich um fünf Uhr wieder gehen musste, hat es leider nur zu drei Matches gereicht und ausgerechnet für Paire gegen Popyrin hat es nicht mehr gereicht.
Malek Jaziri - Marc-Andrea Hüsler 6:4 6:2
Eine ziemlich fade Angelegenheit zwischen der Weltnummer 54 und der Weltnummer 379. Hüsler konnte nicht so richtig, Jaziri wollte wohl gar nicht, weil es gegen einen mässig aufspielenden Gegner gar nicht nötig war. Jaziri konnte den Aufschlag des Gegners weitesgehend neutralisieren und sah sich selbst mit keinen Breakchancen konfrontiert. Von einem 1,95m-Mann erwarte ich eigentlich eine souveränere Leistung beim Aufschlag, zudem ist er momentan noch eine ziemliche Bohnenstange und sollte wohl noch das eine oder andere Kilo an Muskelmasse zulegen. Mit mehr Power könnte er die fehlende Athletik wohl etwas wettmachen.
Marius Copil - Mischa Zverev 7:5 7:5
Eine sehr kurzweilige Partie mit einigen sehr schönen Punkten. Copil ist mir gestern ziemlich als Wannabe-Kyrgios aufgefallen, was doch das eine oder andere Mal in die Hose ging. Copil hat den Deutschen immer wieder massiv überpowert, bei Zverev hat man gemerkt, dass er momentan einfach nicht den Tritt findet. Drei- oder viermal hat er auch komplett am Ball vorbei geschlagen. Immer wieder hat er aber aufblitzen lassen, wieso er für mich zu den technisch stärksten Spielern mit dem vielleicht besten Touch der Tour gehört. Vor allem bei Aufschlag Copil hatte Zverev eigentlich nie wirklichen Zugriff, einzig bei 5-5 im zweiten war er dran und hat den einen Breakball mehr als leichtfertig vergeben. Durch seine eigenen Spiele konnte sich Zverev meist irgendwie durchmogeln.
Ich kenne übrigens keinen Spieler mit engeren Hosen als Copil. Dafür gab es auch einen netten Dialog in der Reihe hinter mir:
Vater: „Was? Der Zverev musss durch die Qualifikation?“
Sohn: „Nein Papa, das ist nicht der echte Zverev... Das ist nur die schlechtere Kopie“
Da musste ich durchaus etwas vor mich herschmunzeln.
Taro Daniel - Sandro Ehrat 6:1 7:5
Die 69 gegen die 600 - allerdings weniger klar prognostiziert als die jeweilige Position vermuten lässt. Ehrat ist ein sehr eleganter Spieler mit einem ziemlich kompletten Skillset, bei ihm hapert es wohl vor allem beim mentalen Aspekt. Der Respekt war ihm im ersten Satz auch ziemlich anzusehen, wenn man aber auch sagen muss, dass das 6:1 ein zu klares Ergebnis war. Mit Fortdauer des Matches wurde Ehrat immer selbstbewusster und war phasenweise der bessere Spieler. Ihm ist es immer häufiger gelungen, Daniel in lange Ballwechsel einzubinden. Man hat gut gesehen, dass Ehrat die Position 600 hat, weil er eben nur sechs Turniere in der Wertung hat und eigentlich weiter vorne stehen sollte. Leider hat er am Ende noch ein schwächeres Game eingezogen, welches ihm einen dritten Satz, den er ohne Frage verdient hätte, gekostet hat.
Alles in allem war es wieder ein gelungener Tag in der modernisierten Halle. Diese war für einen Quali-Tag mit mehreren hundert Zuschauern auch sehr gut gefüllt, die Stimmung war (vor allem bei Ehrats Match) sehr gut. Jugendliche und junge Erwachsene bis 20 Jahre kamen gratis in die Halle, daher herrschte durchaus eine ziemliche Unruhe auf den Rängen, da es einigen merklich nur um eine gute Instagram-Story oder das perfekte Bild für Facebook ging. Ziemlich störend war eine Gruppe von vier bis sechs halbstarken Jungs, die durch ihre Handyspiele auf voller Lautstärke, Musik hören und lautes Reden, umherrülpsen und weiss ich was für ziemliche Unruhe sorgten. Hier hätten die Mitarbeiter in der Halle gerne mal etwas dagegen unternehmen können. Es störte sichtlich einige im Publikum, mich eingeschlossen.