Für Zverev war das Turnier wohl sehr zwiespältig - mixed emotions! Einerseits 2 Spiele gewonnen, gut bis sehr gut gespielt, mit Alcaraz und Rublev 2 Spieler geschlagen, gegen die er dieses Jahr immer auf die Mütze bekommen hat .... aber trotzdem raus. Zverev hat aber (wieder mal) bewiesen, dass bei diesem Turnier mit ihm zu rechnen ist, war halt auch etwas Pech dabei.
Die 400 Punkte sind das drittbeste Ergebnis von Zverev in 2023, nach 720 bei den FO und 500 in Hamburg - das sind mehr als für ein VF bei einem GS wie in NYC oder einem HF bei einem 1000er wie in Cincinnati. Aus der Perspektive war es eine erfolgreiche Teilnahme, zumal man auch keine Punkte dafür bekommt, das HF zu erreichen - wenn er es mit zwei Siegen erreicht hätte und dann verliert, wären es genauso 400 Punkte gewesen wie jetzt auch.
Rublev hingegen hat eindrucksvoll untermauert, dass er einfach im Konzert der Großen nicht mitspielen kann. Das hat schon was Tragisches bei Rublev. Und so wütend wie Rublev häufig am Platz ist, sieht er das womöglich ähnlich. Er ist sowas wie das Bindeglied zwischen den Elite-Spielern, bzw. den Spielern, die das Potential haben große Titel zu gewinnen und eben dem Rest dahinter (top 10/15). Und er bekommt das recht häufig zu spüren wo sein Platz ist!
Mal schauen, ob Rublev irgendwann noch eine Art Breakthrough Moment hat, aber ich würde nicht zwingend drauf wetten. Im Kleinen wird das sicher möglich sein, kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er nie ein Semifinale bei einem GS erreichen wird.
Nie ein GS-Halbfinale ist schon sehr unwahrscheinlich, wenn man sieht, was für Spieler das alles schon erreicht haben - von den Aktiven etliche Spieler, die schwächer als Rublev einzuschätzen sind, etwa Karatsev, Norrie, Schwartzman, Paul, Tiafoe, RBA, sogar Cecchinato. Ein Masters-Titel ist grundsätzlich auch schwieriger einzustufen als ein GS-HF und bringt auch mehr WR-Punkte, und den hat er schon. Rublev braucht wohl einfach mal etwas Losglück und muss das dann nutzen, etwa wie Sinner in Wimbledon, was im Nachhinein wie ein Schlüsselerlebnis für den Durchbruch in die Top 4 für ihn aussieht - da sieht man, wie so ein Erfolgserlebnis das Selbstvertrauen stärken kann.
Beim ersten Teil stimme ich zu. Pech würde ich es aber nicht nennen, weil er wenigstens den ersten Satz gegen Medvedev gewinnen muss. Alcaraz Spiel hab ich nicht gesehen. Aber alleine der Tiebreak gegen Medvedev hätte für das Weiterkommen gereicht.
Und wenn man solche Sätze dann nicht zubekommt, ist man eben zurecht (wenn auch knapp) nicht bei den Top4 dabei. Auf der anderen Seite hat eben Medvedev seine erste Chance in dem Tiebreak genutzt und gezeigt, dass neben spielerischem Talent in der Spitzenklasse (und nicht nur da) eben auch die Birne mitentscheidend ist.
Letztlich ist es eben so - 100%ig sicher ist man nur im HF, wenn man alle drei Vorrundenmatches gewinnt, ansonsten ist man auf Rechnerei bzw. Schützenhilfe angewiesen. Und das ist ja auch normal, bei allen anderen Turnieren im Jahr ist man raus, wenn man nur ein Match verliert. Insofern kann man sich nach einer Niederlage in der Vorrunde eigentlich nicht beschweren, wenn man rausfliegt, auch wenn es teilweise unglücklich ist, wenn es nur an einem einzigen Satzgewinn hängt wie in diesem Fall, oder wie es auch bei Djokovic gewesen wäre, wenn Rune gegen Sinner gewonnen hätte.
Hat eigentlich schon mal jemand die ATP-Finals gewonnen, der in der Vorrunde nur ein Match gewann? Es ist ja möglich mit nur einem Sieg weiterzukommen, aber das wäre dann schon eine sehr kuriose Konstellation...