Teil 1:
Also der nächste, doch etwas überraschend, dass er so ganz ohne Abschiedsturnier aufhört. Einer meiner Lieblingsspieler im letzten Jahrzehnt, auch einer der sympathischsten auf der Tour. Bescheiden und engagiert, mit ihm verliert die Tour auch ihr grünes Gesicht für die Tour, hoffentlich geht das nicht verloren.
Kevin Anderson spielte 3 Jahre College-Tennis, als Nummer 175 erreichte er 2008 in Las Vegas dann auch sehr früh sein 1. Finale, das war gerade Mal sein 3. Turnier auf der Tour und er musste da die Quali überstehen. Er machte dann direkt so weiter und besiegte komplett überraschend Novak Djokovic in Miami 2008. Djokovic war damals ja frisch gebackener AO-Sieger und die Nummer 3 der Welt. Es sind nicht die besten Bilder, aber den Sieg hatte sich der ärmellose Anderson redlich verdient
Seine Karriere war danach erstmal eher unauffällig, er zog erst mit seinem Titel in seiner Heimat im Februar 2011 erstmals in die Top 50 ein. Ein Jahr vorher verlor er in der 1. Runde von Wimbledon nach 6-3, 7-6(3) Führung gg Davydenko. Später in 2011 besiegte er in Montreal die Nummer 4 der Welt Murray mit 6-3, 6-1. Das war schon eine Machtdemonstration. In der 3. Runde verlor er ganz knapp gg Wawrinka
Zu Beginn seiner Karriere fiel er mir als Dauergegner von Berdych auf, zwischen 2012 und 2014 spielten die beiden 12 Mal gegeneinander, immer hieß der Sieger Berdych. 5 ihrer 12 Duelle fanden bei den GS statt. Kurioserweise spielten sie nach 2014 nie mehr gegeneinander. Die bitterste Niederlage kassierte Anderson 2012 in RG gg Berdych, als er sein 1. GS AF nach einem 4-6, 6-3, 7-6(4), 4-6, 4-6 verpasste. Wer hätte damals geahnt, dass Anderson am Ende seiner Karriere mehr GS Finals erreichen würde als Berdych?
Videos gibt es nicht viele, aber ein kurzes gg Berdych gehört hier einfach rein:
2012 holte er auch seinen 2. Titel, aber danach sollte er seine nächsten 7 Finals zwischen 2013 - 2015 verlieren, darunter zwei 500er Finals. Gegen Dimitrov im Acapulco Finale 2014 verlor er nachdem er im 3. Satz Break vor war, am Ende hieß es 6-7, 6-3, 6-7 aus seiner Sicht.
2014 feierte er aber vier weitere Top 5 Siege, darunter gg seinen 2014er Lieblingsgegner Wawrinka, den er 3x besiegte. Unter anderem in Paris-Bercy, als er mit diesem Hotshot das Break verhinderte und damit vermutlich die Niederlage. Warst du da dabei,
@QueridoRafa ? am Ende gewann mit 6-7(2), 7-5, 7-6(3) nach fast 3 Stunden
Bis einschließlich 2017 erreichte Anderson nie ein Masters-HF, 2014 in Kanada war er so nah dran wie nie. Im VF gg Dimitrov führte er mit 7-5, 5-7, 5-4 und 40-15 bei eigenem Service. Selten vergab ein Topspieler einen Matchball so unnötig wie Anderson bei seinem 2. Matchball, davon wird er bis heute noch träumen (ab 17:43)
Seinen größten Sieg bis dato hätte er dann fast in Wimbledon 2015 geschafft, als er im AF von Wimbledon gg die Nummer 1 und 2-fachen Wimbledonsieger Djokovic mit 7-6(6), 7-6(6) führte und am Ende knapp mit 7-6(6), 7-6(6), 1-6, 4-6, 5-7 verlor. 40 Asse halfen am Ende nicht, auch weil er bei 7-6(6), 7-6(6), 1-6, 4-6, 2-1 zwei Breakbälle in Serie liegen ließ. Bei beiden Breakbällen wäre etwas möglich gewesen. Aus Sicht eines Federer- und Anderson-Fans war es doppelt bitter, da Federer sonst den Wimbledontitel gewonnen hätte in dem Jahr.
(Wenn man Dailymotion selbst öffnet, kriegt man Probleme mit dem Adblocker, aber hier eingebettet geht das, alternativ gibt es die ganze Partie auf YT)
Einen großen Sieg sollte er 2015 dann doch noch feiern, als er nach sieben GS-AF-Niederlagen in Serie erstmals das VF erreichte bei den USO 2015. im AF besiegte er Murray in 4 mit einem 7-0 im entscheidenden TB des 4. Satzes. Damit "rächte" er sich für die Finalniederlage in Queens 2 Monate vorher
im VF hatte er gg Wawrinka dann keine Chance, nachdem er vorher gg Wawrinka 4 Partien in Serie gewann
Später in 2015 erreichte Anderson für eine Woche die Top 10, aus denen er aber direkt rausfiel und danach folgten schwere Zeiten für ihn. 2016 hatte er viele Verletzungen, Knie, Schulter, Könchel-OP, da war alles dabei. So war er dann im Januar 2017 nur noch die Nummer 80 der Welt. Aber 2017 sollte der Startschuss für 2 unfassbare Jahre für Anderson sein, die ihm vermutlich niemand zugetraut hatte
Bei den FO 2017 besiegte er in R2 Kyrgios, in R3 Edmund in 3 und musste dann im AF gg Cilic aufgeben. in Wimbledon zog er dann wieder ins AF ein, schied jedoch zum 3. Mal in Serie in Wimbledon nach einer 5-Satzniederlage aus. Diesmal gg Querrey, gg den er nun eine 5-8 Bilanz hatte. Querrey gewann mit 5-7, 7-6(5), 6-3, 6-7(11), 6-3 und schied dann knapp im HF aus, nachdem dieser im VF noch die Nummer 1 Murray besiegte.
Aber hier geht es um Anderson, der bewies weiter seine gute Form indem er das Finale in Washington und das VF in Montreal erreichte, bei beiden Turnieren verlor er gg seinen 2017er-Angstgegner Zverev. In Washington besiegte er auf den Weg ins Finale die Nummer 1 des Turnieres Thiem in einem knapp 3-Stunden-Krimi. Überhaupt war Thiem einer seiner Lieblingsgegner, das H2H stand am Ende bei 7-2. Die Partie in Washington war hochklassig, erst wehrte Thiem spektakulär einen Matchball im 2. Satz ab, am Ende gewann Anderson nach Abwehr eines Matchballs
Und dann kamen die USO 2017, in Washington war er noch die Nummer 45 der Welt. bei den USO 2017 profitierte er vor der Last-Minute-Absage von Murray, die dafür sorgte, dass kein Topgesetzter in der unteren Hälfte war. Nach Siege über Aragone (R1), Gulbis (R2), Coric (R3) und Lorenzi (AF) stand Anderson zum 2. Mal in seiner Karriere in einem GS VF. Dort wartete wie im Wimbledon-AF Querrey. Diesen konnte er aber diesmal mit 7-6(5), 6-7(9), 6-3, 7-6(7) besiegen. in seinem ersten GS HF wartete Carreno Busta, dieser war als Nummer 19 der Welt an Platz 12 gesetzt und gewann dann auch den 1. Satz. Anderson drehte das HF und zog in sein 1. GS Finale ein.
Im Finale ließ ihm Nadal wenig Chancen und besiegte ihn glatt in 3, dennoch war das der größte Erfolg bis dato für ihn.
Nach dem USO Finale kam 2017 wenig, er beendete die Saison mit einer 3-5 Bilanz bei den Turnieren nach den USO. War das alles nur ein Zufall gewesen? vor allem das Draw bei den USO war äußerst dankbar. Er beendete die Saison auf Platz 14.
2018 begann mit einer Finalniederlage gg Simon in Pune. Danach verlor er als Nummer 12 der Welt in R1 der AO gg Edmund, 7-6(4), 3-6, 6-3, 3-6, 4-6 hieß es am Ende. Edmund spielte bei den AO 2018 aber auch spektakuläres Tennis. Dennoch war das sehr enttäuschend für ihn. Nachdem er 10 seiner letzten 11 Finals verloren hatte, konnte er nach den AO in NY direkt seinen 4. Titel feiern, mit Siegen über Tiafoe, Nishikori und Querrey (WRL 12). in Acapulco machte er da weiter und erreichte bei seiner 4. Turnierteilnahme 2018 sein 3. Finale. Aber auch in seinem vierten 500er Finale war einmal mehr Schluss. del Potro ließ ihm wenig Chancen. Er war durch seinen Titel in NY aber wieder Top 10 Spieler, was er bis Juli 2019 auch blieb.
Die weitere Saison verlief gut, aber ohne richtige Highlights, in Madrid 2018 erreichte er das erste Mal ein Masters HF, wo er erstmals gg Thiem verlor. in RG 2018 verlor er im AF ganz knapp gg Schwartzman, nachdem er mit 6-1, 6-2 führte, am Ende hieß es 6-1, 6-2, 5-7, 6-7(0), 2-6. Die Vorbereitung vor Wimbledon war Mist, bei seiner einzigen Partie verlor er gg Leo Mayer in Queens, der nicht gerade als Rasentalent galt.
Dann folgte für Anderson das Turnier seines Lebens, es begann recht unscheinbar mit Siegen über Gombos und Seppi, gg Seppi hatte er leichte Probleme beim 4-Satz-Sieg, in R3 besiegte er Kohlschreiber in 3 engen Sätzen. Dann kam das AF gg Monfils und der Franzose spielte sehr stark, Anderson war aber sehr nervenstark und gewann mit 7-6(4), 7-6(2), 5-7, 7-6(4). Der Lohn war das VF gg den amtieren Rekordchampion Federer. Federer gewann in allen 7 Duellen die ersten beiden Sätze zwischen den beiden, was Federer am Ende zu sechs 2-Satz-Siegen verhalf. Aber in Wimbledon gibt es Bo5 und Anderson gewann die Partie trotz Matchball für Federer. Den MAtchball verschenkte Federer mit der VH, aber Anderson war am Ende auch sehr nervenstark, als er dann mit 2-6, 6-7(5), 7-5, 6-4, 13-11 gewann. Es war Andersons größter Sieg. Am Ende schlug er Federer, weil er Federer nur bei 3/12 bei Breakbällen hielt und er selbst 4/7 Breakbälle nutzen konnte. 4:14 h dauerte das VF
Was folgte war das epische HF gg Isner, wo er am Ende mit 7-6(6), 6-7(5), 6-7(9), 6-4, 26-24 gewann, diese beiden Partien sorgten dafür, dass die Regeln in Wimbledon für immer geändert wurden. Das HF dauerte 6:36 h. Im H2H führte Isner am Ende mit 9-4, aber das größte Duell gewann Anderson, wo ihm 49 Asse reichten um Isners 53 Asse zu überstehen
Im Finale gg Djokovic war er auch diesmal eher chancenlos