Ich habe mich mal an einer kleinen Zusammenfassung des Matches versucht:
Zum bereits dritten Mal in ihrer Karriere trafen die beiden Finalisten Novak Djokovic und Andy Murray bei den Australian Open aufeinander. 2011 hatte Djokovic den sieben Tage älteren Murray im Finale noch klar in die Schranken gewiesen, letztes Jahr im Halbfinale brauchte der Serbe aber fünf Sätze, um den Schotten auf dem Weg zu seinem dritten Triumph bei diesem Turnier aus dem Weg zu räumen. Und seit diesem Januar 2012 hat Murray das Image als ewiger Verlierer abgelegt, konnte bei den Olympischen Spielen siegen und nicht zuletzt dann auch im Finale der US Open seinen ersten Major-Titel gegen eben diesen Novak Djokovic feiern.
Auch in Melbourne gelang dem Schotten der bessere Start ins Match, indem er seine ersten beiden Aufschlagspiele zu Null gewinnen konnte. Der Serbe hatte da schon eher Probleme, machte viele unnötige Fehler und musste bereits bei seinem dritten Aufschlagspiel erstmals über Einstand gehen. Doch beim Stande von 3:2 für Djokovic, geriet Murray aus dem Nichts plötzlich in höchste Bedrängnis. 0:40 aus seiner Sicht, doch er spielte stark auf, konnte die drei Breakbälle und auch einen vierten über Einstand abwehren und ausgleichen. Ein Aufschlagspiel später hatte der Serbe einen weiteren Breakball doch auch diesen wehrte der Schotte sicher ab. Danach konnten beide ihre Aufschlagspiele sicher durchbringen und es kam folgerichtig zum Tiebreak, der eine kleine Zusammenfassung des ersten Satzes war. Murray der konstantere der beiden Spieler, mit wenigen unnötigen Fehlern aus dem Spiel heraus, ging schnell klar in Führung und holte sich beim Stand von 6:1 fünf Satzbälle. Den zweiten davon sicherte er sich und holte den Satz nach 68 Minuten mit 7:6. Ein Blick in die Statistik bestätigte den Eindruck, Djokovic zwar der aktivere und risikobereitere Spieler (14 zu 9 Winner), aber die Konstanz und Fehlerarmut von Murray (mit 12 unerzwungenen Fehlern weniger als halb so viele wie Djokovics 25) setzte sich durch.
Im zweiten Satz entwickelte sich schnell ein Duell der Aufschläger. Murray wackelte zwar bei seinen ersten beiden Aufschlagspielen und musste erneut ein 0:40 aufholen, danach brachten beide ihre Servicespiele aber sicher durch. Djokovic gelang es die Anzahl der unerzwungenen Fehlern zwar deutlich zu senken (nur noch 15), konzentrierte sich aber sehr auf den eigenen Aufschlag. So kamen beide zusammen auf acht Aufschlagspiele in Serie, bei denen der Returner maximal zwei Punkte erzielen konnte. Folgerichtig kam es erneut zum Tiebreak. Der Serbe hatte offensichtlich aus den Fehlern des ersten Tiebreaks gelernt und ging jetzt aggressiver zu Werke. Schnell hatte er sich ein Minibreak gesichert und gab dieses nicht mehr ab. Mit dem zweiten Satzball sicherte er sich das 7:3 und den Satzausgleich nach diesmal 65 Minuten.
Die Geschichte des dritten Satzes ist schnell erzählt. Beide Spieler konzentrierten sich wie schon im zweiten Satz extrem stark auf ihr Aufschlagspiel. Hochklassig war das Spiel in dieser Phase selten, dafür waren die Ballwechsel einfach zu sehr von den Aufschlägen geprägt. Als man sich innerlich schon auf den dritten Tiebreak vorbereitete, nutzte Djokovic eine Schwächephase von Murray eiskalt aus. Wieder ging er mit 0:40 in Führung, doch anders als bei den beiden anderen Gelegenheiten nutzte Djokovic diesmal den dritten Breakball und realisierte das erste Break der Partie. 5:3 die Führung, die Djokovic mit einem überlegenen Aufschlagspiel nach Hause servierte. Die Statistik des Spiels hatte sich mittlerweile gewandelt, Djokovic machte weniger unerzwungene Fehler als Murray (8 zu 9) und dazu auch noch deutlich mehr Winner (10 zu 4). Bei eigenem Aufschlag gab er nur ganze vier Punkte in fünf Aufschlagspielen ab. Eine ganz konzentrierte Vorstellung der Nummer 1 im dritten Durchgang.
Der vierte Satz war dann äußerst zerfahren. Beide Spieler hatten jetzt das Visier geöffnet, Djokovic drängte auf die schnelle Entscheidung, Murray wollte mit einem ersten Break das Momentum des Serben zerstören. So wurden die Aufschlagsspiele jetzt wieder deutlich umkämpfter. Djokovic musste beim Stand von 0:1 aus seiner Sicht einen Breakball des Schotten abwehren, was ihm aber mit einem starken Aufschlag gelang. Danach drängte er seinerseits auf das Break und wurde tatsächlich mit dem Break zum 2:1 belohnt. Murray jetzt ohne Rezept gegen das druckvolle Spiel der Nummer 1. Ihm gelangen aus dem Spiel heraus, wie schon im dritten Satz, kaum mehr Winner und weil er sich auch noch mehr Fehler als der Gegner leistete, realisierte dieser beim Stande von 3:1 noch ein weiteres Break. Damit war die Vorentscheidung gefallen, auch wenn Djokovic im letzten Aufschlagspiel noch einmal ein 0:30 wettmachen musste. Bei seinem ersten Matchball landete der Return des Schotten nur im Netz und sicherte Djokovic nach gut dreieinhalb Stunden den Turniersieg. Insgesamt kein allzu hochklassiges oder spannendes Finale, aber vielleicht sind wir nach den großen Finals von 2009 oder 2012 hier auch etwas zu verwöhnt.
Mit seinem insgesamt vierten Erfolg bei den Australian Open zog Djokovic mit Andre Agassi und Roger Federer gleich, die ebenfalls in der Open Era viermal hier gewinnen konnten. Zum All-Time-Rekord von Roy Emerson fehlen ihm nun noch zwei Titel. Außerdem ist der Serbe neben Emerson und Jack Crawford nun der erst dritte Spieler, der das Turnier dreimal in Folge gewinnen konnte. Seine nun sechs Major-Titel lassen Djokovic zu Größen wie Stefan Edberg oder Boris Becker aufschließen. Die spannende Frage wird sein, wohin die Reise für Djokovic 2013 gehen wird. Wird es eine Rekordsaison wie 2011 oder bleiben die Australian Open der einzige große Titel, wie im Vorjahr?
Statistik:
Asse: 8 zu 7 (3:2, 2:5, 2:0, 1:0)
Erster Aufschlag (in %): 63 zu 60 (63:60, 66:64, 67:59, 54:57)
Punkte mit erstem Aufschlag (in %): 75 zu 81 (68:81, 79:96, 88:85, 64:59)
Punkte mit zweitem Aufschlag (in %): 66 zu 46 (67:65, 60:38, 75:33, 67:38)
Winner: 47 zu 29 (14:9, 12:13, 10:4, 11:3)
Unforced Errors: 61 zu 46 (25:12, 15:11, 8:9, 13:14)