Wir konnten unsere Sportnote in der 9ten Klasse verbessern, indem wir freiwillig am Waldlauf unserer Schule im Niendorfer Gehege teilnahmen. Zwei Runden von 800 Metern.
Ich war schon damals nicht schlank und hatte dementsprechend keine besonders gute Note, da sich meine Stärken darauf beschränkten, den Bällen beim Völkerball auszuweichen. Aber was bringt es, der Letzte zu sein, wenn man nicht werfen kann? Ich schrieb mich also für diesen Waldlauf ein und dachte mir, dass ich diese kurze Distanz schon schaffen würde.
Schließlich war der Tag gekommen. Trainiert hatte ich nicht die Bohne, warum auch? Der Massenstart lief noch ordentlich, die Masse trug mich mit, schickte sich dann aber nach der ersten Kurve an, davonzuziehen. Ich fiel immer weiter zurück, bis ich der Letzte war und schnaufte wie ein Kettenraucher in der Todeszone. Also Schluss mit Laufen, ich hatte ja auch schon 300 Meter hinter mir. Also schlurfte ich weiter und startete auf der Hälfte des Kurses wieder durch. Irgendwo auf der Gegengerade wurde ich überrundet, aber damit hatte ich gerechnet. Schließlich bog ich auf die Start-Ziel Gerade ein, wo sich die Lehrer und die klugen Schüler zusammengerottet hatten und alles beklatschten, was einem Sportler ähnelte. Ich schnaufte wie eine Dampflok vorbei, zu stolz um vor all den Augen anzuhalten. Die erste Runde war beendet.
Die zweite Runde verlief ähnlich. Die Spitzengruppe schaute auf einen weiteren Gruß vorbei und auch die anderen Versager ließen mich hinter sich. Alleine schlurfte ich durch den Wald, mal elendig langsam laufend, mal gehend. Die Schnecken stauten sich hinter mir. Aber ich schaffte es irgendwie, unter dem Jubel der Massen das Ziel zu erreichen. Vermutlich waren die einfach nur froh, dass sie sich nicht so blamieren mussten.
Die Ergebnisse hingen übrigens bis zum Ende des Schuljahres am Lehrerzimmer aus. Ich wurde in meiner Klassenstufe letzter und hatte mir 2:30 Minuten Rückstand auf 1600 Metern eingehandelt. Auf den Vorletzten. Meiner Note tat das alles aber trotzdem gut, weil meine Lehrerin die kämpferische Leistung guthieß.