Beste Komponisten?


Gast00

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Dennoch gibt es motivisch durchaus Verbindungen; spontan fällt mir jetzt nur das Quart-Intervall ein, das (mindestens) im ersten, fünften und sechsten Satz eine große Rolle spielt.
Diese Aussage zeigt mir mal wieder, dass ich von Musiktheorie nicht die geringste Ahnung habe. Irgendwann werde ich mir in einer stillen Stunde mal von jemand Fachkundigem genau erklären lassen, wie man was wo heraushören kann und was das dann zu bedeuten hat. ;)

Und den Schlusssatz finde ich einfach jedes Mal wieder sehr ergreifend.
Ja, das geht mir ebenso. Ich finde übrigens auch, dass Mahler nirgends in seinen ersten fünf Symphonien - im positiven Sinn! - so "brucknert" wie im Schlusssatz der Dritten. Der 3. Satz wiederum gehört zum schönsten, was ich von Mahler kenne; er wirkt auf mich wie Mendelssohns Sommernachtstraum in der Symphonieversion. Ich höre die Dritte zurzeit fast täglich, und sie entwickelt sich mehr und mehr zu einem meiner Lieblingswerke.

Ich habe inzwischen auch die Fünfte etliche Male gehört, bis zu dem Punkt, dass ich glaube, ihren Aufbau zu verstehen. Gerade die ersten beiden Sätze waren mir anfangs ziemlich unzugänglich, und selbst jetzt, da ich das Werk als Ganzes überblicken kann, habe ich zur Fünften noch kein klares Urteil. Sie hat für mich einfach keinen eindeutigen Charakter, was für die Symphonie eines Komponisten, der so nah an der Programmmusik war wie Mahler, schon ungewöhnlich ist.

Lediglich das Adagietto ist in seiner Aussage unzweifelhaft; es ist unverkennbar eine vertonte Liebeserklärung Mahlers an seine Frau Alma und wohl das zarteste Adagio, das ich kenne. Der Schlusssatz hingegen ist abermals problematisch; auch in der Mahler-Literatur ist zu lesen, dass dieses Finale bei allem Bemühen nicht dazu taugt, diese schwierige Symphonie zufriedenstellend abzuschließen. Dafür ist dieser 5. Satz ein beeindruckender Vorgriff auf die (Film-)Musik des 20. Jahrhunderts; besonders die Ähnlichkeit zum Stil Erich Wolfgang Korngolds ist verblüffend.
 

Gast00

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Ach ja, die Wikipedia...

"Franz Grothe [...] zählte zu den populärsten deutschen Komponisten und Dirigenten des 20. Jahrhunderts."

Populär bei wem? Macht man eine Umfrage unter einhundert Klassik-Fans, würde der Name bei den Antworten wohl überhaupt nicht auftauchen. Sieht man es tolerant, ist es wahrscheinlich Auslegungssache, was man unter "Komponist" und "Dirigent" versteht.
 
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grothe war zu seiner zeit sowas wie ralph siegel oder dieter bohlen heute ... man muss solche leute immer im kontext ihrer schaffensphase sehen und nicht im nachhinein als altmodisch abtuen. johannes heesters war schliesslich auch mal ein burner ...
 

Devil

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Reinickefuchs: War das mit Bohlen/Siegel jetzt negativ oder positiv gemeint?

Ich werd mir gleich beim Einschlafen wohl MAhlers 2. Sinfonie reinziehen. Bin mal gespannt.
 
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twinpeaks

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Diese Aussage zeigt mir mal wieder, dass ich von Musiktheorie nicht die geringste Ahnung habe. Irgendwann werde ich mir in einer stillen Stunde mal von jemand Fachkundigem genau erklären lassen, wie man was wo heraushören kann und was das dann zu bedeuten hat. ;)

Nun ja, es ist sicherlich nicht so, dass man etwas von Musiktheorie verstehen muss, um klassische Musik wertschätzen oder genießen zu können.
Auch wenn man sich innerhalb der Musiktheorie bewegt, stellt sich natürlich immer die Frage, wie man denn nun beispielsweise Sachen wie motivische Querverbindungen oder eben ein thematisch vorherrschendes Intervall deuten will. Gerade bei Mahler gibt es da die unterschiedlichsten Interpretationen - von Mahler als Zertrümmerer der klassischen sinfonischen Form bis hin zu Mahler als einem Komponisten, der "heimlich" immer noch die Sonatenhauptsatzform verwendet hat.
 

Gast00

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Es gibt einiges, was ich hören kann, aber wenig, was ich heraushören kann, denn das setzt voraus, dass man überhaupt etwas von Begriffen wie "Sonatenhauptsatzform", "Coda" oder "Intervall" versteht. Das kann ich von mir leider nicht behaupten, da es mir an jeder musiktheoretischen Bildung fehlt. Ich kann solche Wörter höchstens wiedergeben, weil sie oft im selben Kontext genannt werden (z.B. der Kontrapunkt bei Brahms), aber das ist nicht mehr, als mit fremdsprachigen Vokabeln zu jonglieren, deren Sinn man überhaupt nicht versteht.

Jemand - Hans von Bülow? - sagte mal, dass man Musik nur in der Partitur wirklich verstehen könne, und tatsächlich war das bis zur Tonaufzeichnung via Schallplatte die erste und oft einzige Art für Menschen, mit bestimmten Werken in Berührung zu kommen. Sicher ging man - wenn möglich - ins Konzert, doch ansonsten wurde halt zu Hause musiziert, und praktisch jedes Werk lag deshalb auch als Version für Klavier à zwei oder vier Hände vor.

Ich erlebe Musik rein emotional. Ich kann sagen, dass Brahms auf mich kompakt, Debussy verträumt, Mahler weit und Bruckner erhaben wirkt. An solchen Eindrücken mache ich die Qualität eines Musikstücks fest, was zugleich erklärt, weshalb ich keine Pop-Musik mehr höre, denn die hinterlässt selten einen Eindruck bei mir. ;)
 

twinpeaks

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Vorgestern vor 200 Jahren wurde Robert Schumann geboren. Joachim Kaiser meinte sinngemäß einmal, dass Schumanns Klavierkonzert das zurecht meistgeliebte seines Genres aus der Epoche der Romantik sei. Ob das (noch) so ist, sei dahingestellt, aber ein großartiges Werk ist es in jedem Fall.

Hier eine Aufnahme mit Pollini und den Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado:

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
 

Devil

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Habs mir jetzt mal anghört und mir hats gleich beim ersten Mal ganuz gut gefallen, was zB bei Beethovens fünftem KK nicht so war ( jedenfalls nicht der erste Satz). Allerdings hat das von Beethoven vielleicht mehr markante und überraschende Stellen. Aber man muss sich sowas öfter anhören. Bei Beethovens 5.KK dachte ich am Anfang "was ist dass denn für ein planloses Geklimpere?" und heute zählt es zu meinen Lieblingsstücken überhaupt.
 

Sebby

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Zu den schönsten Stücken zähle ich

Smetana - Die Moldau
Schönberg - Ein Überlebender aus Warschau
Chopin - Nocturne op55 no1 F-minor
Beethoven - Mondscheinsonate


s/b
 

Gast00

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Smetana - Die Moldau
Schönberg - Ein Überlebender aus Warschau
Chopin - Nocturne op55 no1 F-minor
Beethoven - Mondscheinsonates/b
Das Stück kannte ich noch nicht, aber ich bin mit Schönbergs Schaffen ohnehin nicht sehr vertraut. Gefällt dir das Werk "nur" in Thema und Ausdruck - was ich nachvollziehen könnte - oder tatsächlich auch musikalisch?
 

Sebby

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Ein Überlebender aus Warschau ist ein Melodram, über Schönberg brauche ich dich ja nicht aufklären, du wirst wohl mehr über ihn wissen als ich. ;)

Ich finde jedoch auch in puncto Musikästhetik gefallen an seinen Stücken. Diese Emanzipation der Dissonanz hört mein Ohr ab und zu sehr gerne, es ist eben eine andere Etage des Komplexes Musik :)

Welche Stücke sind dir denn die Liebsten ?

lg
s/b
 

Gast00

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über Schönberg brauche ich dich ja nicht aufklären, du wirst wohl mehr über ihn wissen als ich. ;)
Nein, ganz und gar nicht. Ich habe mich mit Schönberg noch nicht sonderlich befasst, schon weil das, was du so schön "Emanzipation der Dissonanz" nanntest, meinem Musikideal doch sehr fern liegt. Ich kenne Schönberg eigentlich nur im Zusammenhang mit Mahler und durch seinen vielbeachteten Aufsatz "Brahms, der Fortschrittliche".

Welche Stücke sind dir denn die Liebsten?
Die Antwort auf diese Frage ändert sich ständig. Es läuft aber auf Symphonien von Bruckner und Mahler sowie allgemein auf die Musik von Brahms hinaus.
 

Gordo

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mit schönberg (und auch alban berg) konnte ich nie etwas anfangen, bis ich vor ca. drei monaten in einem konzert war, wo "verklärte nacht" von ihm gespielt wurde. danach hat sich mein bild von ihm ziemlich verändert und ich hab angefangen, mich mehr mit seinen werken zu beschäftigen. es lohnt sich :)
 
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