Prinzipiell bevorzuge ich ein klares Reglement und eine kompromisslose Anwendung desselben. Zwar wird es auch dann immer mal wieder Fälle geben, die ungerecht erscheinen und es womöglich auch sind. Aber durch konsequente Anwendung werden meiner Meinung nach im Durchschnitt eher Ungerechtigkeiten verhindert als erzeugt, zumindest wenn die Regeln entsprechend umsichtig formuliert sind.
Allerdings bin ich kein Jurist, und die Biathlon-Regeln kenne ich nur ungenügend. Insofern kann ich die Bewertung des Herren-Verfolgungsrennen nur subjektiv bewerten:
Die falsche Wahl des Weges von Björndalen war idiotisch, denn die blauen Dinger im Schnee haben eindeutig einen anderen Weg vorgegeben. Wieso kommt er auf die Idee, da auf die Brücke hochzufahren? Und er war nicht der einzige, zumindest der Erste der nachfolgenden Gruppe hatte dieselbe Idee. Die jeweils nachfolgenden Sportler nehme ich mal raus, die sind vermutlich einfach hinterher gefahren, ohne sich Gedanken zu machen.
Nun, als Entschuldigung kann man anführen, dass die Sportler die Strecke bereits von den früheren Rennen kannten. Und da musste man immer über die Brücke, wenn man auf die Runde wollte. Wenn man zum Schießstand wollte, musste man nebendran vorbei und dann drunter durch.
So war es auch in diesem Rennen, allerdings hatten die Veranstalter beschlossen, für die erste Passage die Strecke anders zu legen, warum auch immer. Das sollten die Athleten eigentlich wissen, aber da die Organisation der gesamten Veranstaltung wohl ziemliche Mängel hat, kann ich mir vorstellen, dass der Athlet in so einem Moment kurz zweifelt und sich dann für den gewohnten Weg entscheidet. Und gerade bei einem Perfektionisten wie Björndalen kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass er sich vorher nicht den Streckenverlauf genau anschaut. Insofern halte ich organisatorische Mängel seitens des Veranstalters nicht für ausgeschlossen.
Wie auch immer, andere Athleten kannten den Streckenverlauf. Deshalb hat Björndalen vielleicht wirklich was übersehen.
Mir war schon beim Anschauen des Rennens klar, dass der Weg über die Brücke wegen des größeren Höhenunterschieds eher ein Nachteil darstellt als einen Vorteil. Dass die Jury erst ein Urteil fällt, dann aber nach Stunden selbiges revidiert, ist ein Armutszeugnis. Ich halte das endgültige Urteil für richtig (kein Zeitvorteil), aber die Revision zeigt, dass das erste Urteil nicht richtig überlegt war. Und das ist einfach peinlich. Wenn ich mir so lange Zeit lasse, um eine Entscheidung zu treffen, und sich dann rausstellt, dass die Entscheidung schlicht falsch war ... das ist diletantisch!