Dzeko wäre mMn deshalb der ideale Stürmer für den BVB, weil er in seiner Spielweise nicht so eindimensional ist (eben in dieser Hinsicht ähnlich wie Lewandowski). Er ist schnell genug für das bisherige Umschaltpressingdings, aber auch in der Lage, gegen einen tief stehenden Gegner zu kombinieren oder im Strafraum auf engem Raum zu agieren. Das findet man nicht so oft.
Unabhängig von der individuellen Klasse halte ich Ramos für den genau falschen Spielertyp, weil er eben auch ein "Anlaufspieler" ist, der am besten mit Tempo auf das Tor zugehend ist. Diesen Platz hat man als Stürmer im Dortmunder Alltag aber nicht, schon in der letzten Saison bei Hertha hat Ramos in meinen Augen Schwierigkeiten gehabt, eben auch weil die Gegner oft tief standen und er kaum Räume hatte. In dieser Saison sind die Gegner zwar individuell stärker als in der 2.Liga, die Ausrichtung der Hertha und eben auch der Gegner kommt ihm aber entgegen.
Bei potentiellen Transfers wird mir viel zu oft von Pressing/Gegenpressing, Laufarbeit und Umschaltspiel ausgegangen. Das sind ja auch die Grundingredenzien des BVB-Spiels, aber das Problem schon in dieser Saison ist doch, dass man nicht flexibel ist. Die vielen Verletzungen haben das Problem natürlich potenziert, aber mit den Verpflichtungen von Mkhitaryan und Aubameyang ist man onehin schon taktisch einen Schritt zurückgegangen. Das sind ja auch Spieler, die Anlauf brauchen, um dann mit Tempo und Dynamik für Gefahr zu sorgen. Auch Reus für Kagawa war bereits ein ähnlicher Move.
Gegen starke Gegner klappt das auch oft (Bayern, CL), aber im schnöden Ligaalltag nicht so. Und wenn Reus/Auba/Mikky/Großkreutz gemeinsam auf dem Platz stehen, hat man zwar gute Leute, aber gegen Augsburg, Mainz oder Braunschweig sind ganz andere Spielertypen gefragt. Nimmt man noch Ramos dazu, wird es mMn noch extremer. Wenn ich lese, dass Ramos oder - noch extremer - Andre Hahn gut zum BVB passen würden, denke ich immer: genau die nicht - und das nicht, weil sie zu schlecht sind, sondern weil genau in die andere Richtung gearbeitet/gekauft werden müsste. Dzeko wäre da genau richtig, auch Volland, weil der zwar Tempofußball kann, aber eben auch das Spiel auf engem Raum durchaus beherrscht. Die Namen sind ja auch nicht wichtig, die Spielweise aber ist es. Kriegt man jemanden, der das beherrscht, günstig (weil noch ohne großen Namen), ist es ja super. Jetzt bitte nicht mit "dafür haben wir dann ja Ji" kommen.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Transfers 2013 so wirken, als wollte Klopp das CL-Finale der vergangenen Saison noch einmal nachspielen - und natürlich dieses mal gewinnen, mit noch mehr Gegenpressing und noch mehr Spielern, die möglichst lange Tempo gehen können. Richtiger wäre gewesen, den Kader auf die geänderten Aufgaben als etabliertes Spitzenteam und CL-Finalist vorzubereiten. Ganz falsch ist das mMn nicht. Die Namen, die jetzt so kursieren, legen aber nicht unbedingt nahe, dass man das jetzt nachholt, sondern eher den Willen, jetzt noch mehr auf den BVB-Ursprungsfußball zu gehen. Das wäre in meinen Augen aber taktisch grundfalsch, mal ganz abgesehen von der Belastung, die diese Spielweise körperlich innehat (BL plus CL bis weit in die KO-Spiele ist was anderes als nur BL) und der grundmenschlichen Begleiterscheinung, dass kaum jemand (außer Großkreutz) diesen Aufwand über Jahre betreiben kann (Stichwort innerer Schweinehund).