Der unterschiedliche Zeitpunkt der Vorbereitung macht aber schon eine Menge aus. Kürzlich tat sich der BVB gegen Bochum noch enorm schwer (so wie alle Erstligisten zu dem Zeitpunkt ihre Spiele gegen Zweitligisten verkackt haben), weil die Zweitligaclubs einfach 2 Wochen früher starten. Genau so wie das nichts ausgesagt hat, sollte man auch das Spiel gegen Juve so tief wie irgend möglich hängen. Das gilt für alle Testspiele, egal bei welchem Club.
Den Ansatz Tuchels kann man natürlich schon erkennen, wie weit die Mannschaft aber bei der tatsächlichen Umsetzung ist, kann man aus Testpielen eben nicht erkennen. Gilt auch für alle Mannschaften.
Man sieht, was Tuchel vorhat - und das sind zwangsläufige Reaktionen auf das, was Dortmund in den meisten Spielen bevorsteht. Eben mehr Kontrolle, mehr Ballbesitz, mehr Genauigkeit. Das führt fast zwangsläufig auch dazu, dass, wenn man mal in echte Umschaltsituationen kommt, das ganze schneller wirkt. Durch mehr Genauigkeit erhöht sich nicht das Lauftempo, aber die Handlungsschnelligkeit. Und es spart Kräfte. Eigentlich fängt er jetzt an, das umzusetzen, womit man vor 2 Jahren hätte beginnen müssen. Denn da begann ja die Krux, dass man allein mit Hurrafußball nicht mehr durch die Saison kam und das viele Busparkspiele einfach taktisch suboptimal bestritten wurden. Da hätte man eigentlich beginnen müssen, mehr auf Ballbesitz und Kontrolle zu gehen, stattdessen kamen noch mehr Umschaltspieler, die z.T. (Aubameyang als RA z.B - als der wurde er ja geholt) eben diese Genauigkeit überhaupt nicht mitbrachten. Für mich ist das, was Klopp in den letzten beiden Jahren versucht hat, so ein bisschen "Trotzfußball", aus Liebe zu "seinem" System und ein bisschen aus Betriebsblindheit. Das System war ja auch super, hat ja auch immer wieder Highlightspiele gebracht, aber die Modifikation oder Plan-B-isierung ob der geänderten Anforderungen als zweimaliger Meister und hochrespektiertes Team in Europa fand einfach nicht statt.
So gesehen macht Tuchel gar nichts groß Innovatives, er holt einfach Dinge nach, die passieren mussten, die absolut überfällig waren. und das ist viel wichtiger als die Frage, auf welcher Position welcher Millionentransfer cool wäre. Ich halte Tuchel für recht pragmatisch: er hat die Liga und seine potentiellen Arbeitgeber im letzten Jahr genau beobachtet und analysiert, was geändert werden muss. So. Nun ist er da, jetzt wird geguckt, mit wem aus dem bestehenden Personal er das umsetzen kann und mit wem nicht. Das ist auch besser, als gleich mit Transferwünschen aufzuwarten, es kommt auch beim Team besser an. Tuchel ist kein Romantiker - wenn er meint, dass seine Vorstellungen mit X nicht umzusetzen sind, spielt der nicht mehr: und zwar gar nicht mehr. Tuchel ist kein " das ist ein guter Junge, der kriegt auch eine zwölfte Chance" Typ. Schmelzer hat das anscheinend begriffen und legt sich jetzt ins Zeug, was er auch tun muss, da er rein individuell eben nicht gerade der Stärkste im Kader ist.
Für Großkreutz dagegen sehe ich praktisch keine Chancen, auf einen grünen Zweig zu kommen. Die Kennenlernphase unter dem neuen Trainer hat er verpasst und das veränderte System kommt ihm nicht gerade entgegen. Obwohl er nichts dafür kann, ist er für mich schon jetzt ein Verlierer der Vorbereitung. Das wird nichts mehr und es wäre mMn besser, noch in diesem Sommer zu wechseln. Ein Gewinner ist sicher Weigl, der sich gut macht (dass Castro gut zu mehr Ballbesitz passt, war eh klar, der wird immer seinen Platz im Team finden). Ich glaube, dass es auch für Sven Bender sehr schwer wird: mal eine Einwechselung zum Absichern, mal ein Spiel von Beginn an gegen starke Gegner, aber Stammplatz? Glaube ich nicht. Die Benders hatten sicher auch beide Pech mit Verletzungen, man muss aber auch sagen, dass beide Brüder sich in den letzten 3 Jahren einfach nicht weiterentwickelt haben und andere Spieler im DM (auch im Hinblick auf die NM) an ihnen vorbeigezogen sind. Kramer sowieso, aber auch Can ist mittlerweile vor ihnen anzusiedeln und Goretzka wäre es ohne seine Verletzung vielleicht auch schon. 2012 hätte man noch gedacht, dass sie in 2-4 Jahren an den Platzhirschen Schweinsteiger, Khedira, Kroos vorbeiziehen könnten oder gleichauf wären. Davon sind beide Brüder leider meilenweit entfernt.