Erst einmal kräftig durchatmen und alles erstmal sortieren – der Transfermarkt in der Bundesliga ist zu und beim BVB ging es in den letzten Tagen, vorallem gestern noch mal hoch her. Tuchel hat also sein Versprechen wahr gemacht, als er in einer der letzten Pressekonferenzen sagte, dass der Kader zu groß ist und dass man sich noch von einigen Spielern trennen wird. Das es am Ende dann doch so extrem wurde, damit hätte wohl keiner gerechnet, vorallem, weil man sich von Spielern getrennt hat, wo man nicht geglaubt hat, dass man sich von ihm trennt. In den letzten gut 5 Tagen wurden ingesamt 5 Spieler abgegeben, ein Spieler in die U23 (BVB II) versetzt und ein Spieler gekauft und ein Spieler per Leihe für ein Jahr verpflichtet – der Reihe nach:
Kevin Kampl:
Als große Hoffnung und als Vorgriff auf die Spielzeit 2015/2016 wurde er im Winter dieses Jahres von RB Salzburg verpflichtet. Kampl kam, als der BVB sich ganz weit unten in der Bundesligatabelle befand. In den Vorbereitungsspielen überzeugte er mit sehr guten Leistungen. Aber in der Bundesliga hat er nie sein ganzes Können gezeigt – was mir bei ihm immer hängen bleibt, ist seine tolle Vorlage zum 2:1-Treffer im Heimspiel gegen Mainz. Kämpferisch konnte man ihn nichts vorwerfen, spielerisch…na ja, war es nicht so dolle und vorallem zu hektisch. Hinzu kam, dass er sich verletzte und vorallem zweimal hintereinander in kurzer Zeit sich einen Magen-Darm-Infekt eingefangen hat. Und von dem hat er sich meiner Meinung nach nie wieder richtig erholt und kam an seine Leistungen nicht mehr heran. Ich denke, auch wenn er zu 100% fit gewesen wäre, was er anscheinend aufgrund der Sommervorbereitung war, wäre er nie Stammspieler geworden – höchstens dann, wenn Spieler wie Kagawa und Mkhitaryan nicht so gut in die Saison gestartet wären. Kampl hat gemerkt, dass er nicht zur Stamm-Elf gehört und in seinem Alter muss er regelmäßig spielen und daher war ein Verkauf für beide Seiten (BVB / Kampl) am Ende, meiner Meinung nach, die beste Lösung und Kampl wechselt nun ein halbes Jahr später eben zu Leverkusen, die ihn ja schon im Winter verpflichten wollten.
Oliver Kirch:
Bei ihm hatte ich schon die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass er uns verlässt. Ich denke, nur als Backup wollte Kirch seine Karriere, die sich ja nun ganz langsam aufgrund seines Alters, dem Ende hin zubewegt, nicht ausklingen lassen. Seine Einsatzchancen wären auch in dieser Saison eher Mangelware gewesen, zumal er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hat. Da hätte verletzungsmäßig wieder einiges passieren müssen (was zum Glück ja nicht vorgekommen ist), damit Kirch zu Einsätzen kommt. Und ein Wechsel in die 2.Liga zu Paderborn ist nicht die schlechteste Lösung – da kann er noch mal, wenn er fit ist, sein ganzes Potenzial ausschöpfen und aufgrund der aktuellen Lage, in der sich Paderborn befindet, tut denen so ein erfahrener Mann sicherlich gut. In Erinnerung bleiben wird uns vorallem sein Megaspiel gegen Real Madrid, wo er zum Einen zunächst überraschend in der Startelf stand und dann ein Bombenspiel ablieferte – ich denke, auch für Kirch war das das beste Spiel seines Lebens. Ihn werden wir auf alle Fälle in sehr guter Erinnerung behalten und er ist auch abseits vom Platz ein sehr netter und feiner Kerl gewesen, da ich ihn, wie viele andere BVB-Spieler, schon persönlich kennen lernen durfte.
Jeremy Dudziak:
Tuchel hat vor kurzem gesagt, dass er Dudziak aufgrund seiner Spielweise nicht in der Abwehr sieht, sondern eher im offensiven Bereich. Und da hätte Dudziak meiner Meinung nicht so viele Einsatzchancen bekommen, wenn Spieler wie Reus, Mkhitaryan, Kagawa, Hofmann etc., fit sind. Daher ist die Idee, ihn zu St.Pauli zu transferieren keine schlechte Lösung, zumal der BVB sich ja eine Rückkaufoption „ergattert“ hat. Drücken wir ihn die Daumen, dass er sich beim Zweitligisten weiter entwickeln kann, vorallem spielerisch, und dann werden wir sehen, ob der BVB ihn dann wieder zurück holt oder nicht. Also mir hat er in den Spielen, in der letzten Saison, wo er zum Einsatz kam, gut gefallen. Er könnte ein Spieler für die Zukunft werden.
Moritz Leitner:
Kurz und knapp – es richtig, dass man ihn in die U23 (BVB II) versetzt hat. Mir war klar, dass kein Verein ihn holen würde – es gab auch kein Grund dafür, da er sowohl persönlich, als auch spielerisch, um es vorsichtig auszudrücken, „nicht die Wucht ist“. Dennoch wünsche ich mir, dass er durch Spielpraxis in der zweiten Mannschaft wieder an sein Niveau herankommt, wo er vor ca. 3 Jahren war und dann kann er, sofern es notwendig ist, unsere erste Mannschaft helfen. Aber bis dahin hat er einen weiten Weg vor sich und muss eine Menge dafür tun – vorallem muss er persönlich an sich arbeiten – seine Arroganz und Überheblichkeit, wie ich es sogar schon live erlebt habe, sollte er mal zur Seite legen und sein Können aufm Platz bringen. Wenn er sein Potential, was er hat, voll abruft, dann ist das ein richtig guter Kicker. Aber er muss es natürlich wollen und das sehe ich bei ihm nicht so. Das größte Problem ist, dass er sich selbst total überschätzt – er kommt mir so rüber, als sei er der Größte. Also so ganz abschreiben würde ich ihn noch nicht.
Jakub „Kuba“ Blaszczykowski:
Unser „Kampfschweinchen“ verlässt den BVB – ein Spieler, der schon vor der Ära von Klopp bei uns spielte. Sein Wechsel kommt für mich auf der einen Seite überraschend, aber auf der anderen Seite wiederum doch nicht so überraschend. Tuchel sagte ja, dass man sich ggf. von dem einen oder anderen Spieler trennen würde, bei dem es, so ungefähr, nicht leicht wird, ihn gehen zu lassen. Und so einer ist Kuba. Sowohl spielerisch, als auch menschlich, einfach nur top. Das Problem war sein Kreuzbandriss im Januar 2014 – ab da ging es leider bergab mit ihm und weitere Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück und er kam nie wieder an sein Top-Niveau heran. Ist Kuba fit und über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei, dann ist er für fast jeden Klub der Welt, eine Bereicherung und eine große Hilfe in der Mannschaft. Nun wird Kuba vorerst für ein Jahr nach Florenz ausgeliehen – Florenz kann im Sommer nächsten Jahres ihn fest verpflichten. Dadurch, dass er erstmal nur ausgeliehen wird, bin ich da doch etwas beruhigt. Schlimmer wäre es gewesen, wenn man ihn sofort verkauft hätte. Da wäre ich dann sauer geworden auf Tuchel, Zorc und Watzke. So hat der BVB die Option, ihn nächstes Jahr wieder zurückzuholen und ihn nicht zu verkaufen. Letztendlich ist diese Entscheidung in Ordnung. Kuba braucht, vorallem im Hinblick auf die EM 2016 Spielpraxis und das nicht nur ab und zu mal, sondern regelmäßig. Und die hätte er bei uns nicht bekommen, da Reus, Kagawa, Mkhitaryan aktuell klar vor ihn stehen. Auch wenn Kuba in der polnischen Nationalelf Stammspieler ist und er sich keine Gedanken machen muss, diesen zu verlieren, braucht er trotzdem so viele Einsatzzeiten, wie möglich, damit er wieder zu 100% fit wird und er dann bei der EM Vollgas geben kann. Und sehen wir es doch mal so: Lieber einen Kuba im nächsten Jahr zurückholen, der in Florenz eventuell aufgrund vieler Einsätze zu alter Form zurückgefunden hat und dem BVB wieder helfen kann ab der Spielzeit 2016/2017, als einen Kuba mehr oder weniger beim BVB in dieser Spielzeit auf der Bank „versauern“ zu lassen. Und ein Kuba, mit wenig Spielpraxis, kann einer polnischen Nationalmannschaft nicht helfen. Daher ist das Leihgeschäft in Ordnung und wir müssen wirklich hoffen, dass sich von unseren Offensivspieler keiner verletzt oder gar mehrere sich verletzen. Und dadurch, dass Kuba vorerst nur verliehen wurde, heißt ja, dass man unter Umständen, wenn alles passt und er wieder zur alten Form zurückehrt, mit ihm ab der Saison 2016/2017 wieder plant beim BVB. Was mir vorallem jetzt Sorgen bereitet ist Piszczek – sein bester Kumpel / Freund ist jetzt, zumindest für ein Jahr, erstmal weg. Hoffentlich wirkt sich das jetzt nicht auf seine spielerischen Leistungen aus. Es wird schwer für ihn werden, da er ja wirklich die meiste Zeit mit Kuba rumgehangen hat.
Kevin Großkreutz (SOFERN DER WECHSEL ZUSTANDE KOMMT):
Wer hätte das jemals gedacht von uns BVB-Anhängern. Unser Ur-Dortmunder verlässt sein Verein, mit dem er quasi aufgewachsen ist und schon als Fan auf der Südtribüne stand. Aber für mich kam der Transfer nicht überraschend. Ich glaube, Großkreutz wäre nie wieder an die Leistungen herangekommen, wie in den Jahren 2010 bis 2013. Mag er kämpferisch super sein, aber spielerisch hat er sich (leider) enorm verschlechtert und damit auch so gut wie keine Chance, auch nur ansatzweise Einsatzchancen beim BVB zu erhalten. Klar hätte man ihn als Backup behalten können, vorallem deshalb, da er ja ein Allrounder ist, wovon es viele nicht gibt. Großkreutz kann fast jede Position spielen und das doch für ein Trainer eine echte „Waffe“. Aber ich denke, Großkreutz will spielen, vorallem dann, wenn er fit ist. Und die Chance auf Einsatzzeiten ist unter Tuchel sicherlich noch weiter gesunken. Wo hätte er spielen sollen? Im offensiven Bereich kann man ihn nicht mehr einsetzen, da er spielerisch nicht mehr mithalten kann bzw. spielerisch nicht mehr das Niveau hat, wie vor 3-4 Jahren. Da sind zu viele spielerische Defizite drin mittlerweile bei ihm – so einen kann man dann in der Offensive nicht spielen lassen. Und auf der Außenverteidigerposition, wo er des Öfteren mal gespielt hat, wären seine Chancen auf Einsätze ebenfalls gering gewesen, da man für links Schmelzer und Park hat und auf rechts Piszczek und Durm. Somit wäre Großkreutz auch auf den Außen nur dritte Wahl gewesen, ggf. sogar nur noch vierte Wahl, da ja Tuchel noch einen Stenzel in der Hinterhand hat, der in der Vorbereitung überzeugt hat. Und seit kurzem gibts ja noch eine Alternative für die Außenbahn, Ginter. Auch er würde sicherlich eher den Vorzug erhalten auf der Außenbahn zu spielen, als Großkreutz. Und dann gibts ja noch den Neuzugang aus Mainz, den Park - auch ein Außenverteidiger und auch einer, der sicherlich eher den Vortritt bekommen würde, als Großkreutz. Und so einer, wie Großkreutz, der den Fußball liebt, will spielen. Sein Weggang kann ich irgendwie verschmerzen; bin nicht traurig oder wütend. Ich hab einfach die Erkenntnis gewonnen, „es hat einfach nicht mehr gepasst zwischen Großkreutz und dem BVB“, zumal man ja bedenken muss, dass Großkreutz abseits des Platzes nicht immer so eine gute Figur abgegeben hat und die BVB-Verantwortlichen, so hieß es, waren da auch nicht mehr begeistert von seinem Verhalten. Ich denke, es war wirklich an der Zeit, dass es zu einer Trennung zwischen dem BVB und Großkreutz kam. Bei Galatasaray Istandbul ist er gut aufgehoben – die Fans da sind genauso fanatisch und verrückt wie die BVB-Fans. Ich denke, Großkreutz wird spätestens nach Ende seiner Fußballerkarriere wieder nach Dortmund zurückkehren und vielleicht bekommt er ja einen Job beim BVB.
Adnan Januzaj:
Erstmal herzlich Willkommen beim weltbesten Fußballverein. Als ich gestern die Nachricht las, dass er zu uns kommt, hab ich mich sehr gefreut. Ich finde ihn klasse. Ich habe in der letzten Saison und auch in dieser Saison Spiele angeschaut von ManU, wo Januzaj zum Einsatz kam. Der Junge ist erst 20, ist aber in seiner Entwicklung schon sehr weit und hat tolle spielerische Anlagen. Wichtig ist jetzt, dass er sich beim BVB weiterentwickelt und Tuchel ihn weiterentwickelt. Er passt vom Spielstil auch ganz gut in unser System rein. Und dann werden wir sehen, wohin der Weg für ihn geht. Und das er nur für ein Jahr ausgeliehen ist und es, soweit ich weiß, keine Kaufoption gibt, ist für mich auch o.k. - denn, lieber leihe ich einen Spieler aus, anstatt ihn z.B. gleich für Umnengen Geld zu kaufen und am Ende enttäuscht er und dann sagen alle wieder, "rausgeschmissenes Geld", "für das Geld hätte man einen anderen verpflichten können", etc. Das Januzaj sein Können bzw. seine Klasse / Qualität bisher nicht richtig abrufen konnte, lag einfach an der wenigen Spielzeit, die er bekommen hat unter van Gaal, Moyes und z.T. Ferguson. Lasst den Jungen mal ein paar Spiele hintereinander unter Tuchel spielen - dann wächst sein Selbstbewusstsein und zeigt nach und nach seine Qualität. Sollte Januzaj eine einschlagen oder zumindest eine ordentliche Saison hinlegen, dann werden die BVB-Bosse sicherlich darum bemühen, ihn im kommenden Jahr fest zu verpflichten. Der BVB hat um die 50 Millionen Euro auf dem Festgeldkonto! Das heißt, der BVB kann sich locker einen Januzaj leisten und kann sich immer noch 2 Top-Spieler holen. Januzaj hat einen Marktwert von ungefähr 8 Million Euro. Ich denke, die Ablöse, die der BVB ggf. zahlen müsste, wäre dann so minimum 15 Million Euro (aber unter 20 Million Euro). Also ich freu mich auf ihn und ich bin mir sicher, er wird uns viel Freude bereiten, sofern er verletzungsfrei bleibt und seine Einsätze bekommt, wovon ich ausgehe.
Joo-Ho Park:
Eine gute Verpflichtung, wie ich finde. Wenn ich mich "dunkel" erinnere, kennt ihn Tuchel schon aus Mainzer Zeiten. Der Südkoreaner ist im besten Fußballalter und eine echte Alternative für die linke Abwehrseite. Vorallem kann er uns sofort helfen, da er zum einen Bundesligaerfahrung hat und allgemein schon viele Spiele aufm Buckel hat, was natürlich positiv gemeint ist. Ich denke, wenn Schmelzer eine Pause bekommt und Park dafür eingesetzt wird, ist der Qualitätsverlust nicht allzu hoch. Klar, man muss natürlich erstmal sehen, wie er sich in die Mannschaft und vorallem ins Spiel sich einfügt, aber ich denke, der Tuchel macht das, zumal er ihn ja "in- und auswendig" kennt. Das dürfte die Eingewöhnungszeit erheblich verkürzen.
Noch was zu Ramos:
Ich finde es gut, dass wir ihn nicht verkauft haben. Ich glaube, dass hätte nicht so gut ausgesehen, wenn der BVB nach einem Jahr beide Stürmer (Immobile und Ramos), für die man insgesamt ca. 30 Millionen Euro ausgegeben hat, wieder abgegeben hätte. Klar hatte Ramos im letzten Jahr einen schweren Stand beim BVB, aber ich glaube, er hat genügend Qualität, auch beim BVB zu überzeugen. Letztendlich hat man beim BVB entschieden, Ramos zu behalten, aus dem Grund, was ich glaube, weil er die Bundesliga kennt. Ein neuer Stürmer, den man ggf. beim Verkauf von Ramos geholt hätte, hätte die Bundesliga nicht gekannt und er hätte sich erst daran gewöhnen müssen etc. Dortmund war ja an einem Ukrainer dran, den man letztendlich nicht geholt hat – vermutlich deshalb, weil man kein Risiko eingehen wollte, weil der Ukrainer dann quasi neu in der Bundesliga ist. Und so wie Ramos am Sonntag aufgetreten ist, wusste er da schon, dass er beim BVB bleibt – er hat in den paar Minuten, wo er gespielt, überzeugt, nicht nur wegen seines Tores. Ich denke, dass es für Ramos, der womöglich nach dem Weggang von Immobile dachte, dass er auch gehen muss, sicherlich so eine Art Befreiung und Erleichterung, weiterhin beim BVB spielen zu können. In der letzten Saison hätte Ramos das Tor, wie am Sonntag, nicht erzielt. Nach der Vorlage von Mkhitaryan hätte er ja einfach aufs Tor schießen können – nein, er war selbstbewusst genug, um den Ball erst einmal anzunehmen, an Herthas Schlussmann Kraft und an einem Gegenspieler vorbeizugehen und dann den Ball ins Tor unterzubringen. Bekommt Ramos, da er ja wieder fast zu 100% fit ist oder gar es schon ist, mehr Spielzeiten und vorallem regelmäßige Einsätze, wovon ich auch ausgehe, dann wird er auch sein Können unter Beweis stellen und seine ganze Klasse zeigen. Ich halte Ramos nach wie vor für einen sehr guten Bundesligastürmer – vielleicht ist es bei ihm wie bei vielen anderen BVB-Spielern so, dass auch er ein Jahr brauchte, um beim BVB durchzustarten. Wenn Ramos verletzungsfrei jetzt bleibt, dann wird er uns in dieser Saison sicherlich noch viel Freude bereiten und vorallem viele, wichtige Tore erzielen.