Ich wünsche dem Kevin ja nichts Schlechtes, ich hab nichts gegen den Jungen und fand es auch richtig, dass er als Universalbackup für die AV oder als defensivere Variante für die Winger bei der WM im Kader war. Aber wo soll er beim BVB 2015/16 denn spielen? RV ist komplett zu, LV auch ziemlich (zumal er Rechtsfuß ist). Im 4-2-3-1 gibt es rechts die Optionen Kuba/Micky/Castro/Kampl/Auba, in der Mitte Micky/Ilkay/Castro/Reus, links Reus/Kampl. In einem System mit Halbpositionen, was ja auch mal sein kann oder im Spiel situativ als fluide Umstellung verlangt wird, kann er auch nicht reinrutschen - denn dafür ist Castro prädestiniert, auch Kampl und Micky sind da viel eher geeignet als er. Ich sehe da seinen Platz nicht. Klar, als Stimmungsmacher und Fanliebling, der mal im 18er Kader steht, aber das kann als jahrelanger Stammspieler und erweiterter Nationalspieler ja nicht sein Anspruch sein. Zu seinen individuell schwächeren Fähigkeiten kommt die Verletzungspause und das Castro und auch Kampl sich mMn unter Tuchel emsig, lernnbereit und absolut ordentlich präsentiert haben. Ich sehe da seinen Platz einfach nicht.
Gerade Castros Verpflichtung ist nach Gündogans Bleiben mMn Gift für KG. Der kann alle seine Positionen, vielleicht nicht mit dem Kampfschweincharakter, aber eben der ist auch nicht mehr so gefragt. Und in Sachen Technik und Passgenauigkeit ist Castro KG als Verschiebespieler Nr.1 deutlich voraus.
Zu dem Persicope-Ding: das wird sicher so sein. Klopp/BVB ist eine Geschichte, die es nur alle 20 Jahre gibt (vielleicht vergelcihbar mit Rehhagel in Bremen). Für Tuchel wird es a) viel schwerer, eine Meisterschaft zu erreichen (Klopp hatte da auch Glück mit dem Timing: die Konzernvereine haben noch nicht so ernst gemacht wie heute, Bayern war orientierungslos) und b) wäre sie für den BVB grandios, aber nie das Riesending wie die Titelk unter Klopp.
Die objektive Leistungsspitze wird er vielleicht toppen können, also die, die von Leistungen anderer Vereine unabhängig ist udn nur den selbst gespielten Fu0ball bewertet. Die subjektive vermutlich nicht. Aber Tuchel ist auch nicht der Typ, für den es darauf ankommt, glaube ich. Was die Herangehensweise und die Vorstellungen von Fußball angeht, sehe ich ihn auf einer Linie mit Mourinho, Pep, LvG und auch Favre - der will einfach immer besseren Fußball spielen und weiß genau, wie das irgendwann mal aussehen soll. Platzierungen und evtl Titel sind da nur Zwischenstände auf dem Weg zu dem, wie er sich Fußball vorstellt. Und ich finde sowas super, das ist mir viel lieber als die ganzen Tagesgeschäftler ("Fußball ist ein Ergebnissport" etc blabla). Ob er so gut ist wie die vorgenannten, kann ich noch nicht beurteilen, auch nicht seine pädagogisch-psychologischen Fertigkeiten (aus der Mainzer Zeit gibt es ja positive wie negative Aussagen), die sind ja auch superwichtig.
Aber den Ansatz finde ich gut. "Konzept" rufen ja viele, gehört bei Trainern U50 schon fast zu guten Ton. Aber das auch mit Leben zu füllen, ist eine andere Sache. Tuchel hat das Zeug dazu, wie auch Leverkusens Schmidt - obwohl ich beide komplett unsympathisch finde. Aber es geht in dem Job ja auch nicht darum, mit jedem ein Bier trinken zu können. Wenn man das auch noch kann, ist man Superman.