Finde nur ich das irgendwie verkehrt , wenn man Demut vom Profi verlangt, anstatt vom Fan auf der Couch?
Natürlich hat der Fan auf der Couch auch Grenzen zu beachten, völlig klar. Aber wenn er
gute Argumente hat liegt er nicht deswegen falsch, weil er Fan auf der Couch ist. Man sollte Fußball auch nicht komplizierter machen als es ist. Und ich finde, dass man relativ häufig beobachten kann, dass die Fan-Schwarmintelligenz gar nicht falsch ist. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, ist ja völlig klar. Ein abgefeierter Transfer liefert nicht oder ein scharf kritisierter Transfer schlägt voll ein. Absolut ist gar nichts. Aber der Common Sense oder auch die Fan-Schwarmintelligenz, wie auch immer man es nennen will, liegt mMn auch häufig richtig. Der BVB hat da mit Schürrle/Rode auf der einen und einem Dembele auf der anderen Seite wunderschöne Beispiele für. Für die Gesamtsumme der beiden Flops hätte man 3 Dembeles kaufen können. Die Fans hatten dieses Gespür zum Zeitpunkt der Transfers (ohne hindsight, damit ist immer einfach), die Profis haben es verbockt.
Diese Logik gilt aber wie gesagt nur, wenn wir nicht über einen der eher seltenen Ausnahmetrainer (oder Kaderplaner) reden. Die halten sich nicht immer an den common sense und fahren damit sehr gut. Aber ich bin trotzdem immer erstmal skeptisch, wenn ein Akteur so agiert, weil das eben häufig in die Hose geht. Es gibt viel mehr Profi-Akteure, die denken, dass sie smarter sind als die Massen, die es aber nicht sind. Die, auf die das zutrifft, dürfen und sollten aber natürlich machen wie sie es für richtig halten, egal was die öffentliche Meinung ist. In der Regel bekommen diese Leute aber eh die lange Leine, weil sie richtig gut sind und erfolgreich arbeiten.
Aber ist es nicht auch irgendwo menschlich und es macht jeder von uns ?
Klar ist das menschlich. Aber im Profibereich verdienst du richtig gutes Geld und machst nebenbei noch den Traumjob von Millionen Menschen. Ich finde schon, dass man von diesen Akteuren verlangen kann, ihre menschliche Risikoaversion herunterzuschlucken und auch mal ins Risiko zu gehen.
Sind wir mal ehrlich: smarte Risk Taker sind letztlich in jedem Geschäft, sei es im Sport oder in der Wirtschaft, die erfolgreichen Akteure. Belichick im Football, Pep im Fußball, Gates, Jobs, Zuckerberg... in der freien Wirtschaft. Alle gehen sie ins Risiko, wenn sie eine Chance sehen.
Übrigens finde ich auch, dass die Profiakteure gut damit fahren, ihr handeln den Fans zu erklären. Alle wirst du nie erreichen können, ist ja klar. Aber es gibt genug vernünftige Fans, die Argumente gegenüber offen sind. Natürlich kannst du nicht jeden Pfurz erklären, aber wenn du eine große, aber unbeliebte Entscheidung triffst würde ich mich an die Fans wenden und versuchen, ihnen meine Beweggründe so gut es die Situation eben erlaubt darzulegen. Dieses "Schweigen" ist auch oft Teil der Risikoaversion. Ein Spieler wie Hummels, der immer so gut es ihm möglich ist, ohne Interna auszuplaudern oder Mitspieler/Trainer zu kritisieren, Klartext redet, ist nicht umsonst so beliebt. Die Fans sehnen sich nach weniger BlaBla. Dummerweise musst du für Klartext auch klug genug sein, die Fallen zu umgehen, die dir die Medien stellen. Sonst gibt es shitstorm statt Anerkennung. Aber sooo schwer ist das auch nicht, wenn man sich traut. Hummels ist ein sehr smarter Spieler, aber er ist jetzt auch kein Stephen Hawking. Und Spielern wie Hummels oder Thomas Müller "verzeiht" man auch mal einen evtl unglücklichen Satz bzw. der geht in den sonstigen Ausführungen ggf. unter, während er bei anderen unter dem BlaBla heraussticht.