dass einem Feinspitz und Detail-Analysten wie dir zu trivial erscheint, wundert mich nicht
Bin auf deine Analyse des BVB-Spiels gespannt!
War jetzt nicht auf den BVB bezogen... Ich finde die Richtung (!) des Transfer Sommers richtig und ich bin beeindruckt wie Sahin auftritt. Habe zwar gerade erst im Bayern Thread geschrieben, dass man bei den PKs immer nur Belangloses hört... Aber habe 1-2 Clips mit Sahin aufgeschnappt und finde er macht da nach Außen wirklich einen super Eindruck. Hat
@L-james ja auch angesprochen in seinem letzten Beitrag.
Habe in letzter Zeit nicht soviel vom BVB gesehen wie davor weil unter Terzic der Unterhaltungswert gelitten hat. (viel beklagte offensive Harmlosigkeit aber auch weil man konsequenter verteidigt hat) Bin auch gespannt in welche Richtung das jetzt gehen wird.
Grundsätzlich zum Thema Gegneranalyse,
ich denke das läuft ja immer nach ähnlichem Muster ab:
1. Verhalten des Gegners bei eigenem Ballbesitz
- Wie und in welchen Räumen werden wir gepresst und wie reagieren wir darauf? Bei Abstößen, wenn der Ball in der Abwehrkette läuft, wenn ins Mittelfeld gespielt wird....
- Steht der Gegner in der Breite/Tiefe eher kompakt oder wird viel Raum abgedeckt? Dementsprechend gibt es dann eher Lücken in der Mitte/auf dem Flügel bzw zwischen den Linien oder hinter der letzten Verteidigungslinie.
2. Unser Verhalten bei gegnerischem Ballbesitz?
- Folgen wir unseren "Standardabläufen" oder nutzen wir spezifische Schwächen beim Gegner? Wie würde/könnte der Gegner auf unseren Ansatz reagieren? Das alles für die einzelnen Kategorien und Bereiche wie oben.
3. Wie agieren wir bei eigenem Ballgewinn?
(Gibt natürlich ne grundsätzliche Idee unabhängig vom Gegner, bei Pep erstmal Ballsicherung bei Klopp steil nach vorne)
Gibt es Räume oder Gegenspieler die besonders auffällig sind und bespielt werden sollen? Wird der Gegner sich zurückziehen oder gegenpressen? Das alles oft auch unterschiedlich je nach Raum in dem der Ball erobert wird.
4. Wie agieren wir bei eigenem Ballverlust?
(Entsprechend ähnlich wie oben... Gibt ne grundsätzliche Idee ob Gegenpressing oder alle hinter den Ball)
Dann überlegt man anhand des Gegners wie man das anpasst. Vielleicht zieht man sich normalerweise zurück aber gegen den BVB mit Fülle, Reus und Sabitzer hat man keine Angst vor Bällen in den Raum die von Salih Özcan gespielt werden. Das kriegen die Verteidiger abgelaufen. Darum wird mehr Gegenpressing ausgerufen. In der neuen Saison gegen den Speed von Beier und Co zieht man sich dann vielleicht eher zurück.
5. Standards für den Gegner
Fliegen die Bälle aufs Tor oder vom Tor weg? Werden Ekcen kurz gespielt? Welche Räume sind gefährdet? Versuchen sie den Torhüter zu belästigen? Haben wir Konter Optionen? Was macht der Gegner typischerweise gegen unseren Ansatz (Raum- oder Mannorientierung)?
Brauchen wir zusätzliche Leute hinten im 5er?
6. Standards für uns
Ähnlich wie oben... Du schaust zuerst was die Schwächen sind und was der Gegner typischerweise schlecht macht... Setzt sich der Keeper durch oder ist er Schwachstelle? Sind die Schwächen vorne im 5er, mittig oder am langen Pfosten? Oder im Rückraum? Oder wenn wir Ecken kurz ausführen?
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Und all das natürlich unter Einbeziehung des gegnerischen Personals... Raul Garcia als rechter Winger führt zu anderen Entscheidungen als Jesus Navas
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Ich denke auch, dass eine gewisse Struktur mit Kategorien hilft... Somit kannst du dann einzelne Bereiche einfacher an verschiedene Leute delegieren. Wenn du 2 Scouts beauftragst Hoffenheim zu scouten kann sonst sein, dass sich beide auf ähnliche Dinge konzentrieren und einzelne andere Aspekte unter den Tisch fallen.
Außerdem sind die Kategorien zwingend nötig wenn man dokumentiert. Einerseits um beim Rückspiel wieder darauf zurückgreifen zu können... aber auch um auszuwerten welche eigenen Maßnahmen funktionieren. Erfordert natürlich auch eine gewisse Nachbereitung.
In der Hinsicht ist ein "wissenschaftlicher" Ansatz sicher hilfreich. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass es selbst auf höchstem Niveau viel pragmatischer zugeht weil Fussball ein "Chaos Sport" ist. Die Trainer haben da einfach nicht soviel Einfluss. In den meisten Fällen beschränkt sich die Gegneranpassung auf sehr grundsätzliche Dinge wie "gehen wir drauf oder stehen wir tiefer". Und welche Räume dann tatsächlich bespielt werden ergibt sich im Spiel automatisch und hat wenig mit dem Matchplan des Coaches zu tun.