So, inzwischen habe ich mir die Dokumentation auch mal angeschaut, um mir eine Meinung zu bilden.
Auf den den "unbedarften" Zuschauer wirkt die Doku sicher beeindruckend ("Blut, Schweiß und Tränen""), und man musss Rolle und Simon auch zu Gute halten, dass sie sehr sympathisch rüberkommen und sich als hart arbeitende "underdogs" präsentieren, die sich im Boxgeschäft nach oben boxen wollen. So eine Doku, die vermutlich als Konserve noch öfters bei NTV wiederholt wird, trägt auch sicher zu einem gesteigerten Bekanntheitsgrad bei. Vielleicht kann man ja so zu lukrativeren Kämpfen kommen, auch wenn es aufgrund der bisherigen sportlichen Leistungen dazu keinen Anlass gibt.
Trotzdem bleibt ein sehr fader "Beigeschmack" für etwas informiertere Box-Interessierte. Man erfährt kaum etwas über die Hintergründe der "WM-Fights" von Rolle und Simon, auch die Einordnung der Kämpfe und die Qualität der Gegner in die allgemeine Situation fehlt völlig. Statt dessen endet die Doku mit einer Art "Happy-End", eben einem "Titel". Mission fullfilled sozusagen. Durchgehend wird unterschwellig immer wieder dieses "underdog"-Image bemüht und auf die (angebliche) Benachteiligung von Rolle/Simon im Box-Business hingewiesen.
Es ist im Grunde eine Art Hofberichterstattung mit effektvollen Bildern und geringem Informationsgehalt. Mehrmals konnte ich mir das Schmunzeln kaum verkneifen bei gewissen Passagen, eine von vielen Perlen ist die Verpflichtung des ehemaligen Boxers Henry Guenther als Ratgeber bzw. Trainer. Der Mann sieht mit noch nicht einmal 40 Jahren aus wie etwa Mitte 50 und hat als Boxer rein gar nix gerissen und ist dazu offensichtlich zuweilen noch völlig übergewichtig in den Ring gestiegen. Aber darüber schweigt sich die "Doku" natürlich höflich aus, wie über vieles andere auch. Journalistisch ist die Doku eine einzige Katastrophe, man erfährt z.B. nichts darüber, welche Qualität ein Rashid Matumla hat bzw. warum dieser 40-jähriger Tansanier gleich zweimal für einen "Titelkampf" gegen Simon angekarrt wird bzw. welche "Qualitäten" Rolles Gegner bei dessen Comeback hat...
Bitte nicht falsch verstehen: Rolle/Simon trainieren offensichtlich hart und "leben" ihren Traum - das verdient auf jeden Fall Respekt.
Andererseits steht hinter den sportlichen Qualitäten des Duos Rolle/Simon immer noch ein mehr als großes Fragezeichen. Und die immer wieder vorgebrachten Klagen wegen andauernder Benachteilgung durch das "Box-Etablishment" leuchten zumindest mir nicht mehr ein.
Wenn man von der eigenen sportlichen Qualität wirklich überzeugt wäre, könnte man doch sicher Kämpfe machen, die den Nachweis dafür erbringen. Zur Not eben auch mal auswärts und zu geringer Gage - wenn man denn angeblich so stark ist könnte das zur eigenen Reputation und danach zu lukrativeren Kämpfen beitragen.
Statt dessen werden in Berliner Hinterhof-Gyms bisher irgendwelche "Titel" gegen "obskure" Gegner ausgefochten. Jetzt sollte einfach mal langsam "Butter bei die Fische kommen"!