Auch sowas gab es damals von Ali zu sehen,"er kämpfte gegen alles".
Wild wie Feuer
Mit Totschlag könnte der Kampf des Boxweltmeisters Muhammad Ali gegen den japanischen Profiringer Inoki enden, fürchten Experten.
In Bewegung wie ein Schmetterling und zustechend wie eine Biene, umriß Boxweltmeister Muhammad Ali/Cassius Clay die Vorzüge seines Stils. Demnächst wird er außerdem klammem müssen wie ein Gorilla.
Denn am 26. Juni bestreitet Ali, 34, der Größte unter den Boxern, gegen den Japaner Antonio Inoki, 33, der sich als den Größten im Ringen anpreisen läßt, in Tokio eine Welturaufführung.
Nach drei sogenannten Jahrhundertkämpfen gegen die Boxweltmeister Joe Frazier und George Foreman nahm sich Ali, selbstkritischer als er zugibt, nur noch einen letzten Jahrhundertkampf gegen einen ernsthaften Rivalen vor. Dann will er, vielleicht noch 1976, abtreten.
Doch der dollarschluckende Hofstaat mit Masseur und Manager, Vertrauten und Verwandten, insgesamt 40 Personen, besteht weiter. Eine zweite, teure Scheidung von seiner Frau Behnda und vier Kindern steht bevor. So boxt Ali fast im Vierwochen-Rhythmus auf nicht mehr ganz so flinken Beinen gegen fast jeden, der sich stellt.
Für 100 000 Dollar Garantie auf einem Sperrkonto unterschreibt der Größte auch Verträge mit Außenseitern wie den Augsburger Veranstaltungs-Debütanten, die Ali nach München lockten. Jeder Kampf bringt ihm insgesamt etwa eine Million Dollar ein. Am 30. April steht ein Amerikaner namens Jimmy Young auf seinem Programm. Für Mai ist in München ein Schaukampf gegen den abgetretenen Europameister Karl Mildenberger geplant, am 25. fest gebucht ein Titelkampf gegen den britischen Europameister Richard Dunn.
Offen für alles, was Einnahmen verspricht, prüfte Ali frühzeitig das neue Kampf-Karate (Fuji Contact Karate), bei dem mit Hand- und Fußschutz zugestoßen und -getreten wird. Eine "World Martial Art Association", deren Gründung im Mai bevorsteht, with spektakuläre Allroundkämpfe mit Box-, Ring- und Karate-Elementen entwickeln, eine vermutlich zuschauerträchtige Idee, für die sich Ali schon erwärmt hat.
"Er plant, eine Truppe aus schwarzen Kämpfern zu bilden, wenn er mit dem Boxen aufgehört hat", verriet der am neuen Verband beteiligte frühere deutsche Karatemeister Georg Brückner. Als Mitinhaber und möglicherweise Veranstalter böte sich Ali eine neue Erwerbsquelle.
Wie bestellt öffnete das Fernsehen in Japan einen aufsehenerregenden Einstieg in die neue Branche: Es ermöglichte den Kampf, der Ali sechs Millionen Dollar, seinem Gegner Inoki vier Millionen Dollar einbringt. Der Japaner gibt sich als Weltmeister im Judo und Karate sowie drei weiteren Stilarten aus. Inoki, 114 Kilo, arbeitet als Proficatcher und hat schon einmal den holländischen Judo-Olympiasieger Wim Ruska besiegt.
"Schnell wie der Wind, still wie ein Wald, wild wie Feuer und unbeweglich wie ein Berg", strebt Inoki einer überkommenenen Samurai-Regel nach. Die Veranstalter bewerten die Hoffnung der Zuschauer, einen Japaner als Allergrößten zu erleben, hoch: Ein Sitzplatz kostet 100 000 Yen (850 Mark).
Als er kürzlich in New York mit Inoki zusammentraf, schwadronierte Ali: "Soweit ich sehe, werde ich keine Schwierigkeiten haben." Inoki warnte dagegen: "Paß auf, daß du dir an meinem Kinn nicht die Fäuste brichst -- falls du triffst."
Die endgültigen Regeln müssen allerdings noch ausgehandelt werden. Ali bedang sich aus, noch im Liegen mit seinen Vier-Unzen-Handschuhen (113 Gramm) schlagen zu dürfen. Sollten beide ernsthaft kämpfen, bestünde Lebensgefahr. "Wenn der den Clay zu fassen kriegt", meinte Karatemeister Brückner, "sehe ich schwarz und wenn Clay trifft, umgekehrt."
Der holländische Judo-Olympiasieger Anton Geesink, der in Japan schon als Profiringer aufgetreten ist, glaubt nicht, daß beide das lebensgefährliche Risiko auf sich nehmen werden, sondern sieht als Kampfmotiv "ein unwahrscheinliches Geschäft".
"Das kann nur abgesprochen sein", wähnte auch Edgar Schäfer, Vizepräsident im Deutschen Judo-Bund. "Da haben die drüben keine Hemmungen."
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