Ich bin vielleicht nicht nahstmöglich am Team dran und habe auch nur vielleicht 8-10 Spiele der Nets gesehen, aber was in den letzten drei Beiträgen an Aussagen getroffen wurden, kann ich so überhaupt nicht teilen.
Ich kann ja verstehen, dass man nach Jahren Jason Kidd Devin Harris für einen schlechten Spielmacher hält: und das ist er letztlich auch, wenn es um Ballhandling und Courtvision geht. In einer Teamausrichtung ist er aber der fast perfekte Off-Guard in diesen NBA-Zeiten: er braucht nicht unbedingt den Ball, um produktiv zu sein, er verteidigt gut, er penetriert gut. Was er zu leisten im Stande ist, hat er in der Vorsaison doch angedeutet. Natürlich ist er kein 21/7-Spieler bei einem Playoff-Team oder Contender, eher ein 15/5-Spieler, wie er es in der letzten Saison für die Mavericks angedeutet hat. Harris ist einfach ein exzellenter Rollenspieler. Aber auch nicht mehr.
Das Team ist auch nicht katastrophal zusammengestellt. Es hat nur unübersehbare Schwächen in zwei Bereichen, die elementar für das Spiel sind: Leadership/Clutchness und Playmaker-Fähigkeiten. Das klingt auf den ersten Blick natürlich widersprüchlich, aber niemand will doch ernsthaft bestreiten, dass die Nets für diese Saison bestmöglich aufgestellt waren. Der Umbruch zieht sich halt schleichend dahin, dafür schickt man auch Vince Carter (der eben die nun vermissten Attribute Leadership + Ballhandling besaß) weg, um sich besser für die Zukunft zu positionieren.
Das Gerüst sehe ich eher als vielversprechend an: man hat mit Harris, Lopez, Lee, CDR, Williams und zur Not noch Yi/Humphries ein gutes Rollenspieler-Gerüst, dazu einen Top #4-Pick (also Wall, Turner oder Favors) UND mindestens 25 Millionen Cap, eher mehr. Das einzige, was diesem Team fehlt, ist ein Spieler, der Leadership und Ballhandling in sich vereint. Diesem Spieler bietet man dann Max, klar. In der Theorie sind James, Wade, Ginobili und zur Not auch Joe Johnson solche Spieler (sortiert nach Eignung für den Job). Natürlich kann man dann leer ausgehen. Aber selbst nach einem Max-Deal sind weitere 10 Millionen für Verpflichtungen da. Man setzt hier alles auf eine Karte. Bekommt man den Ballhandler nicht (die PFs um Bosh, Boozer oder Amaré sehe ich gar nicht als Primärziele an), ist man natürlich gearscht, klar. Aber dass einer dieser Free Agents das Potential dieses Teams nicht erkennt, halte ich für ausgeschlossen.
Die Nets haben diese Saison relativ schnell abgeschenkt, was a) an Verletzungen (bis auf Lopez saß jeder brauchbare Spieler mindestens 10 Spiele draußen: Harris 18, Lee 11, CDR 14, Yi 30) lag und b) zudem an der Schwäche des Kaders ohne Anführer und Ballhandler. Dasselbe Team mit Carter hat ja immerhin noch 34 Spiele gewonnen, 5 Siege von einem PO-Platz entfernt.
Ich denke, man sollte erst einmal auf die Lottery und die Draft warten. Das Team wird zu diesem Zeitpunkt mit guten Rollenspielern (und mehr, Lopez ist eine legitime 2. Option, Harris eine 3.) auf JEDER Position besetzt sein udn schafft somit auch noch Trade-Assets. Es fehlt dann einfach nur der Superstar. Hoffentlich wird der an Land gezogen, denn das Management halte ich für sehr clever, das war in den letzten 2 Jahren gute Arbeit, um sich sehr vorteilhaft für 2010 zu positionieren (das haben viele Teams ja hinbekommen) UND genügend Talent anzusammeln (das hat in der Konstellation IMO niemand), um einem Free Agent ein Engagement schmackhaft zu machen. Es wäre schön, wenn das belohnt würde.
Irgendwie fühle ich mich so n wenig auf dem Nets-Bandwagon. Gar kein schlechtes Gefühl.