Zum Spiel: Bayern war, wie so oft, zu Beginn nicht wirklich auf dem Platz. Das hat der BVB herausragend ausgenutzt, danach aber natürlich viel zu wenig daraus gemacht und sich das Bayernspiel von Minute zu Minute mehr aufzwängen lassen. Der Sieg Bayerns war durch die späten Tore natürlich irgendwo glücklich, was die Spielanteile über 94 Minuten angeht, aber natürlich auch verdient.
Die Fehler hat der BVB in der ersten HZ gemacht, indem er die angeknockten Bayern geradezu einlud, wieder zu ihrem Spiel zu finden. In der zweiten HZ gab es zwar nicht mehr ganz so viele Torchancen, es spielte aber ja nur noch Bayern - und da hat man für mich eben den ganz großen mentalen Unterschied gesehen:
Spätestens nach dem 2:2 hat man gemerkt, wie irre breit die Brust der Bayern, natürlich zum Großteil durch die vielen Titelgewinne der letzten Monate, ist. Und wie fragil das Gebilde in Dortmund nach wie vor ist, auch wenn es in den letzten 2-3 Wochen ja gut lief. Ab dem Ausgleich spürte man doch, dass Bayern fest daran glaubte, jetzt nach 0:2 auch noch gewinnen zu können. Währenddessen spürte man beim BVB den Ärger, die Führung nicht in die HZ gebracht zu haben - und danach die Angst, selbst den einen Punkt noch zu verlieren. Die eigenen Ballaktionen waren überhaupt nicht mehr zielführend und zunehmend hektisch.
Natürlich hat Bayern eine andere Personalbreite, gerade auch offensiv. Aber trotzdem kann das Dortmund vom Personal her auch in dieser Konstellation besser und aktiver spielen, eigentlich. Der große Turnaround in dieser Saison hat einfach noch nicht stattgefunden und wahrscheinlich wird er das in den nächsten 2-3 Monaten auch nicht mehr. Manche Dortmunder Spiele liefen zuletzt besser,aber die richtige Leichtigkeit, Konzentration über 90 Minuten oder eine echte mannschaftliche Identität ist einfach nicht da. Es geht darum, die Saison zu retten (was natürlich noch locker drin ist), aber um mehr halt nicht. Es geht beim BVB halt immer noch um sehr viele Dinge - Moukoko oder die SR sind dabei aber eigentlich die allerkleinsten, denke ich.
Bayern hat die Leichtigkeit auch nicht, es ist immer eine Quälerei. Aber Bayern hat eben eine klare Grundidee, eine große Geschlossenheit entwicklelt - natürlich immer weiter gepusht durch die Erfolge und das "das ganze Ackern zahlt sich aus" Gefühl. Mia san Mia ist immer so eine Phrase, aber auf dem Platz verkörpert das aktuelle Team dieses Selbstverständnis durch die Geschehenisse der letzten 15 Monate wie kaum ein Bayernteam davor. Einen Großteil der Siege in dieser Saison hat Bayern allein damit geschafft. Nicht mit tollem oder gar leichtfüßigem Fußball. Das hat auch mit Entscheidungen zu tun, auch mit individueller Klasse. Am meisten aber schlicht mit einer Eigendynamik, die Dortmund jetzt schon seit ein paar Jahren in meinen Augen völlig abgeht.