Und weil Herr Streich so sympathisch ist, soll er jetzt seine Rechte nicht wahrnehmen?
Geht immerhin um 3 Punkte, die der Verein gebrauchen kann.
Natürlich kann Freiburg seine Rechte wahrnehmen und Einspruch einlegen. Ich halte die Erfolgsaussichten für sehr gering, aber als Bayernfan würde ich das nicht übelnehmen. Auch Freiburg ist ein Wirtschaftsunternehmen und es geht neben Punkten auch um viel Geld. Natürlich gibt es auch da Grenzen, die einem eigentlich normaler Menschenverstand und gesunder moralischer Kompass vorgeben.
Die Einsprüche jetzt von Bochum oder damals in der Causa Jatte z.B. fand ich komplett drüber und unangebracht. Unter den jeweiligen Umständen gehört sich das einfach nicht, auch nicht im Profisport. Das hier ist eine ganz andere Nummer, für mich wäre ein Einspruch völlig legitim und eigentlich auch ganz gut - allein schon, damit man auch im Profifußball dann mal ein weithin öffentlich sichtbares Urteil für solche Fälle hat.
Denn Döspaddeligkeit stirbt nie aus, sowas kann immer wieder mal passieren. Und wenn da ein Urteil die allgemeinen Sinne schärft, ist das ja nichts Schlechtes.
Vor dem Vorfall hätte ich genau nullkommanull Ahnung gehbat, wie in einem solchen Fall zu verfahren ist. Denke, das geht allen (außer Schiedsrichtern) so. Von daher muss jetzt niemand "Skandal" und "das Urteil
kann ja nur xy lauten" in irgendeine Richtung rufen.
Nach allem, was ich von Collinas Erben, Zwayer im Sportstudio (der hat ja auch mal die Regeln gelernt) und vor allem SR-Lehrwart Wagner und Fröhlich (Chef der SR-Elite-Komission) gehört und gelesen habe, liegt die Verantwortung für ordnungsgemäß durchgeführte Wechsel wohl beim SR-Team. Die Vereine sind dafür verantwortlich, dass nur spielberechtigte Spieler auf dem Platz stehen - und offenbar waren sowohl Coman, als auch Sabitzer an sich spielberechtigt. Nur eben nicht gleichzeitig, wenn noch 10 andere Spieler auf dem Platz sind.
Natürlich hat Bayern das Chaos durch die falsche Nummer verursacht, der SR aber ist dafür verantwortlich, dass der Wechsel ordnungsgemäß über die Bühne geht und delegiert das für gewöhnlich an den 4.Mann weiter (er trägt als Spielleiter aber weiterhin die Verantwortung).
Der 4.Mann darf einen Einwechselspieler ja wohl erst dann auf den Platz lassen, wenn ein anderer den Platz verlassen
hat. Beim früher üblichen Abklatschen geschah das natürlich quasi zeitgleich, jetzt muss er eben darauf ein Auge haben. Hat er nicht gehabt.
Damit ist der Verein, also Bayern, praktisch aus der Nummer raus, eine Wertung für Freiburg ist, so wie ich das lese, in einem solchen Fall einfach nicht möglich.
Grundsätzlich hätte Coman die gelbe Karte sehen müssen, entlastend kann man hier anführen, dass er ja nunmal nicht mehr die Nr. 29 hat. Er muss auch nicht auf den Schirm haben, dass auch sonst niemand die Nr. übernommen hat. Das hat Frau Krüger verbockt. Da man der aber keine Karte geben kann, hätte für mein Empfinden Coman eben trotzdem gelb sehen müssen, trotz nur extrem geringer eigener Schuld. Außerdem hätte es zwingend Freistoß für Freiburg geben müssen - ich meine, es gab Schiedsrichterball.
Hätte Coman noch ins Spiel eingegriffen, hätte es wohl Freistoß an der Stelle für Freiburg geben müssen, im eigenen Strafraum sogar Elfmeter. Der Nachahmereffekt dürfte also gering sein.
Dann gibt es anscheinend noch die Möglichkeit eines Wiederholungsspiels. Zumindest wenn ich das alles richtig verstehe. Dafür kommt es wohl vor allem darauf an, inwieweit der Spielverlauf beeinflusst wurde. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das Sportgericht sagt: in unerheblichem Umfang, es geht um 17 Sekunden und der Spieler Coman griff nicht mehr ins Spiel ein.
Da wird natürlich Schlotterbeck zur tragischen Figur: er informiert Dingert, was völlig richtig und im Sinne des Spiels und der Regeln ist. Hätte er es nicht getan und es wäre bis zum Schluss niemandem aufgefallen, wäre die Wahrscheinlichkeit eines Wiederholungsspiels natürlich deutlich größer.
Wobei es natürlich eher unwahrscheinlich ist, dass das SR-Team das über einen längeren Zeitraum nicht bemerkt hätte. So ist Schlotterbeck wohl lediglich Anwärter auf einen Fairnesspreis am Saisonende.
Aber allein um zu klären, ob 17 Sekunden nun relevant für einen Spielverlauf sind und um zu klären, ob man den Zeitpunkt spät im Spiel und den Spielstand (3:1) dabei miteinbezieht, fände ich einen Einspruch Freiburgs gut.
Der Fall aus der OL, den Collinas Erben anführen, ist ja sehr ähnlich, ist aber wohl nicht als Weisung an die Profiligen zu verstehen, also kein Präzedenzfall in dem Sinne. Es würde wohl auf das gleiche Urteil hinauslaufen, aber da wir so einen Fall in der BL noch nicht hatten, fände ich es gut, wenn das verhandelt würde.
Und wenn das Sportgericht dass dann alles anders sieht und den FC Bayern in der alleinigen Verantwortung sieht - ja, dann ist das eben so. Dann gibt es eben ein Wiederholungsspiel. Dann muss der FCB eben seine Schusseligkeit (die es ja nunmal auch tatsächlich gab) teuer bezahlen. Glaube ich aber nicht, so sehr werden sich Fröhlich und Wagner in ihrer Beurteilung wohl nicht irren.
Ich habe aber noch ein Frage zu der Thematik, vor allem an
@VvJ-Ente als SR (hatten wir früher nicht noch einen aktiven SR hier? Aus Aachen oder so?):
Wenn ein Verein eine Nummer zur Auswechselung hochhält, die es nicht gibt. Es verlässt aber ein Spieler den Platz (natürlich mit anderer Rückennummer). Oder es wird eine vorhandene Nummer angezeigt, es verlässt aber ein anderer Spieler den Platz. Ist das dann regeltechnisch ok?
Ist das Anzeigen ein Zeichen an die eigene Mannschaft /den eigenen Spieler, oder ist es verbindlich auch für den SR?
Kann also z.B. eine Auswechselung angezeigt werden, der Trainer aber im letzten Moment rufen "nee, Rudi, geh du mal raus, Horst bleibt drin" und reicht es dann, wenn die Daten später korrigiert werden? Oder kann einfach aus Versehen der falsche Spieler rausgehen, meinetwegen, weil er es mit Zahlen nicht so hat und er zudem besonders unter Restalkohol auch noch farbenblind ist - und der Wechsel gilt trotzdem als durchgeführt und hat dann auch so Bestand? Trotz falsch angezeigter Nummer oder trotz falsch vom Platz gegangenem Spieler? Oder muss dann alles rückabgewickelt und die gesamte Wechselprozedur neu vollzogen werden? Und wenn ja, wie lange ist da der Toleranzzeitraum? Kann oder muss dann der falsch rasugegangene Spieler wieder rein oder gilt: raus ist raus, die Tafel dient nur als Gedankenstütze?