Frage: Wir haben eben schon über das Aufgabengebiet von Sebastian Kehl gesprochen. Wie sieht denn das Gebiet von Matthias Sammer aus? In welchen Punkten soll er beraten?
Watzke: In rein fußballerischen Punkten. Es ist immer wichtig, eine Außensicht zu haben. Wenn du jahrelang diesen Verein mit der Hingabe lebst wie Michael Zorc oder ich das machen, bist du so tief in den Dingen verwoben, dass es gut tut, wenn jemand von außen dazukommt. Idealerweise jemand, der zum BVB eine Beziehung hat. Und sei es, dass du hier als Spieler extrem erfolgreich warst und deine Kinder bis heute BVB-Fans sind. Ich kenne die Vorbehalte, wir brauchen aber keinen Kuschelzoo. Natürlich hat Matthias Sammer uns als Angestellter von Bayern München bekämpft, so wie wir ihn auch bekämpft haben. Entscheidend ist aber, wie man sich nachher begegnet. Ich habe in den Gesprächen das Gefühl gehabt, ohne dass er es artikuliert hätte, dass er ein bisschen zu den Wurzeln zurück möchte. Er hat eine Ära geprägt und war hier sehr erfolgreich. Daraus hat sich eine Verbindung entwickelt. Zuerst haben wir uns nur mal auf einen Kaffee getroffen. Man konnte in den Analysen bei Eurosport seine Fachkompetenz sehen. Er hat viel erlebt, zum Beispiel jedes Training von Guardiola gesehen. Als er 2012 bei den Bayern anfing, waren wir on top. Dann ist Sammer dazugekommen, und die Bayern haben 2013 die Champions League gewonnen. Es kann natürlich auch Zufall sein, dass er immer da war, wo der Erfolg ist...
Ich habe ihn als sinnvolle Ergänzung für uns gesehen, und es war von Anfang an klar, dass er sich nur eine beratende Tätigkeit vorstellen kann. Auch Michael Zorc ist sicher, dass uns das gut tut. Wir diskutieren sehr kontrovers und haben viel Spaß dabei. In den Jahren des Erfolges hat man immer das Problem, dass man sich Schulterklopfer an Land zieht, die alles gut finden. Das ist bei Sebastian Kehl und Matthias Sammer definitiv nicht ausgeprägt. Die beiden sind relativ schwierig, weil sie auch mal gegen den Strich bürsten, aber gleichzeitig so loyal, das gemeinsame Ziel im Auge zu haben. Jemanden dazuzuholen, der überhaupt keine Ahnung von Borussia Dortmund hat, wäre keine Lösung gewesen. Ich glaube, dass es sehr fruchtbar und sehr konstruktiv werden kann und am Ende eine spannende Entwicklung vorantreibt.