Gestern war es aber überdeutlich und von Beginn an der Fall, dass die Mannschaft nicht den Willen aufbringen konnte, die Intensität von Mainz zu matchen.
Gut das sehe ich dann schonmal anders. Dieses behäbige Spielen ist gewollt und von Favre vorgegeben. Das kann dann schonmal nach fehlendem Willen aussehen. Ich finde halt nur, dass das Spiel oft so aussieht, zumindest in den ersten 2 Dritteln. Im letzten Drittel lag gestern der Unterschied, Rapha kam garnicht durch und wenn Hakimi durchkam, war ein Bein dazwischen. Dazu Hazard und Haaland mit vielen einfachen Fehlern und der Geniestreich von Sancho, der eigentlich immer kommt, fehlte auch.
Im Spieltagsthreadsind heute morgen nun einige Postings in dem Sinne geschrieben worden, dass es "so etwas" bei Bayern nicht geben würde. Ich weiß nicht, ob das so ist, aber ich möchte sehen, dass ein Spieler sich für den Sieg zerreißt. Wenn man einen schlechten Tag hat, ist das kein Problem. Wenn Sancho sich 10x festdribbelt, ist das kein Problem. Aber es ist ein Problem, wenn die Abstände so riesig werden, dass im Zentrum trotzdem nur 1 zu 1 verteidigt wird. Das ist lächerlich.
Gefühlt passiert es für mich bei Bayern auch nicht, aber aus anderen Gründen. Bayern würde niemals mit der Mentalität ins Spiel gehen, dass ein Punkt okay wäre. Das macht man beim BVB zwar offiziell auch nicht, aber ich glaube schon, dass Favre in seinem Inneren in manchen Spielen mit Unentschieden gut leben kann.
Dazu geht Bayern in die Spiele rein und möchte nach 20 Minuten 3:0 führen. Wir gehen ins Spiel mit der Marschrichtung "Ruhe" und man hat90 Minuten Zeit für ein Tor. Ist für mich bekanntlich nicht das richtige Rezept.
Das mit der Defensive ist richtig. Nur auch hier stört mich bei Favre die Herangehensweise. Seine Aussagen gestern nach dem Spiel mögen inhaltlich teilweise noch in Ordnung gewesen sein, aber du kannst dich nach einem 0:2 zu Hause gegen Mainz mit so gut wie keinen Torchancen nicht hinstellen und sagen: "Wir müssen besser verteidigen". Das ist natürlich richtig aber sagt doch schon alles, wie Favre denkt. Kein Wort dazu, wie harmlos man offensiv war, sondern eben zuerst defensiv gedacht.
Und was soll ich nun zu Hummels, Piszczek, Can sagen? Ich bin der Meinung, dass es weniger an ihnen liegt, sondern eher an ein paar anderen. Aber am Ende steht man da zusammen auf dem Platz, einigermaßen unverändert zum Düsseldorf-Spiel und lässt sich komplett den Schneid abkaufen. Das ist, s.o., lächerlich.
Ich hab ja noch mehr Spieler aufgezählt, irgendwann ist dann keiner mehr übrig. Auch Bayern spielt nicht mit 11 Mentalitätsmonstern. Spätestens seit Hummels, Can und Haaland fehlt da nichts mehr in diesem Bereich.
Ich kann mir halt auch vorstellen, dass auch hier Favre stark mit drinhängt. Ich sehe da sogar einige Parallelen zu Kovac bei Bayern. Wenn der Trainer dir als Spieler von Borussia Dortmund jeden Tag prädigt wie gefährlich die Düsseldorfs und Paderborns der Liga sind, dann kann das zum Problem werden. Ja, auch bei Klopp war jeder Gegner brutal schwer, aber es ging immer um Lösungen die Schwächen der Gegner auszunutzen. Favre zerbricht sich für mich viel zu sehr den Kopf darüber, die Stärken der Gegner zu verhindern anstatt deren Schwächen auszunutzen.
Das macht Flick z.B. echt gut. Der redet die eigene Mannschaft sehr stark und gibt den Spielern bei allem Respekt vor dem Gegner eben das Gefühl, dass hier Bayern gegen einen unterlegenen Gegner spielt. Und nicht: "passt auf, seid vorsichtig, sonst geht das schief".
Dieser schmale Favre-Grat und die knappen Siege ist legitim und stimmt. Favre geht kein Risiko und erhöht dadurch teilweise das Risiko für einen späten Ausgleich. Was aber gestern war: Kein Drive und dann tatsächlich ein Rückstand. Wie oft sind wir denn mit der Dreierkette noch in Rückstand geraten, was vorher ein großes Problem war und darin resultierte, dass wir uns zurückkämpfen mussten? Mir wird vorgeworfen, dass ich mir die Daten zurechtdrehe, aber es ist einfach Fakt, dass wir mit der Dreierkette besser waren.
Mit der Dreierkette gingen aber auch viele Dinge einher, die wir vorher nicht gesehen haben. Brandt zentral, Hakimi und Rapha zusammen Außen, Zagadou auf dem Feld. Ich mag die Dreierkette bekanntlich nicht, aber ich hab sie akzeptiert, weil sie die oberen Dinge gebracht hat. Das heißt für mich aber nicht, dass nicht eine Viererkette Guerreiro - Zagadou - Hummels - Hakimi auch klappen würde. Das werden wir wohl auch nie erfahren. Favre denkt es geht nicht. Das reicht mir aber nicht, weil so einige Dinge die Favre gedacht hat, dann doch anders waren.
Dazu auch nochmal der Hinweis auf Hummels, warum das so gut geklappt hat defensiv.
@Tony Jaa sagt, wir sind da wo wir hingehören, mit lumpigen 60 Punkten nach XG. Okay. Aber das ist auch nur auf eine Seite der Medaille gedreht und durchgeliked von den Kadetten, die mir wiederum vorwerfen, mir die eine schöne Medaillenseite ausgesucht zu haben.
Wie wäre es denn mit der durchschnittlichen XGA, also Gegentore, seitdem wir die Dreierkette nutzen?
20 Spiele in der Bundesliga (sorry, für CL und Pokal gibt es keine Understat Daten): 0,94 Gegentore
12 Spiele mit Viererkette: 1,55 Gegentore
Wir sind also 50% besser in der Defensive. Neben den anderen Punkten, wie generelle Siegesquote und Anzahl geschossener Tore, ist das vielleicht ein weiteres Merkmal, dass das Totschlagargument der immer knappen Favre-Spiele vielleicht nicht immer auf die Phase mit der Dreierkette zutrifft.
Wir spielen vielleicht nicht schön, aber zumindest haben wir den Gegner einigermaßen im Griff und mehr Kontinuität in der Performance.
An der Dreierkette macht das doch keiner zwingend fest. Die spielen wir ja auch erst ein halbes Jahr, das würde ja 1,5 Jahre aus der Wertung nehmen, was ja keiner macht.
Bei Favre ist es nur so, es klappt was und dann ist es das Allheilmittel. Da gabs schon einige Sachen in seiner Amtszeit. Akanji als AV, Paco auf der Bank, Witsel/Delaney. Klappte und wurde dann erstmal durchgezogen.
Und bei solchen Sachen ist Favre so unfassbar widersprüchlich. Ich verstehe das nicht. Favre ist doch vom Wesen diesbezüglich eher der Tuchel. Er grübelt und findet dies und das und coacht sich dann selber aus, weil er zu viel nachgedacht hat. Aber das sieht man so garnicht. So immer der gleiche Stiefel. Egal ob Abstiegskandidat oder auswärts bei einem guten Team.
Zu den Zahlen. Mir sind die natürlich bekannt, aber auch hier wieder, man sollte durchaus auch dem Eye-Test vertrauen. Und der sagt mir, man opfert zu viel Offensivpotential.
Nein, es sehen nicht viele Spiele aus wie dieses. Die Truppe hatte keinen Bock Mainz in Schach zu halten, hat vielleicht an RB Leipzig gedacht, oder sonst irgendwas, aber sie war definitiv schlechter als sonst. Ich frage mich auch, wie du "schlechten Tag" definierst? Weil man mal einen Fehler macht, oder weil man konsequent seine Assignments nicht einhält? Sowas ist nicht "schlechter Tag". Sowas ist unkonzentriert, faul, teilnahmslos.. alles mögliche. Im Kontext des Abstiegskampf ist es auch einfach ein Zeichen von schwach ausgeprägtem Ehrgefühl.
Diese Vorwürfe sind echt viel zu viel. Das würde ich den Spielern niemals absprechen. Es haben einfach einige nicht geklappt wie sonst, also schlechter Tag. Sancho kommt nicht am Gegner vorbei, Hazard und Haaland versauen Doppelpässe, Hakimis Pässe in den Rückraum landen nicht bei uns, sondern Mainz kriegt die Fußspitze dazwischen, als das gab es. Und das ist für mich nicht passiert, weil die Spieler keine Lust hatten. Es klappt nunmal nicht immer alles. Aber auch hier wieder, wir haben so wenig Aktionen, dass die halt klappen müssen.
"Mental" habe ich zwei Probleme. Favre nimmt einerseits den Meisterschaftsanspruch nicht an. Das würde ansonsten ein Anspruchsdenken in Gang setzen, welches u.a. mehr Intensität und unbedingten Siegeswillen hervorruft. Man will auch mehr für sein Team mitarbeiten. Keiner lässt den anderen hängen. Und hier kommt dann noch das zweite Problem von Favre. Der argumentiert für mein Gefühl rein sachlich, warum es wichtig ist, im System zu spielen und seine Assignments zu halten. Aber die psychologische Komponente, nämlich das man immer für seinen Mitspieler da sein muss, weil man ein Team ist, die kommt zu kurz. Ich glaube, Favre ist ein schlechter Teambuilder. Man muss diese Emotionalität füreinander wecken, pflegen und erhalten.
Das ist eben genau das Problem. Favre hat nicht verstanden, dass er nicht mehr bei Gladbach oder Berlin ist und das mit dieser Tatsache auch ein viel besserer Kader einher geht.
Und wenn du das nicht siehst und die Spieler von Schuld freisprichst, weil wir einen Kauz als Trainer haben, dann passiert genau das, was viel zu oft bei Borussia Dortmund passiert. Der Spieler wird geschützt und es wird eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen. Das geht mir alles viel zu harmonisch zu, und am Ende fehlen dem Trainer die Mittel, das zu durchbrechen.
Jeder ist verantwortlich. Die Spieler, der Trainer und das Management. Glaub mir, auch die anderen beiden Instanzen müssen sich verbessern, wenn dann (hoffentlich) ein neuer Trainer kommt.
Und hier vermischt du für mich einfach zu viele Sachen. Für dich sprechen die vielen Trainerwechsel (im Vergleich zu anderen waren es im Übrigen doch garnicht so viele) gegen die Mannschaft. Nur haben die Wechsel alle eigene Gründe und die Fluktuation im Kader ist hoch, dass auch da der gemeinsame Nenner, was z.B. Mentalität betrifft, nicht zu finden ist.
Dann nochmal allgemein was. Es wird mir zu viel verglichen mit den letzten Jahren. Oben wurde die Aufstellung aus der Bosz-Saison gepostet. Das da dann einige durchdrehen, weil Favre dafür gelobt wird, dass es besser als in der Saison läuft ist doch mehr als verständlich. Der Vergleich der beiden Mannschaften ist ein Witz. Auch 70 Punkte sind kein Grund für Lob. Das kommt ja auch ab und zu mal durch.