Ich würde bei Pep und City das Wort gescheitert übrigens deutlich, deutlich eher in den Mund nehmen als bei Pep und Bayern. City hat ganz anders investiert und natürlich ist hier der klare Auftrag an Pep "hol die CL!" Da er trotz der Investitonen nicht mal in die Nähe dieses Ziels gekommen ist, ist er mit City gescheitert.
es kommt bei Guardiola da sicher auf den Blickwinkel an. Prinzipiell tue ich mir schwer, jemanden als "gescheitert" zu bezeichnen, wenn er in vier Jahren zwei Meistertitel und vier nationale Pokale gewinnt. Es sagt viel über Guardiolas Standing aus, wenn wir dieses Wort da trotzdem in Betracht ziehen müssen. Man muss da ne klare Linie zwischen national und international ziehen, denn national gibt es wenig zu meckern. Die erste Saison war bestenfalls okay, aber die zwei folgenden dann natürlich herausragend. Man kann das aufs Geld schieben und hat damit nicht unrecht, aber 198 Punkte in zwei Jahren ist trotzdem absolut pervers. Die vierte Saison jetzt war okay, stand natürlich komplett im Schatten von Klopps Liverpool. In den Pokalbewerben wie gesagt ziemlich stark, eine 50%ige Siegesquote ist wahrscheinlich beispiellos.
Aber klar, primär war das Ziel die CL ... denn Meistertitel und nationale Pokale haben Mancini und Pellegrini auch gewonnen. Aber so ein Bewerb ist auch schwieriger zu gewinnen als ein Ligatitel, da muss einfach viel stimmen. Auch eine Legende wie Ferguson hat das letztlich nur zweimal gepackt und viele gute Trainer laufen dem ewig nach, insofern ist so ein Titel natürlich nicht planbar. Aber Guardiolas Bilanz kann da nicht zufriedenstellend sein, das war bei all den Investitionen einfach zu wenig. Gegen Liverpool 17/18 kann man schon ausscheiden, aber Monaco, Tottenham und Lyon sind jetzt nicht die Übergegner ... stattdessen hat man sich in all diesen Duellen gerade in der Defensive sehr anfällig präsentiert und ist am Ende primär an sich selbst gescheitert. Ich verstehe dann natürlich auch, dass man sagen kann "ja aber wenn Sterling den macht" ... aber ich sehe bei Guardiola schon ein Muster in KO-Spielen. Overthinking, outsmarting und so weiter. Ich kann nicht verstehen, warum sich ein Trainer in solchen Spielen nicht auf seine Stärken verlässt, sondern Taktikwechsel vornimmt, die sich dann rächen. Und es passiert einfach immer wieder. Ich fand De Bruynes Kommentar nach dem Spiel gestern ziemlich passend: "different year, same stuff".
Guardiola ist ein herausragender Ligatrainer. Ist auch nicht wirklich überraschend, weil da sein Fokus auf Kadertiefe wirklich zur Geltung kommt. Dem Traum, 22 gleichwertige Topspieler im Kader zu haben, wird er nirgends so nahe kommen wie bei City, wo er finanziell in die Vollen gehen darf. Auch da gibts natürlich klare Schwachstellen im Kader, aber gerade in der Offensive hat er so viele tolle Optionen, dass er auch in den anstrengenden Phasen der Saison gut rotieren und kleinere Mannschaften erdrücken kann. In einem Turnier ist das dann schon was anderes, da gehts dann oft um Kleinigkeiten und da ist die Kadertiefe nicht so entscheidend. Vielleicht ist es ein bisschen unfair, wenn Leute sagen "der hat ja seit 9 Jahren keine CL mehr gewonnen, so gut ist der gar nicht" ... denn wie gesagt, einen CL-Sieg kann man einfach nicht planen
und vielleicht ist es ein bisschen unfair, dass wir von Guardiola wegen seiner Qualität genau das quasi erwarten. Aber hey, es ist schwer, das nicht zu tun bei all dem Geld, das er ausgeben hat dürfen. Dafür ist die CL-Bilanz bei City dann eben wirklich etwas mager.
Ich bin ja gespannt, wie er den Kader jetzt umbauen wird. Man muss da ja auch mal sagen, dass es trotz aller Investitionen in seiner Amtszeit die Spieler waren, die schon vor ihm bei City waren, die wirklich den Unterschied machen. De Bruyne, Agüero, Sterling, Fernandinho ... dazu David Silva, der jetzt geht, und Kompany, der ihnen noch immer fehlt. Trotz all der Investitionen kann man auf den Kader schauen und unzählige Schrauben finden, an denen man dringend drehen muss. Also sooo prickelnd finde ich das Kadermanagement dort auch nicht in den letzten Jahren.