Atletico macht schon beeindruckend viel richtig, gerade in den großen Duellen. Das ist jetzt wahrlich keine neue Erkenntnis. Was ich immer beeindruckend finde ist sowohl die Laufleistung, also auch das Gefühl der Mittelfeldspieler für die Räume, die zugestellt werden müssen. Das sind nicht nur die ZMs, sondern alle 4. Auf den Kern heruntergebrochen lebt Atletico davon, dass sie mit ihrer zweiten Viererkette immer Überzahl in Ballnähe schaffen. Das ist in der Theorie einfach, aber in der Praxis unfassbar schwer umzusetzen, vor allem konstant über 90 Minuten.
Dazu waren sie gestern unheimlich zielstrebig in ihren Offensivaktionen. Da geht, natürlich, oft was schief, aber sie haben gefühlt einfach immer den direkten Weg zum Tor gesucht. Und das ging den Bayern dann auch komplett ab gestern.
Ich finde auch, dass Simeone Ancelloti ausgecoacht hat. Was jetzt allerdings auch keine Schande ist, das macht Simeone mit vielen Trainern. Aber Kater Carlo hatte keine wirklichen Antworten auf das wechselnde frühe Pressing und das sichere, tiefe stehen von Atleti. Gegen Real und Barca hilft Ancellotis pragmatischerer Ansatz vielleicht, aber gegen Atletico sahen Peps Bayern schon deutlich besser aus. Die Ballbesitzstatistik sieht am Ende ähnlich aus, aber Bayern hatte in beiden Halbfinalspielen unter Pep "besseren" Ballbesitz, finde ich. Auch sichereren Ballbesitz.
Eine Chance vergeben hat Ancelloti mit seinem ersten Wechsel. Ich hätte da auf 4-2-3-1 umgestellt und Alonso statt Müller rausgenommen. Xabi war ein absoluter Nonfaktor. Müller wäre als Hängende Spitze eine Anspielstation mehr in der gefährlichen Zone gewesen. Als Thiago (für mich bester Münchner) dann immer stärker gelb-rot gefährdet war hätte man Kimmich dann bringen können und man hätte mit ihm und Vidal genug Zweikampfstärke im Zentrum gehabt. In dem 4-3-3 gestern waren die Abstände zwischen den drei Offensiven und den drei Mittelfeldspielern zu groß, finde ich.