Es stimmt schon, eine Regel zu verschärfen und dann nicht umzusetzen, ist eigentlich dumm. Allerdings ist die Regel so dermaßen dämlich, dass ich es begrüße, wenn sie nicht umgesetzt wird. Den Torwart möchte ich sehen, der aus dem Stand in die Ecke springt. Der muss immer einen Schritt machen und der wird schon rein anatomisch leicht nach vorne gehen. Natürlich ist es übertrieben, dass manche Torhüter beim Schuss schon fast am Fünfer stehen, aber bei den Torhütern sklavisch auf etwas zu achten, was vom Bewegungsablauf widersinnig ist, gleichzeitig aber Dinge wie das quasi Stehenbleiben des Schützen oder das Reinlaufen alle 20 Jahre mal zu ahnden, wäre arg lächerlich.
Eigentlich wurde die Regel ja nicht verschärft, sondern gelockert, um genau dem Rechnung zu tragen, was Du beschreibst. Vorher zwei Füße auf der Linie, nun einer. Die "Bestrafung" bei Nichteinhaltung hat sich auch nicht verändert.
Nur die Durchsetzung der Regel sollte nun konsequenter erfolgen und ließe sich auch bei VAR-Beteiligung quasi zweifelsfrei umsetzen. Dennoch ist man davon wieder ziemlich schnell abgerückt, was ich auch verstehen kann.
Man wollte die Grauzone abschaffen, ein löblicher Gedanke, aber die Konsequenz (permanent wiederholte Elfer, wenn verschossen) war zu einschneidend, weshalb dies nicht gelang.
Man könnte das natürlich durchziehen und irgendwann hätten es die Keeper auch gelernt, der Prozentsatz verwandelter Elfer würde dann aber weiter steigen. Für meinen Fairnessgedanken wäre das insofern problematisch, als das für teilweise strittige Vergehen ohne jede Torgefahr (bspw. Handspiel) ein zu 90% sicheres Tor gegeben wird. Da fehlt mir die Verhältnismäßigkeit in der Gesamtbetrachtung.
Kann da jetzt nur für mich sprechen, aber seit damals bei Sahin (ich weiss, ewig her) der Elfmeter wiederholt wurde, rege ich mich über diese blöde Grauzone auf.
Ok, nachvollziehbar.
Bedeutet das, dass Du für eine konsequente Einhaltung mit den oben beschriebenen Konsequenzen bist?
Wie soll man eindeutige Regeln tolerant auslegen?
Man könnte die Regel ändern und eine weitere Linie ziehen, aber so wie die Regel ist, muss sie auch behandelt werden.
Gerad bei entscheidenden Situationen wie Elfmetern steht doch sonst Manipulation drauf.
Was macht denn der Schiedsrichter bei einem Elfeterschießen, wenn die Torhüter immer weiter vor gehen?
ab 1m pfeifen? Ab 1,1m? Ab 3m?
Schiedsrichter wenden in sehr vielen Bereichen einen Ermessensspielraum an, der nicht im Regelwerk ablesbar ist. Beispiele, wie über die Hälfte aller Einwürfe wird falsch ausgeführt, wurden hier genannt.
Ich persönlich befürworte diese Spielräume in den meisten Fällen, weil das Spiel so viel leichter für die Schiedsrichter zu leiten ist.
Ich will nicht sehen, wie ein TW mit gelb-rot in einem CL-Finale vom Platz geht, weil er 1,34 cm vor der Linie war als der Schütze den Ball Ramos-like in die Wolken geballert hat.
Zudem bleibe ich dabei, dass es 99,99% der Fussballinteressierten nicht juckt, denn wie groß wäre sonst der Aufschrei seit Jahrzehnten bei allen Spielern, Verantwortlichen und Fans, weil es quasi kein TW einhält. Dementsprechend albern finde ich es, wenn genau dann auf einmal die Einhaltung so absolut wichtig ist, wenn der eigene Verein betroffen ist.
Und wie sehen die Gegenvorschläge aus? Das nervt mich auch immer sehr. Kein Mensch, der sich beschwert, weil es seinem Verein vermeintlich geschadet hat, denkt an die Konsequenzen.
Der TW ist zu weit vorne und seien es nur 1-2 cm. Durch den VAR ja zu belegen. Der Schütze verschiesst, egal ob gehalten, oder rübergeballert, Wiederholung des Strafstoßes und gelb für den TW.
Die gelbe Karte kann man auch nicht weglassen, weil der TW sonst im Zweifel eine Wiederholung zu taktischen Zwecken nutzen kann.
Zwingt man den TW sklavisch auf der Linie zu bleiben, wird der Nachteil gegenüber dem Schützen noch größer, der bereits jetzt schon massiv abstoppen kann, so lange er noch nicht in der eigentlichen Schussbewegung ist, was bspw. ein Lewandowski voll ausreizt.
Die Erfolgsquote der Elfer steigt weiter, egal wie viel Torgefahr durch einen zum Elfer führenden Verstoß verhindert wurde, wird es zu 90% ein Tor geben als Bestrafung. Da hängt ein Rattenschwanz dran.
Um mal konstruktiv zu bleiben, hier ein Vorschlag zur Verbesserung der Reinlauf-Thematik.
Keine Nachschüsse mehr nach Elfern. Niemand außer Schütze und TW dürfen sich im Strafraum aufhalten. Egal ob vorbei, Pfosten oder gehalten, sobald klar ist, dass der Ball nicht mehr irgendwie ins Tor kullern kann, gilt der Elfer als verschossen. Auch der Schütze darf keine Nachschussmöglichkeit nutzen.
Was die Linie angeht würde ich die Grauzone beibehalten. Da hängt mir zu viel dran. Alle Entscheidungen die zu Elfern führen, das Ungleichgewicht Schütze vs. TW und die eh schon hohe Erfolgsquote. Klare Torverhinderungen werden teilweise zusätzlich noch mit rot bestraft (Hand auf der Linie).
Wenn man an den anderen Aspekten auch einiges entschärft, dann kann man von mir aus auch die Einhaltung des auf der Linie Bleibens konsequent durchziehen, ansonsten kann man zukünftig auch gleich auf Tor statt Elfer entscheiden, dann droht dem TW wenigstens nicht noch eine gelbe Karte.
Edit: Tippfehler ausgebessert.