Ach ist das so? Wie schön dass du das beurteilen kannst. Zum hundertsten Mal: wenn es möglich ist, das Risiko bei der Ausübung eines Berufs so zu minimieren, dass es vertretbar ist kann die Ausübung dieses Berufs nicht untersagt werden. Das gilt für alle Berufe, zu denen gehört auch Profifußball.
Das ist sicher richtig, allerdings stellt sich entsprechend natürlich immer die Frage, was denn vertretbar ist. Dinge wie Mindestabstand und Maske werden auch in zig anderen Berufen nicht oder nur unzureichend eingehalten. Spätestens dann, wenn die Mitarbeiter "unter sich" sind, wird da von den Arbeitgebern nur zu gern auf Hygienestandards verzichtet, bzw wird den Arbeitnehmern die Möglichkeit zur Einhaltung gar nicht ermöglicht, da muss man schon realistisch sein. Und dafür muss man nicht in Fleischfabriken gehen.
Ebenso werden auch in anderen Berufen längst nicht immer die Quarantänebestimmungen eingehalten. Oft genug werden in den Betrieben positive Testergebnisse gegenüber Kontaktpersonen verschwiegen, damit nicht gleich die halbe Belegschaft wegbricht. Das ist übel, aber leider Realität.
Von daher ist das, was im Fußball stattfindet, auch nicht schlimmer als dass, was sich auch in anderen Branchen abspielt.
Das Dumme ist halt, dass sich im Profifußball alles in der Öffentlichkeit abspielt, wovon die Branche ja auch lebt. Und mMn nach ist die Disziplin in der Bevölkerung längst nicht so im Bewusstsein verankert, als dass schlechte Beispiele von "Promis" keine Auswirkungen hätten. Das ist schon ein Problem und kein kleines, ebenso wie der "Versammlungsanreiz", den öffentliche Profispiele nunmal bieten.
Das betrifft nicht die Vernunftbegabten wie - ich sage mal - z.B. uns beide. Aber wegen denen bräuchte es auch keine Abstandsregeln und sonstige Maßnahmen. Die gab und gibt es ja vornehmlich wegen den Menschen, die von sich aus unvorsichtig und eher sozial andersbegabt unterwegs sind - und für die können Profispiele natürlich ein äußerst übles Signal darstellen.
Das ist für mich ein viel größeres Problem als die Ansteckungsgefahr zwischen den Spielern. Dieses Grundvertrauen in die Menschen wie andere User habe ich, auch aufgrund meiner Erfahrungen und aktuellen Erlebnisse im Berufsleben, leider so gar nicht.
Und ich gebe auch zu, dass mir das Gesamtpaket und das Tempo der Lockerungen, nicht nur wegen des Fußballs, aber inkl diesem, kein gutes Gefühl gibt.
Gleichzeitig ist mir aber auch klar, dass an einer Fortsetzung der Saison einfach kein Weg vorbei führt. Alle anderen Szenarien hätten Klagen der Absteiger oder Nicht-Aufsteiger zur Folge, denen ich recht gute Erfolgschancen einräumen würde. Und vor allem ist der Fußball eben auf die Fernsehgelder zwingend angewiesen. Die Vehemenz, mit der eine Fortsetzung vorangetrieben wurde, zeigt doch deutlich, dass die Vorauszahlungen von Sky und co ein Arschretten auf Pump waren und an die Austragung und Übertragung von kommenden Spielen gebunden sind.
Es geht nicht ums spielen wollen, es ist einfach ein spielen müssen.
Natürlich kann und muss man für die Zukunft finanzielle Nachhaltigkeitsszenarien für die Branche entwerfen, aber das nützt in diesem Moment halt nichts. Sportlich wird man das, was dann demnächst kommt, eh vergessen können. Aber es bringt einigermaßen Rechtssicherheit und sichert vielen Vereinen das pure Überleben. Und nur darum geht es doch im Moment.