Matchwinner trotz Schmerzen
München/Dallas - Schmerzen gibt es in den Playoffs nicht. Eiserner Wille und Leidenschaft sind gefragt. Dirk Nowitzki hat beides gezeigt.
1:05 Minuten vor Schluss krümmte sich der 27-Jährige nach einem Foul von Tim Duncan am Boden des American Airlines Center in Dallas, hielt sich den rechten Fuß. Wieder das Sprunggelenk! Den 20.865 Zuschauern stockte der Atem.
Während Duncan nach seinem sechsten Foul das Spielfeld verlassen musste, rappelte sich Nowitzki unter dem Beifall der Fans langsam wieder auf. Er biss auf die Zähne und wurde wieder einmal zum Matchwinner.
Mit zwei verwandelten Freiwürfen 7,9 Sekunden vor Schluss führte der deutsche Nationalspieler seine Mavericks in der Nacht zu Sonntag in Spiel drei der Halbfinal-Serie im NBA-Westen zum 104:103 gegen Titelverteidiger San Antonio.
Dallas erstmals in Führung
Damit gingen die Mavericks in der "Schlacht um Texas" erstmals in der "Best-of-Seven"-Serie in Führung. Montag könnte Dallas daheim mit dem möglichen 3:1 die Vorentscheidung gelingen.
Nowitzki (27 Punkte, 15 Rebounds) jedenfalls gab nach dem so wichtigen zweiten Sieg in Folge Entwarnung: "Es tut weh. Heute Nacht werde ich wach bleiben und Eis draufpacken. Aber ich hatte solche Verletzungen ja schon früher. Ich werde Montag spielen. Es muss schon Schlimmeres passieren als das, damit ich ein Playoff-Spiel verpasse." :thumb:
Die Mavericks brauchen einen Nowitzki in Top-Form. Trainer Avery Johnson lobte ihn in höchsten Tönen: "Dirk ist ein Kämpfer. Mit ihm kannst du Kriege gewinnen." Im gleichen Atemzug nannte der "NBA-Trainer des Jahres" Devin Harris (24 Punkte) und Jerry Stackhouse (10), die in einem dramatischen Schlussviertel abermals Verantwortung übernahmen.
Ein Basketball-Krimi
Spiel drei war das bislang beste Spiel der Serie. Ein Basketball-Krimi auf höchstem Niveau. San Antonio lag trotz einer neuen Startformation (Brent Barry ersetzte Manu Ginobili, Robert Horry kümmerte sich um Dirk Nowitzki) im zweiten Viertel mit 13 Punkten und zur Pause 48:53 zurück, übernahm allerdings sechs Minuten vor Schluss dank eines starken Duncan (35 Punkte nach 15 Treffern bei 23 Versuchen aus dem Feld, 12 Rebounds) wieder das Kommando. Nun wechselte die Führung ständig.
Viele Fouls gegen Nowitzki
Es wurde ein Nervenspiel, denn die Spurs foulten die Mavericks und vor allem Nowitzki bei jeder Gelegenheit. Der Deutsche warf nur neunmal aus dem Feld. Gerade drei Würfe fanden ihr Ziel - Negativrekord in dieser Saison. Allerdings stand er 24 Mal an der Freiwurflinie (Klub-Rekord in einem Playoffspiel) und verwandelte 21 Mal (ebenfalls Klub-Bestmarke in der K.o.-Runde).
"Das ist der neue, bessere Dirk", meinte Coach Johnson. "Er kann auch ohne Dreier Erfolg haben." Nowitzki versuchte es nicht einmal aus Dreier-Distanz.
4:22 Minuten vor Schluss behielt Nowitzki nach Duncans fünftem Foul die Nerven und traf zum 91:90. 74 Sekunden später jubelten allerdings die Gäste nach Barrys Dreier zum 98:95. Doch die Gastgeber behielten von der Freiwurflinie die Nerven. Insgesamt verwandelten sie 39 ihrer 50 Versuche (78,0 Prozent). Die Spurs hingegen verwarfen zehn Mal bei 32 Versuchen.
2:25 Minuten vor Schluss stand es nach Freiwürfen von Howard und Harris unentschieden. Nowitzki brachte die Gastgeber kurz drauf nach einem Timeout im Anschluss an seine Verletzung 1:05 Minuten vor dem Ende mit Freiwürfen 100:99 in Führung. Ginobili, der zehn seiner 24 Punkte im Schlussviertel verbuchte, wendete 21 Sekunden vor dem Ende mit dem 103:102 abermals das Blatt. Doch Nowitzki hatte die passende Antwort.
"Situation ist neu"
"Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns in einem grandiosen Spiel", jubelte der Deutsche. Jetzt haben es seine Mavericks in der Hand. Es gibt ein gutes Omen: Mit Tim Duncan in ihren Reihen haben die Spurs noch nie eine Serie bei einem Rückstand nach drei Spielen noch gewonnen. Zum letzten Mal lagen die Spurs vor zwei Jahren nach Spiel drei zurück - und schieden gegen die Los Angeles Lakers aus. Duncan machte dennoch eine Kampfansage: "Die Situation ist neu für uns. Jetzt müssen wir Spiel vier gewinnen, koste es, was es wolle."
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