Bei Haye-Valuev denkt so manch einer an Hayes guten Treffer in der 12. Runde und Valuevs Chicken Dance. Der Kampf selber war eher knapp als deutlich. Valuev mit deutlich mehr Aktivität, hatte eindeutig die Ringmitte, schlug hauptsächlich mit dem Jab und brachte Schläge zum Körper von Haye. Leider aber alles höchst ineffektiv. Haye gefiel sich wie so oft in der Rolle des eleganten Posers, der viel vermied, aber wenig schlug und dabei die höhere Trefferquote vor allen Dingen zum Körper von Valuev generierte. Ineffektive Aggression gegen inaktive Präzision. Das war keineswegs eine überzeugende Nummer. Glanz sieht anders aus. Haye hat Talent und gute Ansätze gezeigt. Im Cruiser gab es auch gute Kämpfe, im Schwergewicht dagegen kaum.
Sicher, er hat den stark gealterten Monte Barrett weggeklatscht, er hat den abgehalfterten John Ruiz nach anfänglicher Mühe geschlagen. Außerdem hat er dadurch geglänzt, dass er den wie immer überforderten Audley Harrison auf eine Weise geschlagen hat, die bei manchen Betrachtern den Gedanken an Absprache haben aufkommen lassen.
Überzeugt hat er im Schwergewicht aber nur in einem Kampf: Gegen Dereck Chisora. Ansonsten wird er mir im Ring und außerhalb immer als selbstverliebter Pfau in Erinnerung bleiben, dessen cleveres Ziel die Geldmaximierung bei gleichzeitiger Risikominimierung war. Seinen großen Kredit hat er letztlich für eine Vorgehensweise bekommen, für die Wladimir Klitschko immer Prügel bezogen hat. Das mag rückblickend seine größte Leistung sein - mit einer Masche, die anscheinend immer noch bei einigen Betrachtern verfängt, sobald er den Mund aufmacht.