Ich muss da jetzt auch mal ein paar Worte loswerden zu den ganzen aktuellen Thematiken. Wenn man mal die ganzen (Veröffentlichungs-)Zeitpunkte weglässt und die reinen Fakten zusammenfasst:
- Nagelsmann (und auch Tapalovic) wurde vom Vorstand entlassen (Kahn und Brazzo), denn in einer AG handelt der Vorstand allein und weisungsfrei. Im Normalfall spricht der AR im operativen Geschäft nicht mit, sondern er bestellt den Vorstand (stellt ihn ein) und kann ihn abberufen (feuern), wenn entsprechende Gründe vorliegen. Also alles, was um die Nagelsmann-Entlassung abgelaufen ist, ist dem Vorstand anzulasten
- der AR hat nun den Vorstand abberufen, weil unzufrieden mit der Arbeit und der Entwicklung im Verein. Hoeneß hat es ja selbst gesagt, er dachte, Kahn würde den Laden allein schmeißen können, Kahn hat dies aber nicht getan, sondern sich (ehemalige) McKinsey Berater ins Haus geholt, die da für Unruhe sorgten. Man weiß da nichts Genaues, was, wie und warum diese Berater da herausgefunden haben oder ändern wollten. Letzten Endes aber verstehe ich da Hoeneß, wenn er sich A (Kahn der große starke Mann) vorgestellt hat, aber dann B (Kahn ist nicht der starke Mann, sondern lässt seine Berater machen) passiert. Was da richtig, falsch, nötig oder unnötig war, können wir alle wohl nicht beurteilen und nur mutmaßen. Aber wenn der AR unzufrieden mit dem Vorstand ist und man den Verein in eine falsche Richtung entwickeln sieht, ist es seine Aufgabe, da einzugreifen und das haben sei getan. Erstmal völlig unabhängig davon, welche Verdienste Kahn und Brazzo als Spieler und Funktionäre bisher hatten.
Wer den Nagelsmann/Tuchel Tausch kritisieren möchte, wende sich bitte an Kahn und Brazzo. Wer die Abberufung von Kahn und Brazzo kritisieren möchte, wende sich bitte an den AR. Aber erst wochen- oder monatelang (bei Brazzo sogar jahrelang) auf Kahn und Brazzo rumhacken, wegen X,Y und Z, sich dann jetzt aber über deren Abberufung aufregen (wie kann man nur, sind doch Legenden etc.) ist irgendwo ziemlich scheinheilig und ein paar Seiten vorher wurde es schon geschrieben geht es da scheinbar nur ums Echauffieren und das Drama an sich.
Wenn man die Zeitpunkte wieder hereinnimmt: man hatte bei Nagelsmann das Problem, dass es deutlich früher in die Medien geleakt wurde, als es dem Betroffenen mitgeteilt wurde. Das mediale Echo haben wir alle mitbekommen und ordentlich mitkritisiert. Das wollte der AR diesmal vermeiden, und auch wenn die offizielle AR-Sitzung erst diese Woche stattfindet, stehen die AR Mitglieder sicherlich auch so im Austausch. Als klar war, wie die Entscheidung bzgl. des Vorstands aussehen wird, wurde diese den beiden direkt mitgeteilt, damit diese es nicht wieder zuerst aus den Medien erfahren. Man hat ja mitbekommen, wie sich die BLÖD da wieder einen drauf gehobelt hat, es als Erste zu erfahren und zu vermelden. Als gäbe es dafür einen Preis oder eine Belohnung, widerlich halt. Mit Anstand hätte man damit auch einfach noch 1-2 Stunden warten können, aber nein, schon vor Abpfiff raus damit, um allen Spielern direkt nach Gewinn dieser emotionalen und knappen Meisterschaft direkt die Feierlaune zu vermiesen.
Damit kommen wir zum eigentlichen Problem: die Maulwürfe, die alles den Medien stecken. Ich kenne das aus meinem Unternehmen (also AR Sitzungen, nicht Maulwürfe), wenn AR-Sitzung ist, dann sitzen da nicht die 5 Hanseln allein unter sich abhörsicher im Luftschutzbunker und erfahren erst da die Themen, um die es geht und entscheiden dann dort spontan und geheim, was wie wo passieren soll. Nein, da sind jede Menge Leute involviert. Bei uns z.B. sind mind. 2 Personen aus der IT vor Ort, falls die feinen Herren Probleme mit ihrer IT haben (Beamer, Anschlüsse, Präsentationsmedien etc.), es sind diverse Sekretariate von allen Beteiligten involviert, die allesamt sicherlich auch E-Mail Zugriff haben etc. Da gibt es überall massiv viele Stellen, wo Maulwürfe am Start sein könnten. Da muss ja nur die Sekretärin in der Kaffeeküche mit einer anderen Kollegin reden a la "oh mann, die hauen echt den Kahn raus nächste Woche" und schon hast 0 Kontrolle mehr, wo und wie das weitergeht. Menschen tratschen nunmal gerne, sind gerne wichtig. Richtig mies und unnötig, aber ist halt leider so überall. Das soll das Thema nicht verharmlosen oder rechtfertigen, aber vielleicht erklären. Jedenfalls finde ich persönlich es richtig und fair, dass Hoeneß und Hainer sofort nach Treffen der Entscheidung direkt Kahn und Brazzo angerufen und es ihnen erklärt haben. Man stelle sich vor, die erfahren das während des Spiels aus den Medien.
Wie da jetzt die Gespräche verlaufen sind, vor allem mit dem Vulkahn, wissen nur die Beteiligten. Kahn selbst hat wohl sehr lange Zeit nicht damit gerechnet, dass er mal zur Debatte stünde, man hat ja in der letzten Zeit öfter gelesen, dass er erst kämpferisch und kommunikativer wurde, als er Wind davon bekommen hat, vielleicht abberufen zu werden. Über Brazzo möchte ich gar nicht viel schreiben, da wurde in den letzten Jahren alles schon gesagt, mit allem Lob und Kritik. Dass sein Herz für Bayern schlägt ist sicherlich unbestritten, genau wie bei Kahn. Aber das allein reicht halt einfach nicht immer.
Ich will da jetzt weiß Gott nicht alles abfeiern, was und wie es passiert ist. Ich bin derselben Meinung, dass UH da schon vor Jahren hätte komplett loslassen müssen und man muss den Neuen auch ihre Zeit geben, ihre Ideen zu entwickeln und einzubringen. Es ist aber nichtsdestotrotz Aufgabe des Aufsichtsrats, darauf zu achten, dass das Unternehmen im Sinne der Eigentümer vom Vorstand geführt wird. Wenn es da eben in Richtungen geht, die dem AR und den Eigentümern nicht gefallen oder sogar konträr sind, müssen sie handeln. Wenn sich der FC Bayern als familiär darstellen möchte, unter der neuen Führung aber die Vertrauensbasis zwischen Spielern und Vorstand, Fans und Vorstand und Mitarbeitern und Vorstand immer mehr abhanden kommt, ist das nunmal irgendwann ein Grund zum Handeln. So Leid es mir für Kahn und Brazzo tut.