Puh, also, auf der einen Seite verstehe ich ja, wenn man von ausreichender Offensivqualität spricht – egal, ob Coman jetzt noch geht oder bleibt. Auf der anderen Seite ist das meiner Meinung nach aber auch eine sehr theoretische Qualität. Wenn ich mir die von
@Solomo angesprochenen sieben Spieler für vier Positionen anschaue, sprich Kane, Tel, Gnabry, Sané, Müller, Musiala und Olise, dann liest sich das auf dem Papier sicher super: Kane ist ein absoluter Top-Stürmer und unangefochten, Tel kann durch weniger Spieler auf mehr Minuten kommen, sowohl auf den Außen als auch im Sturmzentrum, Musiala ist ebenfalls unangefochten und Olise hat einen ganzen Sack voll Potential im Gepäck.
Aber: Gnabry und Sané haben seit Jahren keine konstante Saison mehr gespielt und beide haben sehr oft mit Verletzungen zu kämpfen. Besonders bei Gnabry fehlt mir einfach der Glaube, dass er sich dauerhaft auf hohem Niveau stabilisiert. Sané traue ich das sogar noch zu, obwohl die letzten Jahre auch genug Argumente dagegen geliefert haben: Ein halbes Jahr Weltklasse, dann ein halbes Jahr biederer Durchschnitt. Und Müller ist zwar Müller, aber halt ein in die Jahre kommender Müller.
Sprich: Wenn man konstanten Erfolg und konstant gute Leistungen haben möchte – was ja schon so ein bisschen der Anspruch in München sein sollte – dann sind besonders Gnabry und Sané große Wundertüten, auf die man sich, so leid es mir tut, über eine gesamte Saison nicht verlassen kann. An Müller nagt, wie gesagt, so langsam der Zahn der Zeit. Was ja auch völlig normal ist, als Bankspieler will ich den Kerl trotzdem noch zwei, drei Jahre im Team haben. Er sorgt für gute Stimmung und kann nach Einwechslung auch noch Impulse setzen.
Ich wünsche mir natürlich, dass mich Gnabry und Sané Lügen strafen und plötzlich in ihrem Spiel konstante Leistungen abliefern. Aber wenn nicht, dann ist man Offensiv wirklich nicht so Dicke aufgestellt. Und Talente wie Irankunda brauchen da sicherlich noch ein bisschen Zeit, genauso kann man von Tel nicht plötzlich erwarten, vorne komplett zu dominieren. Der Junge steht auch noch am Anfang seiner, potentiell großartigen, Karriere.
Es kommt halt drauf an, was man will: In Ruhe junge Spieler entwickeln, deswegen im Kader nicht noch mehr Konkurrenz schaffen und dabei gegebenenfalls Misserfolge in Kauf nehmen? Oder sofort und direkt Leverkusen wieder vom Thron stoßen? Ich bin mit Variante eins total happy, aber der Verein (und auch die Medien) werden eher Variante zwei erwarten. Dafür könnte es dann Offensiv doch etwas dünn sein – und dann brennt in Windeseile wieder der Baum und alle langfristigen Projekte werden ad acta gelegt, um kurzfristig den Erfolg ohne Rücksicht auf Verluste durchzuboxen. Was dann auch ziemlicher Mist wäre.