Machbar wäre ein Spieler, der wirklich präzise Flanken mit Speed kann. Weiß aber auch nicht, auf wen das gerade zutrifft. Daneben muss halt die Schussplazierung besser werden, dass man nicht alles in den Nahbereich oder Sweet Spot des Torhüters schießt. Das ist dann Trainings- und Kopfsache, können tun es ja alle Kandidaten.
Schon, aber ein kleines Problem ist da auch unsere Box-Besetzung, die mir für Flanken en masse einfach zu gering und zu Kopfballschwach ist. Jamal hat jetzt ein paar Kopfballtore gemacht, aber grundsätzlich haben tief stehende Gegner gegen uns oft die klare Lufthoheit in deren 16er.
Gegen die Busparker haben wir natürlich wenig Anlaufspeed als Mannschaft, Umschaltmomente mit Tempo entstehen durch die frühen Balleroberungen, wenn der Gegner dann entsprechend etwas unsortierter steht. Gegen eine 10er Abwehr kommt das aber natürlich eher selten vor.
Also müssen wir den Gegner auseinanderspielen, was ja auch gelingt, aber im 16er selbst sind da halt meistens nur Kane und der einlaufende 10er (Musiala). Das macht es für den Flankenden eben auch nicht leicht. Wir stehen bei eigenem Ballbesitz und mauerndem Gegner ja in etwa so:
Damit schnüren wir den Gegner ja auch komplett ein und die AV haben bei Kontersituationen längst nicht so weite Wege zurück, als wenn sie ganz außen die Winger zum Flanken hinterlaufen würden. Das ist sehr stabil, aber für z.B. einen Gnabry wäre es natürlich schön, wenn Davies ganz links käme und er vermehrt als Abnehmer in die Box gehen kann (wo er ja durchaus stärken hat). Das passiert aber nur bei Ballgewinnen, aus denen eine gewisse Eigendynamik entsteht. Gegen ein Augsburg vom WE ist das kaum möglich, weil solche Mannschaften einfach nie aufmachen und selbst bei Ballbesitz gar nicht das Spiel eröffnen wollen.
Die obige Formation im Bild schafft halt Kontrolle, lässt nach hinten wenig zu (Davies und Laimer/Guerreiro sind bei echten Ballverlusten recht schnell wieder auf echten AV-Positionen. Ok, Davies sehr schnell, Guerreiro nicht ganz so schnell) und die IV kommen nicht so schnell in unlösbare 1vs2 Situationen wie gegen Barca. Wir sind auch insgesamt defensiv schneller in der 1vs1 über den ganzen Platz Haltung und können bei Ballgewinn schneller wieder formiert anrollen. Zu Saisonbeginn haben wir noch nicht so gespielt und waren offensiv etwas spektakulärer, dafür aber auch anfälliger. Was wir jetzt spielen, ist mMn durchaus eine Lehre aus dem Barca-Spiel und es funktioniert ja auch. Der Gegner wird mürbe gemacht und irgendwann kommt eben die Lücke.
Um das perfekt zu spielen, bedarf es noch mehr Präzision im Passspiel, aber man kann nicht alle Aufgaben auf einmal erledigen. Zu Saisonbeginn stand das hohe Pressing und das krasse Ball erobern im Gegenpressing im Vordergrund. Das ist ja auch die Ursuppe für unseren Fußball unter Kompany. In den letzten Wochen ging es mehr darum, stabil zu stehen, Kontrolle und Absicherung zu verbesseren. Beide Phasen würde ich als erfolgreich betiteln. Der nächste Schritt sollte dann sein, mehr Präzision und Automatismen zu bekommen, das eigene Spiel einfach noch selbstverständlicher zu machen. Wenn das dann erledigt ist, kann man daran gehen, flexibler zu werden und das Ganze auch mal aufzubrechen, um wieder mehr Überraschungsmomente zu bekommen - und eben die Box mal situativ stärker zu besetzen, weil jeder die Abläufe bei Ballverlusten komplett verinnerlicht hat und wir uns ein paar mehr Freiheiten und ein bisschen mehr produktives Chaos und Geballer in der Offensive einfach leisten können.