Ich glaube, wenn man Klinsmann nicht von Haus aus mag - so wie ich - dann tut man sich generell ziemlich schwer mit ihm.
Ich bin grundsätzlich kein nachtragender Typ und finde auch die Einstellung "der hat den Verein vor xy Jahren mal abgezockt, deshalb ist er bei mir unten durch" oder ähnliche Verhaltensweisen fernab des Fußballs für nicht förderlich und eher charakterschwach - das ist aber nur meine Meinung, die ebenso viel/ebenso wenig zählt wie konträre Meinungen (also bitte daran nicht aufschaukeln).
Klinsmann gibt den Reformer und geht diese Linie ohne große Kompromisse. Das muss klar sein, wenn man ihn holt. Das war auch den Bayern klar. Man hatte jahrelang Änderungen nur am Spielerkader durchgeführt und alles andere unangetastet gelassen, was zusammen mit fähigen Trainern (ja, auch Magath war auf seine Art fähig - in seinem ersten Jahr wurde alles in Grund und Boden gerannt) zu schönen Erfolgen reichte. Solche Trainer sind bequem und beliebt.
Nur hinkte der FC Bayern international strukturell längst hinterher. Und da braucht es einen Klinsmann, damit Strukturen eingeführt werden, die international längst Standard sind und alter Filz (der sich überall, wo lange unter denselben Leuten relativer Erfolg herrscht, auftritt) beseitigt wird. Deutschland jammert ja gerne, wenn es hinterher hinkt, tut sich aber unheimlich schwer, erfolgreiche Modelle aus dem Ausland zu übernehmen. Solche Trainer sind dann beliebt, wenn sie den Titel hochhalten, haben es ansonsten aber schwer. Und ich glaube auch, dass Klinsmann eher zwei als zehn Jahre Trainer bleibt. Dennoch sind solche Trainer ungeheuer wichtig. Nehmen wir mal an, Klinsmann geht 2010 und für ihn kommt ein guter, konservativer Trainer. Der hat dann das Paradies auf Erden, nämlich einen FC Bayern, der fit für die Zukunft ist. Und viele Fans werden über den gescheiterten Klinsmann lästern, der sowieso nie zum FC Bayern gepasst hat.